HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
dabei?“
Endlich ließ Kit den Kopf hängen. „Ja. Ich hätte verschwinden sollen, als er dazukam, doch ich wollte nicht, dass man denkt, ich hätte Angst vor ihm.“
Hugo nickte. Er kannte Forsters Art zur Genüge.
„Also blieb ich da“, fuhr Kit fort, „und spielte. Und als Lady Luce immer mehr gewann, meinte er … er deutete an, dass ich nicht Manns genug wäre mitzuhalten. Danach konnte ich einfach nicht mehr gehen.“
Hugo nickte. Er hätte vermutlich dasselbe getan.
„Ich war sicher, dass ich gewinne. Du weißt, dass ich mit den Karten und den Würfeln immer Glück hatte. Ich dachte, es wäre nur eine Frage der Zeit. Lady Luces Glückssträhne würde enden, ich würde meine Verluste wettmachen und niemand hätte Schaden genommen.“
„Aber all das traf nicht ein“, sagte Hugo matt.
„Die alte Hexe ließ mir keine Chance. Ich schwöre, ich werde Revanche verlangen. Sie würde einem Bettler den letzten Heller abnehmen. Sie muss damit gerechnet haben. Als ich ihr fünftausend Pfund schuldete, erklärte sie, dass sie für diese Nacht genug hätte und sich zurückzuziehen wünsche. Von mir erwarte sie Nachricht innerhalb einer Woche.“
Hugo stellte fest, dass er noch immer den Stuhl umklammert hielt. Er löste die Finger, während er über Kits Geschichte nachdachte. Es musste mehr dahinterstecken, und stumm wartete er ab, bis Kit fortfuhr.
„Sie lehnte es rundheraus ab, mir eine weitere Chance zu geben. Sie erklärte, sie würde von nun an höchstens um Kleingeld spielen.“
„Das klingt so gar nicht nach Lady Luce“, versetzte Hugo überrascht.
„Man sagt, sie braucht das Geld, um ihre eigenen Spielschulden zu zahlen. Angeblich weigert sich ihr Sohn, weiterhin dafür geradezustehen – daher ist sie in einer Notlage. Natürlich wird sie empfangen, indes erlaubt ihr kein vernünftiger Mensch, weiterhin zu spielen.“
Hugo wollte etwas einwenden, doch Kit brachte ihn zum Verstummen.
„Ich weiß, Hugo, es war verrückt von mir zu spielen, vor allem um solche Einsätze. Und ich wäre nicht demütig hierhergekommen, wenn ich eine andere Lösung gesehen hätte. Glaub mir, ich habe alles versucht, was mir einfiel.“
Schwer atmend ließ Hugo die Stuhllehne los. „Und du glaubst, ich trage fünftausend Pfund einfach bei mir? Kit, du musst wirklich verrückt sein.“
Diesmal wich Kit Hugos Blick aus. Über seinem schneeweißen Krawattentuch war sein Hals gerötet. „Ich dachte … ich weiß, dass John so viel nicht aufbringen kann. Du bist meine letzte Hoffnung. Du hast Emmas Mitgift.“
„Wie bitte?“
Gleichzeitig mit Hugos entrüstetem Ausruf ging die Tür auf.
„Verzeih, dass ich ohne zu klopfen eindringe, aber …“ Bei Kits Anblick blieb Emma wie angewurzelt stehen, die Augen weit aufgerissen, aschfahl im Gesicht.
Hugo durchquerte mit wenigen Schritten das Zimmer, packte ihren Arm und drehte sie zur Tür zurück. „Du hast hier nichts zu suchen, Emma“, sagte er wütend. „Und du wirst die Güte haben, uns allein zu lassen. Sofort.“
Sie wollte protestieren, doch Hugo beachtete sie nicht. Er schob sie zurück in die Halle und schloss die Tür hinter ihr.
17. KAPITEL
Emma hob die Hand an den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Hugos aufgebrachte Worte schienen in ihrem Kopf widerzuhallen. Kein Mann hatte jemals in diesem Ton mit ihr gesprochen. Und Hugo war ihr Gemahl.
Sogar durch die geschlossene Tür konnte sie seine wütende Stimme vernehmen. Diesmal schien er seinen Bruder zurechtzuweisen. Die schwere Holzvertäfelung erstickte das meiste, doch das Wort Mitgift verstand sie, genau wie die Verachtung, mit der es ausgesprochen wurde.
Emma floh, ehe sie noch mehr hören konnte.
Plötzlich fand sie sich in Jamies Gewächshaus wieder. Wie war sie hierhergekommen? Sie wusste es nicht. Nur dass sie sich verzweifelt bemüht hatte, Hugos Zorn zu entkommen.
Sie bahnte sich einen Weg durch das üppige Grün und sank auf die steinerne Bank. Hier gab es Schatten, wenngleich die Luft feucht war. Das war ein Vorteil, denn niemand würde sie an einem so heißen Tag an diesem Ort suchen. Sie hatte Zeit, ihre Gedanken zu ordnen und zu beschließen, was nun zu tun war.
Von einem der großen Blätter fiel ein Wassertropfen auf ihr Gesicht. Emma begann zu lachen. Ich kann gar keine Entscheidung treffen, dachte sie ernüchtert, denn das ist Hugos Privileg. Es spielte keine Rolle, was sie fühlte oder dachte. Ihr Gemahl schien keine Veranlassung zu sehen, sie in irgendeiner
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