HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
wenig, als ihm klar wurde, was er da vor seiner unverheirateten Tochter gesagt hatte, indes durfte er darüber nicht schweigen. „Er ist für dich kein passender Gemahl, Emma – und auch für keine andere junge Dame. Du darfst nicht mehr an ihn denken. Ich gebe zu, das ist schade, doch da kann man nichts machen.“
Emma betrachtete die Spitzen ihrer Slipper und versuchte das Durcheinander in ihren Gedanken zu ordnen, das die Worte ihres Vaters angerichtet hatten. Sie wollte eigentlich nur ihre Freundschaft zu Hugo Stratton wieder aufleben lassen. Sie hatte ihn niemals als möglichen Ehegatten angesehen. Obwohl … als Kind …? Nein, das waren romantische Schwärmereien gewesen und schon lange vergessen. Außerdem hatte jener Mann, der aus dem Krieg heimgekehrt war, nichts mit ihren Schulmädchenfantasien gemein. Plötzlich begriff sie, dass Hugo sich selbst für einen ungeeigneten Heiratskandidaten hielt. Aus freiem Willen würde er niemals um die Hand einer Frau anhalten.
Sie schluckte. Es musste wohl stimmen, was ihr Vater sagte. Wie stets wollte er lediglich ihr Bestes.
Gerade wollte sie ihm versichern, dass sie tun würde, was immer er wünschte, als sie sich an einen anderen Hugo erinnerte – so lebhaft, als stünde er vor ihr: Derjenige mit dem heiteren Funkeln in den Augen, wie er es einst besessen hatte. War dieser Hugo unrettbar verloren? Als sie auf Hardinge durch den Wald spaziert waren, hatte es einen Moment gegeben – da war er seinem früheren Selbst wieder ähnlich gewesen … Musste er wirklich ein verbitterter Eremit werden, nur weil er im Dienst für das Vaterland verwundet worden war? Das schien ihr nicht fair zu sein.
„Emma?“ Allmählich klang ihr Vater ungeduldig.
Emma lächelte ihn liebreizend an und wartete, bis die letzten Spuren seines Ärgers verflogen waren. „Tante Augusta hat ohne Zweifel recht, Papa. London während der Saison ist der richtige Platz für Heiratskandidaten. Und leider auch für Mitgiftjäger. Ich werde dorthin zurückkehren. Zufrieden, Papa?“
„Ja.“ Er lächelte. „Du bist ein kluges Mädchen, Emma. Du weißt, dass dies alles aus Sorge um dich geschieht.“ Er klang erleichtert.
Emmas Lächeln verschwand. „Ach, Papa, aber was ist mit dem Derby? Du sagtest, du würdest hingehen. Wenn ich indes in London bei Tante Augusta bin … Du willst mich doch nicht um die Gelegenheit bringen, Golden Star laufen zu sehen? Wo du ihn nach mir benannt hast.“ Mit einem Ausdruck kindlicher Hoffnung sah sie ihn an.
Er zupfte an seinem Ohrläppchen. „Nun“, erwiderte er und betrachtete den Brief in seiner Hand. „Ich denke, es wäre möglich, gemeinsam nach Epsom zu reisen, wenn deine Tante einverstanden ist. Ich werde uns dort ein Haus mieten, sonst ist es zu weit. Vielleicht gar keine schlechte Idee“, sinnierte er gedankenverloren. „Wir könnten uns das Rennen zusammen ansehen. Und deine Tante Augusta soll dafür sorgen, dass ein paar passende junge Leute uns begleiten.“
Emma stöhnte innerlich bei dem Gedanken an eine Schar junger Damen, alle von ihren Ehe stiftenden Müttern sorgfältig vorbereitet, und Tante Augustas Auswahl geeigneter Gentlemen. Dennoch wäre es eine Abwechslung zum eintönigen Londoner Gesellschaftsleben.
Ihr Vater schien sich selbst überzeugt zu haben. „Ja“, beschloss er, „ich werde deiner Tante gleich schreiben. Und darf ich ihr ankündigen, Emma, dass du umgehend nach London zurückkehren wirst?“ Er zog die Brauen hoch und schien eine konkrete Antwort zu erwarten.
„In ein oder zwei Tagen, Papa“, erklärte Emma. „Ich würde gern noch etwas Zeit mit Jamie verbringen.“ Ihre Augen blitzten übermütig. „Vielleicht kann ich sie sogar überreden, nach Surrey mitzukommen. Wäre das nicht wunderschön? Das war eine so gute Idee von dir, Papa.“
Ihr Papa – der eine Schwäche hatte für die reizende Countess – gestattete seiner Tochter ihren Wunsch, in der Hoffnung, die Hardinges anschließend als seine Gäste begrüßen zu dürfen.
Emma küsste ihn auf die Wange. „Danke, Papa.“ Sie strahlte. „Meinst du nicht auch, dass ich gleich nach Harding reiten sollte, um sie zu überreden? Und ehe du darauf zu sprechen kommst – ich werde einen Stallburschen mitnehmen. Du sollst dich nicht länger um mich sorgen müssen.“
Sir Edward seufzte zufrieden und tätschelte ihren Arm. „Danke, Liebes. Du bist ein gutes Mädchen.“
„Guten Morgen, Miss Emma.“ Der Butler lächelte ihr zu. „Seine Lordschaft ist
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