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Hoffnung am Horizont

Hoffnung am Horizont

Titel: Hoffnung am Horizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Greine
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sagt er nicht dazu,
aber ich sehe, dass ihm diese Geste viel bedeutet.
    Einen Moment schauen wir
uns nur schweigend in die Augen, bis sein Blick anfängt über meinen Körper zu
wandern. Da erst wird mir bewusst, wie ich aussehen muss. Ich trage meine
älteste Jogginghose und einen ausgeleierten Pulli. Ich bin ungeschminkt und
habe wahrscheinlich pechschwarze Ringe unter den Augen, als Folge der letzten
Nacht. Ich habe noch nicht einmal geduscht, obwohl es mittlerweile schon später
Nachmittag ist. Auf einmal werde ich so unendlich verlegen. Ich zupfe an meinem
alten Sweatshirt und senke den Blick.
    „Ich… äh… ich sollte mal
schnell unter die Dusche.“, stammele ich und springe auf, aber Gabe hält mich
am Handgelenk zurück.
    „Jules, warte kurz.
Eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir etwas Essen gehen wollen.“
    Essen gehen? Das klingt ja
fast wie ein Date. Bis auf den Tag in der Bar, als seine Ex aufgetaucht ist,
und das zufällige Treffen im Coffeeshop, waren wir noch nie öffentlich irgendwo
zusammen. Aber nein, Jules, rufe ich mich selbst zur Ordnung. Das hier ist kein
Date! Es ist nur ein Essen unter… Ja, was? Freunden? Zufällig gemeinsam
werdenden Eltern? Keine Ahnung, aber ich habe Hunger, da werde ich diese
Einladung sicher nicht ausschlagen.
    „Okay, ein Grund mehr zum
Duschen und mir etwas Vernünftiges anzuziehen. Ich will ja niemanden
verschrecken!“, scherze ich. Aber Gabe lacht nicht. Ernst sieht er mir in die
Augen und zieht mich dichter zu sich herüber.
    „Du verschreckst
niemanden. Du bist wunderschön, Jules.“
    Ich schlucke trocken und
kann meinen Blick nicht von seinen Augen lösen.
    „Darf ich?“, fragt Gabe
leise und zeigt auf meinen Bauch. Ich kann nur nicken. Ganz vorsichtig schiebt
er seine große Hand unter meinen Pullover und legt sie warm und liebevoll auf
meine kleine Babykugel. Ein Kribbeln durchfährt mich, als er sanft mit den
Fingerspitzen über meine nackte Haut streicht. Diese Berührung hat nichts
erotisches, aber die Luft knistert zwischen uns, dass mir der Hals eng wird,
als ich die Liebe für dieses kleine Wesen in Gabes Augen erkenne. Wenn er doch
nur mich so lieben würde!
    Minutenlang stehen wir so
unbeweglich bei einander, bis ich mich räuspernd löse.
    „Ich sollte jetzt mal…
Sonst kommen wir heute nicht mehr los.“, versuche ich die fast greifbare
Spannung zwischen uns zu lösen und gehe in Richtung Badezimmer.
    „Ja, und Jules?“
    Gabes Stimme klingt ein
wenig heiser. Ich werfe ihm einen erstaunten Blick zu. Seine Augen leuchten und
ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen.
    „Lass die Haare auf!“
    Kopfschüttelnd und lachend
gehe ich ins Bad. Was hat der Mann nur mit meinen Haaren?

 
Kapitel 22
     
    Grinsend sitze ich am
nächsten Morgen mit meinem Kräutertee am Esstisch und lasse den gestrigen Abend
Revue passieren. Gabe hat mich in ein kleines italienisches Restaurant etwas
außerhalb von Boothbay Harbor eingeladen. Bei Antipasti und Pasta haben wir
gelacht und geredet, als würden wir uns seit Jahren kennen. Zwischen uns war
eine entspannte Vertrautheit, wie ich sie so selten erlebt habe mit ihm.
Gestern Abend waren wir wirklich Freunde. In jeder Gesprächspause herrschte
angenehmes Schweigen, auch wenn es davon nicht so wahnsinnig viele gab, weil
uns die Themen nicht ausgingen. Er hat mir von seinem Leben als Footballprofi
und seiner jetzigen Arbeit im Krankenhaus erzählt und ich ihm von den Windparks
in Japan und meinem Studium. Wir haben herzlich über alte Anekdoten aus meiner
Studienzeit gelacht und darüber, was ich schon alles mit Chris und Annie erlebt
habe. Ich muss schon wieder lächeln, als ich Gabes erstaunten Gesichtsausdruck
vor Augen habe, nachdem ich ihm erzählt habe, wie Annie einmal auf einer Feier
sturzbetrunken in einem Brunnen gelandet ist. Ja, so kennt er Annie gar nicht,
aber früher waren wir ganz schön… naja, wild?! Es war ein wunderschöner Abend
und ich hoffe, dass wir uns dadurch ein wenig näher gekommen sind. Zumindest
sind wir auf dem richtigen Weg. Auch wenn ich Gabe noch immer liebe und das ja
leider nicht auf Gegenseitigkeit beruht, haben wir gestern eine Basis
geschaffen. Ich glaube, wenn wir darauf aufbauen, können wir es schaffen und
gemeinsam unser Kind großziehen, ohne ein Paar zu sein.
    Den ganzen Tag über kommen
immer wieder SMS von Gabe, in denen er mich fragt, ob es mir gut geht. Ob ich
vernünftig gegessen habe. Ob ich mich auch genug ausruhe. Nach der fünften kann
ich nur noch

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