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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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jemals Grund finden, an einem solchen Ausbund weiblicher Tugend Fehler zu suchen. Das musste doch zu schaffen sein.
    Emma straffte den Rücken und hob den Kopf. Es war nur eine Rolle, wie so viele andere, die sie in ihrem Leben gespielt hatte. Sie würde sie perfekt ausfüllen.
    „Du hast all das arrangiert, ohne mir ein Wort davon zu sagen?“ Emma war vor Zorn kalkweiß im Gesicht.
    Hugo nahm seine Frau beim Arm und führte sie fort von den anderen Gästen auf dem Rasen. Der kleine Dickon stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Er spielte glücklich im Gras und wurde von den Erwachsenen verwöhnt. Niemand würde sie vermissen.
    Als sie hinter dem breiten Stamm der alten Eiche verborgen waren, lockerte Hugo seinen Griff. Emma sah ihn anklagend an.
    „Es gibt keinen Grund für dich, wütend zu sein, Emma“, sagte er und runzelte die Stirn. Als Soldat war er immer sehr stolz darauf gewesen, wie kühl er mit Provokationen umging, aber heute hatte er große Schwierigkeiten, seinen Ärger im Zaum zu halten. Sie hatte kein Recht, ihn zu kritisieren, schon gar nicht vor anderen Leuten.
    „Wie kannst du es wagen …“
    „Ich bin dein Gemahl“, unterbrach Hugo sie, so ruhig er es vermochte. „Solche Entscheidungen muss ich treffen. Am Freitag brechen wir nach Lake Manor auf, und dort werden wir in Zukunft leben – zumindest für den Rest des Jahres.“ Als er sah, wie verletzt sie war, fügte er freundlicher hinzu: „Vertrau mir, Emma, es ist das Beste für uns.“
    Es dauerte eine Weile, ehe sie antwortete. Hugo nahm an, dass sie nach den richtigen Worten suchte.
    „Was ist mit meinem Vater?“
    Beinahe hätte Hugo sie an ihr Ehegelübde erinnert, wonach sie zu ihm gehörte und zu niemand anderem, doch das wäre zu grausam gewesen. Er hätte sie darauf vorbereiten sollen, ihr Elternhaus verlassen zu müssen. Als er diesmal ihren Arm umfasste, geschah es sehr sanft. „Dein Vater kennt meinen Plan, Emma. Und er ist vollkommen einverstanden. Er weiß, dass wir unser eigenes Leben führen müssen, Liebste. Das können wir nicht, wenn wir unter seinem Dach leben.“
    „Du hast das alles mit Papa besprochen?“, fragte sie entgeistert. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und betrachtete dann den Rasen zu ihren Füßen.
    Hugo war nicht bereit, über diesen Punkt zu streiten. „Natürlich. Selbstverständlich wollte er wissen, wie ich seine Tochter zu ernähren gedenke und welches Leben ich ihr bieten kann. Er hat erleichtert zur Kenntnis genommen, dass sein Schwiegersohn ein verantwortungsbewusster Mann ist und kein Mitgiftjäger.“
    Emma sagte nichts. Sie sah ihn noch immer nicht an.
    „Und nun sollten wir zu Dickons Party zurückkehren, meinst du nicht? Es ist sein Tag, und wir sollten ihn nicht mit dummen Streitigkeiten verderben. Komm, Emma.“ Hugo streckte die Hand aus.
    Einen Moment lang rührte sie sich nicht. Dann nickte sie. „Du hast recht. Eine Patin sollte den Geburtstag ihres Patensohnes heiter verbringen.“ Ohne weiter auf ihn zu achten, ging sie davon und gesellte sich zu der Gruppe um das Kind.
    Hugo folgte ihr zähneknirschend. Sie hatte den Pfarrer in ein Gespräch verwickelt, als wäre nichts geschehen. Und sie lachte.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Emma ihren Gatten. Sie hätte ihn am liebsten geschlagen, aber sie wusste sich zu beherrschen. Es wäre sonst peinlich für sie beide geworden.
    Er war ungerecht, ein richtiger Tyrann. Er zwang sie, auf seinem abgewirtschafteten Anwesen zu leben, meilenweit weg von allem, sodass er sie für sich allein haben konnte und sie von ihrem Vater, ihren Freunden und den Orten, die sie seit der Kindheit kannte, abgeschnitten sein würde. Und ihr blieb nichts anderes übrig, als mit ihm zu gehen. Niemand, nicht einmal ihr Vater, würde gegen den ihr gesetzlich angetrauten Gatten ihre Partei ergreifen.
    Sie hatte sich getäuscht, was die Ehe betraf, so, wie sie sich in Hugo getäuscht hatte. Sie konnte nicht die stille, angenehme Gemahlin werden, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie verstand nicht mehr, wie sie jemals hatte glauben können, einen Mann zu lieben, der sie mit so wenig Rücksicht behandelte.
    Sie beobachtete, wie ihr Gatte den kleinen Dickon in die Luft warf und ihn mühelos wieder auffing. Hugo hatte seine körperliche Kraft viel schneller zurückerlangt, als sie es sich hatte vorstellen können. Er brauchte ihre Fürsorge nicht. Es war beinahe erschreckend, wie gut er allein zurechtkam.
    Ein hohles Gefühl breitete sich in ihr aus. Wie

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