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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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seltsam das war …

14. KAPITEL
    „Emma, liebes Kind, du siehst atemberaubend aus.“ Tante Augusta zupfte wohl zum zwanzigsten Mal an Emmas Brautkleid.
    „Oh, sieh nur, dein Saum ist zerknittert.“ Sofort kniete die Tante nieder, um den Stoff glatt zu streichen. Dann richtete sie sich auf und sagte mit angespannter und unerwartet leiser Stimme: „Emma, gibt es noch etwas, das du wissen möchtest? Über … über die Pflichten einer Ehefrau?“ Eingehend betrachtete sie Emmas Rock und sprach schnell weiter. „Wenn deine Mutter hier wäre, hätte sie diese Aufgabe übernommen, indes …“ Sie holte tief Luft. „Es obliegt nun mir, dafür zu sorgen, dass du weißt, was dich erwartet.“
    Wie geheimnisvoll das klang. Gab es etwas, das ihr Sorgen bereiten sollte? Emma überlegte. Was könnte sie vergessen haben? Und warum hatte Tante Augusta bis jetzt gewartet, um sie daran zu erinnern?
    Emma bediente sich der ruhigen Höflichkeit, wie sie es seit Hugos Antrag stets getan hatte. „Ich bin dir für jeden Ratschlag dankbar, Tante.“
    Mrs. Warenne atmete tief durch und ging zum Fenster, wo sie für eine Weile stehen blieb und hinaussah. Sie räusperte sich mehrmals, ehe sie zögernd verkündete: „Emma, deine Pflichten gegenüber deinem Gemahl umfassen auch eine Form von … Nähe. Das kann ein wenig … aufregend sein für eine junge Braut, doch du musst es einfach akzeptieren. Du wirst dich bald daran gewöhnen. Wir alle haben das getan. Und es ist nötig, wenn du Kinder haben willst.“ Jetzt klang Tante Augusta wieder mehr wie ihr gewöhnliches Selbst. „Und die Aufmerksamkeiten eines Gemahls lassen nach, wenn er … wenn er andere Ablenkungen hat.“ Tante Augusta räusperte sich ein weiteres Mal. Endlich drehte sie sich um, mied Emmas Blick jedoch weiterhin. „Verzeih mir Emma, aber wir wissen nicht, wie schwer dein Mann verwundet wurde.“
    Emma war völlig verwirrt. Wovon sprach Tante Augusta? Das alles ergab überhaupt keinen Sinn.
    Hastig redete die Tante weiter. „Erwarte deinen Gemahl am besten im Dunkeln, mein Liebes, sodass du seine Verletzungen nicht sehen musst. Und falls durch sie seine … seine Fähigkeit zur Erfüllung seiner ehelichen Pflichten beeinträchtigt ist, wird die Dunkelheit seine … seine Verlegenheit verbergen. Major Stratton ist ein wahrer Gentleman, meine Liebe, und er wird verstehen, dass du zu scheu bist, um ihn im Hellen zu empfangen. Hab keine Angst, danach zu fragen, ich bin sicher, er wird dir diese eine Bitte gewähren.“
    Emma nickte wie betäubt. Dunkelheit. Ja, sie würde versuchen, sich daran zu erinnern. Dunkelheit war wichtig.
    Tante Augusta wirkte erleichtert. „Gut. Das hätten wir geschafft. Und nun wird es Zeit. Wir müssen uns beeilen. Die Kutschen werden bereits warten. Eine Braut muss spät kommen, jedoch nicht so spät, dass der Bräutigam sich fragt, ob sie überhaupt erscheinen wird.“
    Ein Diener half ihr in die Barouche, und Emma nahm ihren Platz neben der tröstlich wirkenden Gestalt ihres Vaters ein. Er drückte wortlos ihre Hand. Emma war dankbar dafür. Es war so friedlich, jetzt, da ihre Tante vorausgefahren war, um sich der kleinen Gesellschaft in Richards Kapelle anzuschließen. Tante Augusta hatte pausenlos geredet, seit sie in ihr Zimmer gekommen war, und Emma hatte Kopfschmerzen bekommen, noch ehe sie völlig angekleidet war. Und von da an war es schlimmer und schlimmer geworden.
    Sie sagte sich, dass alles bald vorbei sein würde. Sie würde sich einfach darauf konzentrieren, einen Schritt nach dem anderen zu machen, und sie war entschlossen, selbstsicher aufzutreten. Sie musste sich gerade halten, und auf keinen Fall durften ihre Knie zittern, wenn sie den Mittelgang entlangschritt. Sie musste …
    Eins nach dem anderen. Konzentrier dich erst einmal auf die Kutschfahrt. Lächle den Dienstboten zum Abschied zu. Vor allem lächeln, immerzu lächeln.
    Papa, der liebe, gute Papa, hielt ihre Hand fest, während er ihr beim Aussteigen behilflich war und sie zur Tür der Kapelle führte. Jamie stand dort und erwartete Emma. Sollte sie nicht drinnen sein? Nein, Jamie hatte ihr angeboten, als ihre Ehrendame zu fungieren. Jemand musste beim Altar sein, um Emmas Blumen entgegenzunehmen.
    Jamie richtete ihr den Spitzenschleier. „Du siehst reizend aus, Emma“, sagte sie.
    Sir Edward tätschelte Emmas Hand. „Wenn du dann fertig bist, liebes Kind?“
    Emma richtete sich auf. Eins nach dem anderen. Geh langsam den Mittelgang entlang. Halt den

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