Hoffnung am Horizont
den Kopf schütteln, antworte aber immer brav, damit er sich nicht noch
mehr Sorgen macht, obwohl ich eigentlich so langsam ziemlich genervt bin und das
Gefühl habe, ich wäre ein Kleinkind, das nicht auf sich selbst aufpassen kann,
das man kontrollieren muss.
Abends, als ich gerade mit
Walton vom Strand komme, erwartet er mich schon vor meiner Haustür. Seufzend
schließe ich auf und bitte ihn hinein.
Bevor er eine Chance hat,
fange ich schon an, auf ihn einzureden.
„Gabe, das geht so nicht! Ich
dachte, das Thema hatten wir schon. Du kannst mich nicht den ganzen Tag
überwachen, vor allem nicht, wenn du arbeiten musst. Es geht mir gut, dem Baby
geht es gut und das wird auch so bleiben. Bitte, hör auf mich mit SMS zu
bombardieren. Wenn ich irgendetwas brauche, werde ich mich bei dir melden,
versprochen! Ansonsten komme ich sehr gut allein klar!“
Verdutzt sieht er mich an,
damit hat er scheinbar nicht gerechnet.
„Oh… Okay. Ich… wollte
dich nicht nerven. Sorry!“
Huch? Dass er so schnell
einknickt hätte ich ja nicht gedacht. Eher, dass es jetzt wieder große
Diskussionen gibt, aber gut. Ich atme tief durch und mache ihm ein
Friedensangebot.
„Hast du Hunger? Ich
wollte mir gerade etwas zu essen warm machen. Vielleicht magst du mitessen?“
„Ähm, ja. Warum nicht.
Wenn ich darf.“
Schnell gehe ich in die
Küche und hole den vorbereiteten Auflauf aus dem Kühlschrank und stelle ihn in
den Ofen zum Aufwärmen. Dann greife ich mir noch eine Flasche Bier für Gabe aus
der Kühlung und gehe zurück ins Wohnzimmer. Gabe hat es sich in der
Zwischenzeit auf dem Sofa bequem gemacht. Wie er da so sitzt, auf meiner Couch,
die langen Beine von sich gestreckt und einen Arm locker über der Rückenlehne,
muss ich schlucken. Er sieht einfach aus, als würde er genau da hingehören. Ich
schüttele den Kopf, um diese wehmütigen Gedanken zu vertreiben und setzte mich
zu ihm.
„Magst du ein Bier?“,
frage ich und bin auf einmal ein wenig befangen.
„Gern, danke.“
Er nimmt die Flasche und
trinkt in langen Zügen, die seinen Adamsapfel hüpfen lassen.
„Es tut mir leid, dass ich
dich eben so angefahren habe. Ich glaube, wir sollten dringend mal ein paar
Sachen klären und ein paar Regeln festlegen.“
Abwartend, fast fragend
sieht Gabe mich an und nickt zögernd, dass ich weitersprechen soll.
„Bei dir komme ich mir
vor, wie auf einer ewigen Berg- und Talfahrt. Im einen Moment bist du so
unnahbar, und im nächsten wieder so liebenswert und fürsorglich. Tagelang höre
ich nichts von dir und dann wieder bekomme ich eine SMS nach der anderen, wie
heute. Nach gestern Abend dachte ich, wir hätten eine Grundlage geschaffen, wie
wir in Zukunft miteinander umgehen können und das war gut so, aber heute
wieder… Ich kann das einfach nicht mehr, verstehst du Gabe? Wir werden Eltern,
aber wir sind kein Paar. Du hast dein eigenes Leben, deine eigenen
Vorstellungen und die stimmen mit meinen nicht überein. Lass uns einfach… ich
weiß nicht… Freunde sein. Eltern. Ich wünsche mir einen entspannten Umgang mit
dir, auch und gerade für unser Baby. So wie gestern. Meinst du, das bekommen
wir hin?“
Gabe sieht mich einen
Moment schweigend an, seine Schokoaugen bohren sich förmlich in meinen Blick,
die Augenbrauen ziehen sich immer mehr zusammen, als würde er nicht so ganz
verstehen, was ich meine. Aber bevor ich es näher erklären kann, setzt er zum
Sprechen an.
„Okay, was genau willst
du? Soll ich nicht mehr herkommen? Keine SMS schreiben oder anrufen? Willst du
keinen Kontakt mehr, bis das Baby da ist? Du kannst nicht verlangen, dass ich
mir keine Sorgen mache, das kann ich nicht! Dafür bedeutest du mir zu viel. Ihr
beide!“
„Nein, das meine ich ja
auch nicht. Natürlich können wir Kontakt haben, und wir können uns auch mal
treffen oder so. Aber lass mir auch ein bisschen Raum, ein bisschen Abstand.
Wir gehen weiter gemeinsam zu den Arztterminen und ich melde mich bei dir,
falls irgendetwas sein sollte und von mir aus können wir auch ab und an einen
Kaffee trinken gehen, aber mehr nicht. Bitte Gabe!“
„Okay, ich verstehe, was
du meinst. Du hast recht, wir sind kein Paar.“
Wir sind kein Paar! Immer
wieder hallen diese Worte fast schon schmerzhaft durch meinen Kopf. Gabe hat
scheinbar keine Ahnung, wie ich mich fühle, was ich für ihn empfinde. Ich
möchte ihn doch eigentlich gar nicht von mir stoßen, innerlich hatte ich
gehofft, dass Gabe protestiert und… ja was eigentlich? Mir
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