HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
… Oh je.“ Emma biss sich auf die Lippe. „Ich muss mich daran gewöhnen, meinen Schwager nicht zu verunglimpfen. Was würde der Major dazu sagen!“
Jamie musste lachen. „Emma, du Biest! Das machst du wohl absichtlich, um mich auf die Folter zu spannen! Schande über dich!“
Emma fiel in das Lachen ein, für Jamie allerdings klang es etwas schriller als sonst. „Es tut mir leid, Jamie. Ich verspreche, mich zu bessern. Also – ich war im Garten. Und die dumme kleine Mayhew, die Kit den ganzen Abend lang nachlief, sah unglücklicherweise, wie er mich dort küsste. Dann erklärte sie vor aller Welt, Kit und ich seien ein Liebespaar. Natürlich gab es einigen Wirbel, vor allem, weil du und deine Schwiegermama nicht mehr da waren, um Mrs. Mayhews scharfe Zunge zu zügeln. Daher war es keine Überraschung, dass Papa wütend wurde und darauf bestand, dass Kit mich heiratet, und zwar noch diese Woche, um einen Skandal zu verhindern.“
Jamie nickte. „Aber …“
Emmas Lächeln wurde strahlender. „Und dann mischte der Major sich ein. Er sagte, Kit und ich würden nicht zueinander passen – was stimmt – und dass ich besser seinen Antrag annehmen sollte. Und ich war einverstanden. So. Nun weißt du alles.“
Jamie schüttelte den Kopf über diese tollkühne Geschichte, die Emma nicht im Mindesten ähnlich sah. „Emma, um ehrlich zu sein, ich verstehe gar nichts. Warum hat Kit dich im Garten geküsst, wenn es keine Verabredung zwischen euch gab? Warum hat Major Stratton angeboten, an seine Stelle zu treten? Und erzähl mir nicht, dass er sich aus reiner Bruderliebe oder Pflichtbewusstsein aufopfert, denn das würde überhaupt keinen Sinn ergeben. Und wieso, um alles in der Welt, hast du eingewilligt, seine Frau zu werden? Das ist das größte Rätsel überhaupt, und ich bitte dich, es mir zu erklären. Kit ist doch die bessere Partie, oder? Er ist jung und gut aussehend, während der Major …“
Emma legte ihre Hand auf Jamies Arm. „Hugo ist der Mann, den ich heiraten werde, Jamie. Ich werde mein Wort nicht zurücknehmen.“
Jamie war nicht bereit, so schnell aufzugeben. „Und was ist seiner Meinung nach zwischen dir und seinem Bruder im Garten geschehen? Das ist keine gute Voraussetzung für eure gemeinsame Zukunft. Ehemänner haben es nicht gern, wenn sich andere bei ihren Frauen Freiheiten herausnehmen, weißt du … nicht einmal der Gedanke, dass etwas Derartiges vorgefallen sein könnte, behagt ihnen.“
„Er weiß genau, was passiert ist. Er hat keinen Grund, auf Kit eifersüchtig zu sein. Glaub mir, Jamie, zumindest deswegen wird es keine Schwierigkeiten geben.“
„Zumindest deswegen?“
Emma errötete ein wenig, versuchte jedoch nicht, ihren Versprecher zu vertuschen. Sie erhob sich und sah auf Jamie hinunter, ohne eine Miene zu verziehen. „Du solltest uns alles Gute wünschen“, sagte sie einfach.
„Das tue ich, Emma. Wirklich.“
Emma nickte und ging zur Tür mit der Entschuldigung, sich um die anderen Gäste kümmern zu müssen.
Jamie war alles andere als zufrieden, doch Emma schien entschlossen, nicht mehr zu verraten. Sie flüchtete sich in Höflichkeiten und behandelte Jamie wie eine oberflächliche Bekanntschaft. Es war sehr seltsam.
Jamie machte sich auf die Suche nach ihrem Gemahl. Er musste inzwischen von seinem morgendlichen Ausritt zurück sein.
Sie fand Richard in seinem Ankleidezimmer, wo er gerade dabei war, sich umzuziehen. Ein Blick auf seine Gemahlin veranlasste den Earl, seinen Kammerdiener fortzuschicken.
„Richard“, begann sie, „ich verstehe nicht, was hier vor sich geht. Gestern Abend sollte Emma Kit heiraten. Heute erzählt sie mir, sie wird Major Strattons Frau. Oh, ich weiß, er ist ein guter Mann, aber er ist so viel älter als Emma und außerdem – diese schreckliche Verwundung. Er …“
Richard grinste. „Hugo ist jünger als ich, Madam, das ist also kein Argument. Hast du nicht mehr zu bieten?“
Jamie ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Und was ist mit Kit? Wie fühlt er sich, wenn er wegen seines älteren Bruders abgewiesen wird? Er wird gewiss sehr gekränkt sein.“
„Nun, Liebste, Kit befindet sich bereits in Epsom. Jetzt, da er kein Ehekandidat mehr ist, kann er ohne schlechtes Gewissen beim Rennen dabei sein. Er ist fest entschlossen, alles auf den zweiten Favoriten zu setzen – und dann nach London zurückzukehren, um seinen Gewinn zu verspielen.“
„Stimmt das wirklich?“, fragte sie.
Er zog Jamie an sich und
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