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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Greine
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geflohen, aber ich glaube nicht, dass es lange dauert, bis ich ihn
wiedersehe und was dann? Was soll ich ihm sagen, warum ich nicht zu ihm ziehen
will? Er hat ja Recht mit seinen Argumenten.“, flüstere ich. Niedergeschlagen
sehe ich aus dem Fenster in den grauen Morgen. Annie schweigt eine Weile, als
würde sie über etwas nachdenken.
    „Okay.“, sagt sie dann.
„Und wenn du ihm einen Schlüssel zu deiner Wohnung gibst?“
    Ich verstehe nicht ganz,
worauf sie hinaus will.
    „Was soll das denn
bringen?“
    „Naja, Gabe scheint das Gefühl
zu brauchen, dass er eine gewisse Kontrolle hat. Er macht sich Sorgen und hat wahrscheinlich
Angst, dass dir oder dem Kind wieder irgendetwas zustößt. Ich kann mir sein
Kopfkino nach den Blutungen schon vorstellen. Beim nächsten Mal klappst du
womöglich einfach zusammen, schaffst es nicht mehr, ihn anzurufen oder die Tür
zu öffnen. Und dann? Wenn er einen Schlüssel hätte, würde er sich vielleicht
weniger Sorgen machen, weil er dann ja im Notfall jederzeit bei dir hereinkäme.“
    Hm, Annie hat wohl recht.
Für Gabe war es wahrscheinlich alles andere als einfach, mich hier so zu
finden. Aus seiner Sicht habe ich das Ganze noch gar nicht betrachtet.
Zumindest um das Baby hat er sich furchtbar gesorgt und das ist wahrscheinlich
nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, auch wenn jetzt wieder alles gut ist.
    Das Telefonat mit Annie
hat mir geholfen, ich fühle mich deutlich ruhiger. Während ich mit Walton
rausgehe und mir danach etwas zu Essen mache, denke ich in Ruhe über ihren
Vorschlag nach. Ja, ein Schlüssel ist wohl die beste Idee. Ich schreibe ihm
eine kurze SMS, frage ihn, ob wir uns heute Abend treffen können und wenn Gabe
nachher kommt, werde ich ihm den Vorschlag machen.
    Jetzt wieder entspannt,
kuschele ich mich mit meiner Decke auf die Couch und mache den Fernseher an.
     
    Es klingelt. Mehrfach!
Irgendjemand klingelt an meiner Tür Sturm und holt mich aus einem diffusen
Traum, der sich sofort verflüchtigt, als ich die Augen einen Spalt öffne. Wieder
ein langanhaltendes Klingeln. Okay, irgendjemand ist da ganz schön ungeduldig
und ich kann mir gut vorstellen, wer. Verschlafen wälze ich mich von der Couch
und schlurfe zur Tür.
    Natürlich, Gabe.
    Kaum habe ich geöffnet, da
überfällt er mich schon mit wütenden Worten und sorgenvollen Augen.
    „Verdammt Jules, wo warst
du? Ich stehe hier seit fast zehn Minuten und du machst nicht auf! Ich war kurz
davor die Tür einzutreten!“
    Wortlos drehe ich mich um,
wanke zurück ins Wohnzimmer und lasse mich wieder auf die Couch fallen. Noch
immer bin ich benommen vom Schlaf, die durchwachte Nacht hat ihren Preis und
die Müdigkeit hat mich fest im Griff. Gabe folgt mir unaufgefordert. Als ich in
die Kissen sinke, ist er sofort bei mir und nimmt meine Hand, seine Wut scheint
verraucht, die Sorge steht ihm jetzt ins Gesicht geschrieben.
    „Was ist los, Jules.
Geht’s dir nicht gut? Ist irgendetwas mit dem Baby?“
    Sofort überkommt mich das
schlechte Gewissen. Annie hatte wirklich recht, hätte er jetzt einen Schlüssel
gehabt, hätte er einfach hereinkommen können und wäre beruhigt gewesen.
    „Nein, alles okay. Ich hab
nur so tief geschlafen, ich habe die Klingel nicht eher gehört.
Entschuldigung.“
    Erleichtert höre ich ihn
aufatmen.
    „Mensch Mädchen, mach das
nie wieder! Du hast mich gerade zehn Jahre meines Lebens gekostet. Ich dachte
du liegst hier irgendwo und…“
    Nervös fährt er sich mit
beiden Händen durch die langen braunen Haare. Ich richte mich auf und greife
nach seinen zitternden Fingern.
    „Hey, es ist alles gut!
Ich sagte doch, es tut mir leid.“
    Seufzend stößt er die Luft
aus.
    „Genau deshalb wollte ich,
dass du bei mir einziehst. Jules, warum…“
    Ich unterbreche ihn, bevor
er noch fragen kann.
    „Ich kann nicht bei dir
einziehen, Gabe. Bitte, frag nicht warum, es geht nicht. Aber ich habe eine
andere Idee. Greif mal hinter dich auf den Couchtisch.“
    Er dreht sich um und nimmt
den Schlüssel, den ich da schon bereitgelegt habe.
    „Wofür ist der?“, fragt er
argwöhnisch.
    „Für meine Wohnung. Damit
kannst du jederzeit herein, wenn ich mal wieder einschlafe und die Klingel
nicht höre. Damit du nicht die Tür eintreten musst.“, erkläre ich ihm
augenzwinkernd.
    Innerhalb von Sekunden
zucken die Gefühle über sein Gesicht, so schnell, dass ich sie nicht deuten
kann. Aber am Ende sehe ich Erleichterung in seinen warmen, schokobraunen
Augen.
     „Danke!“
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