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HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK

Titel: HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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Beziehung um Rat zu fragen. Wie es aussah, wollte er überhaupt nicht mit ihr sprechen.
    Emma senkte den Kopf. Sie war der Verzweiflung nahe. Warum musste ihr Leben so sein?
    Wieder fiel ein Wassertropfen vom Blatt.
    Emma rückte zur Seite, um dem nächsten Tropfen auszuweichen. Der Stein war kühl unter ihren Händen. Er erinnerte sie an die Bank im Garten von Epsom, wo dieser Albtraum begonnen hatte. Und an den Augenblick, da sie erkannt hatte, dass sie Hugo Stratton liebte.
    Liebte sie ihn wirklich? Konnte sie einen Mann lieben, der sie derart schlecht behandelte?
    Nein.
    Ja.
    Sie wusste es nicht. Alles war entsetzlich verworren. An genau diesem Platz hatte sie zu sehen geglaubt, wie Hugo Jamie küsste – aber es war eine Täuschung gewesen. Hier hatte sie Hugo den schlimmsten aller denkbaren Vorwürfe gemacht, und er war wütend geworden. Beinahe hätte er sie geschlagen. Stattdessen hatte er sie geküsst.
    Dieser Kuss war der Grund für alles, was danach kam.
    Hugo stand an seinem Schreibtisch und trommelte mit den Fingern auf die polierte Platte. Kit hatte sich nicht gerührt. Er sah aus wie jemand, der dem Erschießungskommando entgegensah.
    Hugo warf einen Blick zur Tür. Emma musste längst fort sein. Was hatte er zu ihr gesagt? Er erinnerte sich nicht mehr, war indes sicher, dass es etwas Verletzendes gewesen war. Er war nie zuvor in seinem Leben so wütend gewesen.
    Er fuhr sich durchs Haar und betrachtete gedankenverloren die Tischplatte unter seinen Fingern. Er musste sich zusammennehmen. Mit bösen Worten erreichte er gar nichts. Um mit Kit fertig zu werden, brauchte er einen kühlen Kopf. Und dann war da noch Emma …
    Langsam trat er ans Fenster. Zum Glück war es geschlossen. Schlimm genug, dass Emma dazugekommen war, doch wenn Richard und die anderen davon gehört hätten …
    Eins nach dem anderen. Er zwang sich, wieder an seinen unmöglichen Bruder zu denken. Es war richtig von Kit gewesen, zu ihm zu kommen, und auch sehr mutig. Er musste damit rechnen, dass Hugo außer sich sein würde, und hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
    Kits Verluste waren enorm, ein Vermögen, gleichwohl war es nicht ganz allein seine Schuld. Ein Mann mit mehr Lebenserfahrung hätte einen anderen Weg gefunden, um Forsters bösartigen Anschuldigungen entgegenzutreten, aber mit seinen zweiundzwanzig Jahren war Kit sicher nicht allzu vielen Männern vom Schlage Forsters begegnet.
    Hugo drehte sich um und sah seinen Bruder an. Er hatte einen Entschluss gefasst. Jetzt, da er sich wieder in der Gewalt hatte, sah er den richtigen Weg genau vor sich.
    „Du warst ein Dummkopf, Kit“, sagte er ruhig. „wiewohl ich verstehe, warum du das getan hast. Und glaube mir, ich bin sehr froh, dass du beschlossen hast, dich nicht zu erschießen. Denk an die Bescherung für die Dienstboten.“
    Kit zuckte zusammen, schaute Hugo fragend an und lachte dann erleichtert. „Hugo …“
    „Glaub nicht, dass du ungeschoren davonkommst, denn das wirst du nicht. Ich werde deine Schulden begleichen, stelle jedoch Bedingungen.“
    Kit hob den Kopf und kniff die Augen zusammen.
    „Zuerst“, fuhr Hugo fort, „wirst du mir ernsthaft versprechen, nie wieder mehr zu setzen, als du bezahlen kannst. Nicht einmal gegen Lady Luce.“ Hugo hielt inne und sah seinen Bruder streng an, doch Kit hielt seinem Blick stand und nickte kurz. „Und zweitens wirst du für ein oder zwei Jahre ins Ausland gehen, bis das alles hier vergessen ist.“
    Diesmal dauerte es etwas länger, bis Kit nickte. Er hatte eine Menge Anhänger unter der Jugend der Londoner Gesellschaft. Es war nicht überraschend, dass es ihm schwerfiel, seine Stellung dort aufzugeben.
    „Begib dich nach Paris. Oder besser Wien. Mach dich nützlich. Ich habe an beiden Orten Freunde, die sich über einen Helfer freuen würden.“
    Kit verzog das Gesicht.
    „Ich nehme an, ich sollte dir sagen“, fuhr Hugo fort und versuchte, nicht zu lächeln, „dass es auch in Wien Zerstreuungen gibt. Es ist zwar nicht mehr so strahlend wie während des Kongresses, indes denke ich, das gesellschaftliche Leben ist genauso bewegt wie in London.“
    „Ich würde auf jeden Fall gehen, Hugo, das weißt du“, erwiderte Kit ernsthaft. Dann grinste er. „Zumal meine Strafe nun wesentlich erträglicher klingt.“
    Sie lachten beide.
    Hugo ging zurück zum Schreibtisch. Er musste das Geld für Kits Schulden beschaffen. Und er musste es von Emmas Mitgift nehmen. In dieser Hinsicht hatte Kit recht gehabt. Um Lady

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