HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
vorüber war.
Während des Hochzeitsfrühstücks würde Emma sitzen müssen, indes würde die kleine Gesellschaft recht informell bleiben, und Jamie würde dafür sorgen, dass es nicht länger dauern würde, als gut war für Emma. Sie hatte Anweisung gegeben, einige Zimmer im Gästetrakt herzurichten, denn die Zeit hatte für Hugo nicht gereicht, um Vorbereitungen für eine Hochzeitsreise zu treffen. Hugo hatte das sehr bedauert, als er hundemüde aus London zurückgekehrt war, und Richards Einladung, ein paar Tage in Harding zu bleiben, bereitwillig angenommen. In einem so großen Haus konnte ihnen etwas Intimität garantiert werden.
Jamie erkannte, dass das Problem der endlose Abend sein würde. Irgendwie musste es ihr gelingen, mit Emma allein zu sprechen, ohne das Misstrauen des Vaters oder der Tante zu erregen – und vorher musste sie sich genau überlegen, was sie sagen sollte …
Wieder warf Jamie einen Blick auf Emma. Himmel, sie sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Sie musste gerettet werden, jetzt gleich, ehe das Essen begann. Für Finessen blieb keine Zeit, sie musste zum Frontalangriff übergehen.
Trotz ihres unförmigen Leibes war Jamie mit wenigen Schritten an Emmas Seite und hakte sich bei ihr unter. „Major Stratton“, wandte sie sich an Hugo, „ich stelle fest, dass Sie über die Pflichten eines Ehemannes noch viel lernen müssen. Ihre arme Gemahlin ist völlig erschöpft und braucht ein wenig Ruhe. Sie gestatten, dass ich sie ein paar Minuten mit nach oben nehme?“
Jamie wartete Hugos zustimmende Verbeugung gar nicht erst ab. Sie war schon fast an der Tür, als sie hörte, wie Richard lachend sagte: „Ich fürchte, es ist zu spät, um dich vor allzu energischen Frauen zu warnen, Hugo.“
„Können wir kurz unter vier Augen sprechen, Richard?“ Hugo führte seinen Trauzeugen von den anderen Gästen weg und in den Salon. „Ich habe heute Nachricht aus Lake Manor erhalten. Offensichtlich können wir das Haus zum Ende der Woche beziehen, daher werden wir deine Gastfreundschaft nur ein paar Tage in Anspruch nehmen. Ich bin ehrlich erstaunt, dass alles so schnell erledigt werden konnte. Der Verwalter muss sich selbst übertroffen haben.“
„Ich respektiere deinen Wunsch, Emma für dich allein zu haben, aber bist du sicher, dass das Haus bewohnbar ist? Hattest du nicht gesagt, seit dem Tod deiner Mutter hätte niemand dort gelebt?“
„Das stimmt, doch John hat einen hervorragenden Verwalter eingestellt, während ich im Ausland war, und gelegentlich nach dem Rechten geschaut, damit keine wichtigen Reparaturen übersehen wurden. Er hat sogar einige Kosten übernommen. Ich könnte mir keinen besseren Bruder wünschen.“
Hugo deutete das Lächeln, das bei seinen letzten Worten über Richards Gesicht huschte, richtig. Der Freund dachte an den unberechenbaren Kit und fragte sich, warum die Brüder so wenig gemeinsam hatten.
„Zugegeben, die Ländereien werden einiges an Arbeit verlangen“, fuhr Hugo fort. „Ich bin jedoch dankbar dafür. Ich weiß, dass ich erst lernen muss, wie man ein derartiges Anwesen führt – man hat mich nicht dafür erzogen, wie das bei dir der Fall war –, und ich würde das lieber nicht unter den wachsamen Blicken meines Schwiegervaters tun. Versteh mich nicht falsch, ich bewundere die Art, wie Sir Edward Longacres leitet, aber genau das ist das Problem. Hier hätte ich nichts zu tun, könnte nichts verändern. Ich glaube, ich muss meine eigenen Fehler machen.“
„Wie ich dich kenne, wird es nicht viele davon geben.“ Richard lachte.
„Nun, das habe ich bei der Armee gelernt: Man macht jeden Fehler nur ein Mal.“
„Wie gefällt es Emma, so weit von ihrem Vater fortzuziehen? Sie standen sich immer sehr nahe.“
„Ich habe es ihr noch nicht gesagt.“ Hugo runzelte die Stirn, als Richard die Brauen hob. „Du weißt genauso gut wie ich, dass es bislang keine Gelegenheit gab, mit ihr darüber zu sprechen, genauso wenig wie über irgendetwas anderes. Trotzdem glaube ich, es wird ihr gefallen, dem Klatsch eine Weile entrinnen zu können, und mit dem neuen Haushalt und neuen Pächtern wird sie wenig Zeit haben, sich zu fragen, was die Leute von uns denken. Ich bin sicher, dass es so am besten ist.“
„Du gehst nicht nach London?“
„Nicht, solange Kit dort ist. Zumindest nicht in diesem Jahr. Es könnte für Emma unangenehm werden.“
Richard nickte. „Wird Emma sich nicht langweilen? Lake Manor liegt sehr abgeschieden.“
Hugo
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