HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
streifte ihren Körper, und sie erschauerte. Die Matratze senkte sich, als er sich neben sie legte und sie beide zudeckte. Nun spürte sie die Wärme seines Körpers, die sie wie eine tröstende Umarmung umfing. Überrascht öffnete sie die Augen. Sie bemerkte, dass Hugo sie betrachtete, seine Miene allerdings konnte sie nicht deuten.
Mit einer Hand berührte er ihre Wange. „Emma …“
Lieber Gott, er war nackt! Voller Panik darüber kniff sie die Augen wieder zusammen. Was in aller Welt würde jetzt passieren?
Das Klirren der Vorhangringe schien die Antwort zu sein. Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass Hugo die Vorhänge wieder geschlossen hatte und ihr damit den Segen völliger Dunkelheit bescherte.
Wieder schloss sie die Augen, diesmal, um die Tränen zurückzudrängen. Von dem Mann, der so kühl und beängstigend gewirkt hatte, hatte sie keine Freundlichkeit erwartet. Aber sie würde nicht weinen. Was immer diese Nacht bringen mochte, weinen würde sie nicht.
Hugo lag wach und starrte zum Betthimmel hinauf. Neben ihm war seine Frau endlich eingeschlafen, zusammengerollt wie ein kleines Kind, mit dem Rücken zu ihm. Hatte sie geweint? Er wusste es nicht, und in der Dunkelheit konnte er ihr Gesicht nicht sehen.
Verstohlen öffnete er auf seiner Seite die Vorhänge. Die kühlere Luft war angenehm und erfrischend, doch er wagte es nicht, sich zu rühren. Wenn er aufstand, würde er sie vielleicht wecken. Und dann würde sie seinen nackten Leib sehen, den sie offensichtlich abstoßend fand.
Würde das von nun an immer so sein? Er hatte es nie gemocht, eine Frau im Dunkeln zu lieben. Er wollte ihr Gesicht betrachten, wenn die Leidenschaft sie überkam, wollte über ihre seidenglatte Haut streicheln und sehen, wie sie erglühte …
Nichts von alledem war mit Emma geschehen. Sie hatte sich völlig vor ihm zurückgezogen. Nicht einmal seinen Namen hatte sie gesagt. Dies war nicht die leidenschaftliche Frau, die er im Gewächshaus geküsst hatte. Dies war die Frau aus der Kapelle, die seinen Kuss hingenommen hatte, als wäre sie aus kühlem Marmor. Sie war schon gar nicht die Träumerin, die schöner als die Blüten um sie herum im Garten saß und aussah, als sehnte sie sich nach der Umarmung eines Geliebten. Hier im Dunkeln hatte er ihre Anspannung gefühlt, wann immer er sie berührte. Sie war voller Leidenschaft, das wusste er, aber er musste sie zum Verstummen gebracht haben mit der Heftigkeit seiner eigenen Glut und sie erschreckt haben mit dem Anblick seines zerstörten Körpers.
Wenn er nur behutsamer gewesen wäre, langsamer …
Es war zu spät. Es war vorbei – und es war nicht gut gewesen. Würde sie ihm jemals verzeihen? Zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte er die Jahre bei der Armee, in denen er für sein Vaterland gekämpft hatte, während andere Männer gelernt hatten, sich in der Gesellschaft zu bewegen und die Damen zu umwerben und zu umschmeicheln. Er hatte versprochen, dass sie es gut haben würden miteinander, doch an ihrem Zusammensein vorhin war nichts Gutes gewesen. Er wusste nicht, wie man eine Dame liebte, nicht einmal, wenn sie seine Gemahlin war. Sein überwältigendes Verlangen, von dem er befürchtet hatte, es verloren zu haben, hatte ihn die Kontrolle verlieren lassen, was ihm nie zuvor passiert war. Früher, mit anderen Frauen, war er manchmal leidenschaftlich gewesen, manchmal verspielt, jedoch stets beherrscht. Mit Emma dagegen …
Gewiss spielte es eine Rolle, dass er diese lange Zeit enthaltsam gelebt hatte. Beim nächsten Mal würde er darauf achten, dass seine Leidenschaft nicht seinen Verstand trübte. Beim nächsten Mal würde er zärtlich und liebevoll sein …
Er war sicher, dass er das konnte.
Emmas Anblick hatte in ihm ein Begehren geweckt, wie er es sich nie zuvor hatte vorstellen können. Dergleichen durfte nicht wieder geschehen. Und es gab nur einen Weg, das zu erreichen: Bis sie sich in Lake Manor niedergelassen hatten, durften sie nicht mehr das Bett miteinander teilen. Bis sie es so gut miteinander hatten, wie er es versprochen hatte.
Wieder betrachtete er ihre schlafende Gestalt. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Er konnte gehen, ohne sie zu stören.
Behutsam stieg er aus dem Bett und schloss die Vorhänge. Dann hüllte er sich in seinen Morgenmantel und kehrte zurück in sein Zimmer und zu dem Brandy.
Wenn seine Gemahlin erwachte, würde ihr zumindest der Anblick seines nackten Körpers erspart bleiben.
16. KAPITEL
Emma erwachte, und
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