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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Greine
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zu
können.
    Okay, ich habe auch keine
Wahl. Glücklicherweise habe ich immer mein Handy dabei, wenn ich joggen gehe
und Gabes Nummer ist noch von der Hochzeit gespeichert. Mir wird übel, bei dem
Gedanken, ausgerechnet ihn anzurufen und ich wähle mit zitternden Fingern. Angestrengt
lausche ich dem Klingeln, nach dem dritten Mal geht er ran.
    „Was willst du, Jules?“,
fragt er genervt.
    Na, tolle Begrüßung! Ich
versuche wirklich mich zusammenzureißen, um ihm die Situation sachlich zu
erklären, aber in dem Moment, als ich seine Stimme höre, setzt irgendetwas bei
mir aus.
    „Gabe…“, schluchze ich in
das Telefon bevor mir die Stimme versagt.
    „Jules? Was ist passiert,
Mädchen?“
    Ich kann nicht antworten,
der Kloß in meinem Hals lässt keine Worte durch.
    „Wo bist du? Rede mit
mir!“
    Er klingt wirklich besorgt
und selbst das sonst so spöttische „Mädchen“, hörte sich fast schon liebevoll
an.
    Ich hole tief Luft und
blinzele die Tränen weg, die sich in meinen Augen sammeln.
    „Im Wald, ich bin beim
Joggen gestürzt und mein Knie… Ich kann nicht aufstehen.“, erkläre ich ihm mit
erstickter Stimme.
    „Ich bin sofort da!“ höre
ich nur noch, dann wird die Verbindung unterbrochen.
     
    Erschöpft lehne ich meinen
lädierten Kopf wieder an den Baum und schließe die Augen, bis ich schnelle
Schritte auf dem Waldweg höre. Als ich Gabe entdecke, öffnen sich alle
Schleusen und ich weine hemmungslos vor Schmerzen und Erleichterung, dass er
mich gefunden hat. Er kniet sich neben mich, nimmt mein Gesicht in beide Hände
und küsst mich vorsichtig auf die Stirn, bevor er mich sanft in seine Arme
zieht und meine tränennasse, schmutzige Wange an seine Schulter legt. Er hält
mich fest, bis ich mich soweit beruhigt habe, dass ich wieder ein wenig
sprechen kann. Vorsichtig bewegt er mein Knie und ich stöhne auf vor Schmerzen.
Er sieht sich meine Kopfwunde an und erklärt mir, dass es nur ein Kratzer wäre,
der nicht genäht werden müsste. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich muss nicht
zum Arzt, denke ich erleichtert.
    Als er mich hochhebt und
mich den Weg in Richtung Parkplatz trägt, erstarre ich kurz und versuche, mich
aus seinen Armen zu befreien.
    „Ich schaffe das schon,
Gabe. Wenn du mich nur ein bisschen stützen würdest?“
    „Nichts da, ich trage
dich. Du darfst das Knie jetzt auf keinen Fall belasten.“, antwortet er streng.
    „Nein, du brauchst mich
nicht zu tragen, ich bin viel zu schwer dafür.“, versuche ich es noch einmal.
    Er sieht mich an, als würde
er gleich explodieren.
    „Verdammt Jules, du bist
nicht zu schwer! Ich trage dich zum Auto und ich trage dich auch ins
Krankenhaus. Keine weiteren Diskussionen!“
    Ich fange an zu zittern,
bevor seine Worte ganz in mein Gehirn vordringen können. Krankenhaus? Das ist
jetzt nicht sein Ernst!
    „Nein Gabe, kein
Krankenhaus. Bitte! Bring mich einfach nur nach Hause, ich komme dann schon
klar.“
    Er sieht mich nur an und
zieht eine Augenbraue hoch. Mittlerweile stehen wir neben einem schwarzen SUV
und Gabe öffnet die Beifahrertür und setzt mich vorsichtig hinein. Okay, in
einem Punkt gebe ich ihm Recht. Ich war ihm anscheinend wirklich nicht zu
schwer, er ist noch nicht einmal ein kleines bisschen aus der Puste.
    „Ich lasse nicht mit mir
verhandeln, Jules. Dein Knie gehört behandelt. Ich bin Arzt, würde ich dich
jetzt nach Hause bringen, wäre das wahrscheinlich unterlassene Hilfeleistung.“
    Ich zittere am ganzen
Körper, sogar meine Zähne klappern und ich kann ihn nur aus großen, panischen
Augen anstarren. Meine Stimme gehorcht mir nicht mehr und ich fange hektisch an
zu atmen. Mir wird schwindelig, schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen, als
Gabe mich an den Oberarmen packt.
    „Nein Jules, du wirst
jetzt keine Panikattacke bekommen! Atme! Langsam und gleichmäßig. Ich weiß, du
hast das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen, aber keine Angst, du bekommst
Luft. Ganz langsam. Tief atmen. So ist es gut. Weiter so. Scht, ganz ruhig. Ich
bin ja da.“
    Er schafft es nach ein
paar Minuten, mich zu beruhigen und mein Gesichtsfeld klärt sich langsam
wieder, trotzdem zittere ich noch immer vor Angst. Er nimmt meine bebenden
Hände und streicht mir beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken. Als ich
zu ihm aufschaue, sieht er mir tief in die Augen.
    „Warum hast du bloß so
eine panische Angst vor Ärzten?“
    Ich schüttele nur den Kopf
und sehe zu Boden. Ich kann nicht darüber reden, es geht einfach nicht.

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