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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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– und hatte ihn voller Entsetzen angesehen. Wenn sie ihn derart abstoßend fand, warum hatte sie dann in die Heirat eingewilligt?
    Hugo blickte hinauf in die Zweige und stieß eine Reihe von Flüchen aus, die dem gemeinsten Soldaten zur Ehre gereicht hätten. Emma war seine Gattin geworden, weil ihr keine andere Wahl blieb. Sie verachtete ihn. Hatte sie das nicht gesagt?
    Und inzwischen hatte Emma sich zurückgezogen. Vermutlich war sie bereits zu Bett gegangen. Würde sie ihn freudig begrüßen, wenn er zu ihr kam? Er bezweifelte es. Soweit er es beurteilen konnte, empfand sie keinerlei Zuneigung für ihn. Und wenn sie ihn wirklich verabscheute, würde sie schroff sein wie die Eiche in seinem Rücken.
    Himmel, so sollte er nicht über seine Gemahlin denken. Er sollte in der Lage sein, ihre erste Erfahrung mit der Liebe zu einem Vergnügen werden zu lassen – leider war er nicht sicher, wie er das anfangen sollte. Emma war eine Dame und außerdem noch Jungfrau. Mit beiden kannte Hugo sich nicht aus. Es hatte viele Frauen gegeben, die nur zu gern die Geliebte eines gut aussehenden britischen Offiziers werden wollten, aber keine von ihnen war eine Dame gewesen – und unschuldig erst recht nicht. Die schwarzäugigen Spanierinnen hatten ihm gern alles gezeigt, was sie von der Liebeskunst verstanden. Sie hatten ihn gelehrt, Wonnen zu schenken und zu empfangen, und ihm bewiesen, dass die körperliche Liebe Frau und Mann Freude bereiten konnte.
    Doch das war eine Ewigkeit her.
    Dann war er nach Waterloo abkommandiert worden, in den Kanonendonner, den Gestank, das Gemetzel, hatte Stunden auf dem Schlachtfeld gelegen, schwer verwundet, unfähig, sich zu bewegen, während er hinaufstarrte zum Himmel, der hinter Rauchschwaden fast verborgen war. Und schließlich hatte er Monate in einem schmutzigen Lazarett verbracht, in denen er versuchte, sich zu erinnern, wer er war, und sich Nacht für Nacht fragte, ob er wohl lange genug leben würde, um die Sonne aufgehen zu sehen.
    Er hatte lange enthaltsam gelebt. Heute Nacht würde er feststellen, ob diese Zeit zu lange gewesen war.
    Hugo ließ den Rest seiner Zigarre fallen und trat ihn aus. Dann ging er zurück ins Haus und stieg die Treppe zum Gästetrakt hinauf.
    Wie befohlen, hatte sein Kammerdiener sich zurückgezogen, jedoch alles vorbereitet. Sein blauseidener Hausmantel lag über einem Stuhl vor dem Kamin. Daneben standen auf einem kleinen Tisch eine Flasche Brandy und ein Glas.
    Hugo löste sein Krawattentuch und schenkte sich ein. Dann überlegte er es sich anders. Er konnte nicht mit einer Schnapsfahne zu ihr gehen. Das wenigstens war er ihr schuldig.
    Rasch kleidete er sich aus und hüllte sich in den Hausmantel. Auf eine Kerze verzichtete er. Wenn ihr Licht auf sein von Narben gezeichnetes Gesicht fiel, würde Emma erschrecken.
    Leise öffnete er die Tür zu ihrem Zimmer. Es war stockdunkel. Die Läden waren geschlossen und die Vorhänge fest um das Bett gezogen.
    Es war so heiß wie in der Hölle und so finster wie in einem Grab.
    Als sie hörte, wie der Türknauf gedreht wurde, zerrte Emma wieder an der Decke, damit auch der letzte Zipfel ihres Nachtgewandes verborgen war. Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte.
    Gleich würde er ins Bett schlüpfen und dann …
    Der Lärm, mit dem er die Läden öffnete, hallte durch den Raum. Und dann riss er das Fenster auf.
    Emma spürte, wie ein Hauch von frischer Luft durch die nach wie vor geschlossenen Bettvorhänge drang. Sie zog die Decke noch enger um sich, um sich so klein wie möglich zu machen.
    Hugos Schritte waren nicht laut, doch sie wusste, dass er vor dem Bett angelangt war. Sie sah, wie zwei kräftige Hände den dunklen Samt packten und ihn in einer einzigen schwungvollen Bewegung auseinanderschoben. Dann stand er vor ihr.
    Ohne nachzudenken wich sie vor ihm zurück. Er wirkte so mächtig, groß, Furcht einflößend. Wenn er sie einschüchtern wollte, hätte er sich kaum eine bessere Methode ausdenken können.
    Er ließ die Arme sinken. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen und schloss fest die Augen.
    „Emma?“
    Ohne die Augen zu öffnen erklärte sie: „Es tut mir leid. Ich dachte, im Dunkeln wäre es leichter … es wäre einfacher …“ Sie konnte nicht weitersprechen.
    Sie rührte sich nicht, war sich jedoch sicher, dass er auf sie hinunterblickte. Lange Zeit bewegte er sich nicht. Nur seinen Atem hörte sie.
    Endlich vernahm sie das Rascheln von Seide, dann wurde die Decke angehoben. Kühle Luft

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