Hoffnung am Horizont
ihm beobachtet. Mit der Gabel
picke ich in meinen Rührei herum und schiebe es auf dem Teller hin und her.
„Jules, hör auf damit und
iss!“, jetzt sieht er doch wieder grimmig aus. Verlegen schaue ich auf meinen
Teller.
Da nimmt er meine Hände in
seine und sieht mich durchdringend an.
„Du musst bei mir nicht
darauf achten, was oder wie viel du isst. Dein Körper ist in meinen Augen
perfekt, so wie er ist. Ich möchte nichts daran ändern, nicht ein einziges Gramm.“
Plötzlich habe ich einen
Kloß im Hals und Tränen brennen in meinen Augen. Ich schlucke dagegen an, will
auf keinen Fall vor ihm losheulen, aber Gabe zieht mich in seine Arme, legt
meinen Kopf an seine Brust und küsst mich sanft auf den Scheitel.
„Mein Mädchen, wer hat
dich nur so kaputt gemacht, dass du dich selbst so verabscheust. Wer hat dich
so verletzt, dass du mir nicht glaubst? Was ist dir nur passiert?“, flüstert er
leise.
Leise rollt nun doch eine
einzelne Träne über meine Wange auf sein Shirt und durchnässt es. Gabe murmelt
beruhigende und verständnisvolle Worte in mein Haar, aber ich kann nur
schweigen. Irgendwann löse ich mich von ihm, bin auf einmal wieder total
verunsichert und es ist mir peinlich, dass er so genau weiß, was in mir
vorgeht, dass meine Appetitlosigkeit mit ihm zusammenhängt. Ich kann ihn nicht
einmal ansehen. Als würde er spüren, dass ich jetzt einen Moment für mich
brauche, um mich zu sammeln, steht er auf, nimmt unsere Teller und geht in die
Küche. Ich höre ihn dort rumoren und Waltons Wasserschüssel auffüllen, lege
mich auf dem Sofa zurück und hänge meinen Gedanken nach, bis er nach einiger
Zeit wiederkommt. Er hat einen Stapel DVDs in der Hand.
„Ich habe uns ein wenig
Unterhaltung mitgebracht. Ich hoffe, ich habe deinen Geschmack getroffen. Ist
dir eher nach was Lustigem oder Action? Hier ist von allem etwas dabei, ich
glaube sogar etwas Romantisches.“
Beim Wort „romantisch“
verzieht er ziemlich eindeutig das Gesicht. Typisch Mann…
Ich muss lächeln, dass er
sich so viel Mühe gibt, mich bei Laune zu halten und schaue den Stapel durch.
„Den hier!“, entscheide
ich und halte den ersten Teil der Bourne-Trilogie hoch. Matt Damon geht immer!
Wir legen uns auf die
Couch und Gabe zieht mich völlig selbstverständlich mit dem Rücken an seine
Brust, den Arm um meine Taille geschlungen. Ich genieße diese Nähe und kuschele
mich dichter an ihn. In seinen Armen fühle ich mich sicher und geborgen, fast
schon geliebt. Die Wärme seiner Hand dringt durch mein Shirt, seine Finger
streicheln träge meinen Bauch, während wir den Film schauen.
Ich bin total erschöpft
und irgendwann gegen Ende, bei den letzten spannenden Kämpfen von Jason Bourne,
schlafe ich ein und erwache erst wieder, als es schon dunkel wird.
Gabe hat eine Decke über
mich gebreitet, während ich geschlafen habe, ist aber nirgendwo zu sehen. Ich
humpele auf den Krücken in die Küche, da sitzt er am Tisch und liest. Als ich
hereinkomme sieht er hoch.
„Na du Schlafmütze. Geht’s
dir besser? Oder hast du wieder Schmerzen?“
Ja, mein Knie schmerzt
sehr und auch der Kopf tut wieder weh. Ich sehe, dass unser Abendessen schon im
Ofen steht, der Tisch ist gedeckt. Schwer lasse ich mich auf einen Stuhl
plumpsen. Anscheinend hat Gabe auf mich gewartet, denn er füllt uns auf und
setzt sich mir gegenüber.
„Warum bist du gestern
gekommen, als ich dich angerufen habe?“
Die Frage ist heraus,
bevor ich darüber nachgedacht habe. Einen Moment isst er schweigend, mustert
mich nur durchdringend.
„Du hast mich gebraucht.“,
sagt er schließlich und zuckt mit den Schultern, als würde das alles erklären. Aber
das tut es nicht. Zumindest nicht für mich.
„Spielst du immer den
Retter, wenn eine Frau dich braucht?“
Es sollte eigentlich
scherzhaft klingen, aber ich höre selbst diesen Hauch von… Eifersucht? Gabe
sieht mich an und zieht fragend eine Augenbraue hoch, bevor er antwortet.
„Nein, nicht bei jeder
Frau. Aber bei jedem Freund.“
Jetzt bin ich es, die ihn
fragend ansieht.
„Sind wir das Gabe?
Freunde?“, frage ich leise. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich Angst
vor seiner Antwort. Ich muss an die vielen Male denken, die er mich ignoriert
hat, die er mich wütend angefunkelt oder angeknurrt hat. Versteht er das unter
Freundschaft? Oder habe ich sein Verhalten immer falsch gedeutet?
„Ja, Jules. Wir sind
Freunde.“
Er sieht mir direkt in die
Augen, aber ich kann seinen
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