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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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sie nicht aus den Augen ließ. Emma indes ignorierte ihn völlig. Ein geschickter Schachzug von ihr.
    Es würde Kit guttun, sich ein wenig zu verlieben, dachte Hugo, vor allem, wenn seine Gefühle nicht in gleichem Maße erwidert würden. Er selber besaß wenig Erfahrung mit Damen der Gesellschaft – er war zu lange bei der Armee gewesen. Gleichwohl schien ihm Emma genau die Frau zu sein, die Kit eine notwendige Lektion erteilen könnte, falls sie sich irgendwann entschloss, ihn überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Andererseits – warum sollte sie das tun?
    Hugo gestattete sich ein kleines Lächeln. In der nüchternen Welt der arrangierten Ehen wäre es nicht überraschend, oder? Die Erbin Emma brauchte einen Gemahl. Kit war sehr attraktiv – und für sie geeigneter als manch anderer Bewerber.
    Plötzlich wurde er von Schuldgefühlen übermannt und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Musik. Wie schnell waren seine Gedanken von der Liebe zur Ehe gewandert. Es war nicht seine Aufgabe, Emmas Zukunft zu arrangieren, nicht einmal, um seinen unverbesserlichen Bruder zu ändern. Kit war jung, jünger als Emma. Ein Flirt mochte für ihn eine Lehre sein – eine Ehe wäre eine Katastrophe. Er sollte sich nicht einmischen und die jungen Leute selbst entscheiden lassen.

6. KAPITEL
    „Du hast nach mir geschickt, Papa?“ Leise schloss Emma die Tür zum Arbeitszimmer hinter sich.
    Mit einem Lächeln erhob sich ihr Vater von seinem Stuhl. In der Hand hielt er einen Brief. „Emma, meine Liebe, wie gut du heute Morgen aussiehst“, sagte er und sah sie bewundernd an. „Keine Nachwirkungen des gestrigen Abends?“
    Emma lächelte. „Nein, Papa. Es war sehr amüsant. Und Partys auf dem Lande sind wesentlich harmloser als die Veranstaltungen in London.“
    Er zupfte an seinem Ohrläppchen. „Ja, darüber wollte ich mit dir reden, Liebes. Deine Tante Augusta hat geschrieben. Sie meint, du solltest in die Stadt zurückkehren, weil du sonst zu viel von der Saison verpasst. Du in deinem Alter …“
    Mit Erleichterung hörte Emma, dass die Nachricht nichts Schlimmeres enthielt. Die verwitwete, kinderlose Schwester ihres Vaters war entsetzlich umtriebig und tat ihr Möglichstes, sich in Emmas Leben einzumischen. „Verzeih, wenn ich dich unterbreche, Papa, aber ich wette, ich kann die Zeilen meiner Tante Wort für Wort hersagen. In meinem Alter“, begann sie, indem sie den Tonfall von Mrs. Warenne nachahmte, „werde ich als alte Jungfer enden, wenn ich mich nicht auf jeder einzelnen Feierlichkeit blicken lasse. Ständig kommen neue Gentlemen in die Stadt, und es ist so wichtig, die allererste Gelegenheit zu nutzen.“ Sie blickte durch ihre langen schwarzen Wimpern zu ihrem Vater auf. Der bemühte sich, ernst zu bleiben. „Habe ich recht, Papa?“
    „Nun, ich gebe zu, so etwas gibt sie zu verstehen. Aber …“ Plötzlich wurde er ernst. „Deine Tante ist besorgt. Du bist jetzt dreiundzwanzig Jahre alt und noch immer unverheiratet.“ Dann bemerkte er Emmas verletzten Gesichtsausdruck und beeilte sich hinzuzufügen: „Oh, ich habe all diese Mitgiftjäger mit großem Vergnügen fortgeschickt. Keiner von denen hat dich wirklich geschätzt. Dennoch, mein Liebes, ich mache mir Gedanken, was deine Zukunft angeht. Du weißt, ich bin nicht mehr der Jüngste, und wenn ich nicht mehr auf Erden weile, wirst du ganz allein hier zurechtkommen müssen.“
    Emma machte große Augen, als sie begriff, was er da sagte. Er schüttelte sogleich den Kopf, damit sie gar nicht erst widersprechen konnte. „Ich würde gern die Gewissheit haben, dass du versorgt bist, Emma. Genau wie deine Tante. Und sosehr du das Landleben auch liebst, du wirst zugeben müssen, dass wir nicht gerade überschwemmt werden von passenden Heiratskandidaten. Daher ist London wichtig für dich.“ Bekümmert sah er sie an und schloss: „Seit Jahren ist kein geeigneter Junggeselle hier in der Gegend aufgetaucht.“
    Emma blieb einen Augenblick lang still. Dann äußerte sie ganz leise und mit einer Stimme, die völlig anders klang als ihr sonst so selbstsicherer Tonfall: „Was ist mit Major Stratton, Papa?“
    Ihr Vater wirkte überrascht. „Nun“, erwiderte er beinahe schroff, „der Major ist sicher ein großartiger Mensch. Vielleicht sogar ein Held. Aber er ist nicht …“ Er legte die Hand auf den Arm seiner Tochter und meinte warnend: „Emma, er ist gezeichnet und verkrüppelt. Vielleicht ist er nicht einmal mehr ein richtiger Mann.“ Er errötete ein

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