HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
liebkoste ihren Hals. „Ja, Geliebte, und ich glaube, Emmas Ehe mit Hugo wird besser, als wir uns das vorstellen können. Sie sind gut füreinander, genauso wie wir.“ Er küsste sie leidenschaftlich.
Jamie lächelte und schlang die Arme um seinen Nacken. Mehr gab es nicht zu sagen.
Als Emma zu Bett ging, war sie erschöpft. Es war ihre eigene Schuld, also durfte sie sich nicht beklagen. Den ganzen Tag über hatte sie die glückliche junge Frau gespielt, die ihre Verlobung feiert, doch nun, da sie endlich die Maske fallen lassen konnte, vermochte sie nicht einzuschlafen.
In vier Tagen würde sie Hugo Strattons Gemahlin sein.
Warum nur hatte er um ihre Hand angehalten? Gewiss nicht wegen irgendwelcher Gefühle für sie, Emma, denn abgesehen von jenem einen leidenschaftlichen Kuss hatte er sich ihr gegenüber niemals anders als höflich verhalten. Könnte vielleicht der Kuss …? Emma wollte darüber nicht weiter nachdenken. Sie entschied, dass er es getan hatte, um seinen Bruder zu retten. Kit hatte noch das ganze Leben vor sich. Und er sah so gut aus und war charmant. Eines Tages konnte er eine ausgezeichnete Partie machen.
Aber welcher Mann würde sich opfern, um seinen Bruder zu retten?
Hatte vielleicht ihr Reichtum den Ausschlag gegeben? Die Vorstellung, dass Hugo kein bisschen anders sein sollte als all die gierigen Mitgiftjäger, die sie seit Jahren verfolgten, war niederschmetternd. Andererseits – falls das sein Ziel gewesen war, dann hätte er ihr gewiss schon vorher den Hof gemacht. Er hatte sie niemals umworben, obwohl es auf Harding Gelegenheiten dafür gegeben hatte …
Vielleicht hatte er wegen seiner Verwundungen davon abgesehen, in dem Glauben, sie würde einen so gezeichneten Gemahl niemals akzeptieren, während sie nun die Wahl hatte zwischen den Brüdern Stratton und dem Ruin. Hatte er diese Gelegenheit ergriffen, um sich ein Vermögen zu sichern?
Nein, das konnte nicht sein. Hugo war weder hinterhältig noch berechnend. Er war Richards ältester Freund, und Richard bürgte für seine Integrität. Emma wusste, dass Hugo ein Ehrenmann war. Sie hatte es immer gewusst. Er hatte sie gebeten, ihm zu vertrauen, und ohne zu überlegen hatte sie das getan.
Außerdem besaß Hugo selber Geld. Das hatte er deutlich zu verstehen gegeben. Demnach mussten seine Gründe vollkommen selbstlos sein. Er heiratete sie, um Kits Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Was für eine Grundlage war das für eine Ehe?
Dieser Frage wollte Emma lieber nicht nachgehen. Sie musste vernünftig nachdenken, um zu entscheiden, wie sie sich verhalten wollte. Hugo war äußerst höflich, indes auch sehr distanziert, seit er seinen Antrag gemacht hatte. Warum wollte er sie nicht mehr küssen? Er hatte sie einmal begehrt – und sie hatte ihm das Recht dazu eingeräumt. Sie sehnte sich so nach seinen Lippen, doch er vermied es, mit ihr allein zu sein oder über etwas anderes als alltägliche Dinge zu sprechen. Ihr wurde in seiner Nähe immer noch heiß und kalt, er hingegen schien nicht das Bedürfnis zu verspüren, sie zu berühren. Vorhin hatte er ihr nur kühl eine gute Nacht gewünscht und ihr einen förmlichen Handkuss gegeben. Sie war beinahe erleichtert darüber, dass er morgen wegen der Heiratslizenz nach London abreiste.
Vermutlich bedauerte er sein Opfer bereits.
Das ist egal, beschloss Emma herzlos. Nun konnte nichts mehr geändert werden. Nur die Zukunft zählte, und da hatte sie die Kontrolle. Tatsächlich würde sich ihr Leben kaum ändern, und sie war froh darüber. Sie würde weiterhin dem Haushalt ihres Vaters vorstehen, und ihr Gemahl würde ebenfalls dort leben. Er würde lernen, das Anwesen zu leiten, das eines Tages ihm gehören würde, während sie sich darum kümmerte, dass er sich vollständig von seinen Verletzungen erholte. Zunächst einmal war er viel zu dünn. Sie würde nahrhaftes Essen für ihn zubereiten lassen, damit er an Gewicht zulegte. Und sie würde dafür sorgen, dass er wieder reiten und schießen lernte. Seine Narben würden verblassen, doch bis er vollkommen genesen war, würde er die Rolle eines Landedelmannes nicht ausfüllen können. Möglicherweise würde es eine Weile dauern, dann jedoch würden Major und Mrs. Stratton ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen.
Während sie endlich in den Schlaf hinüberdämmerte, kam ihr ein unerwünschter Gedanke. Als Hugo glaubte, sie würde Kit heiraten, hatte er ihm das Versprechen abgenommen, ihr ein guter Ehemann zu sein. Wie außerordentlich
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