HOFFNUNG AUF DAS GROSSE GLÜCK
Luces Ultimatum einzuhalten, gab es keinen anderen Weg. Hugo zog ein Blatt Papier heran und tauchte eine Feder ins Tintenfass.
„Hugo, was werden wir mit Forster machen? Er ist fest entschlossen, dir zu schaden, jetzt, da er weiß, dass du wieder in England bist.“
Hugo fühlte, wie erneut Zorn in ihm aufstieg, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben.
„Der Mann ist ein Lump und ein Feigling. Seinetwegen haben viele Männer ihr Leben verloren, Kit, und er hat sich keinen Deut darum geschert. Diesmal werde ich eine Möglichkeit finden, um ihn aufzuhalten.“
„Sei vorsichtig, Hugo, er hat Freunde in hohen Positionen.“
„Die habe ich ebenfalls. Vergiss nicht, dass ich meinen Rang als Major von Wellington persönlich verliehen bekam. Und er hat Forster von Anfang an richtig eingeschätzt und ihn bei der ersten Gelegenheit zur Reitergarde zurückgeschickt. Es war klar, dass er sich an den Duke of York heranmachen würde, doch zumindest konnte er in London nicht so viel Schaden anrichten wie bei Ciudad Rodrigo. Damals habe ich geschworen, dass Forster eines Tages bezahlen wird, und ich werde meinen Schwur nicht brechen. Langley und die anderen sind gestorben, weil Forster den Befehl gab, diesen unüberwindbaren Grat einzunehmen …“
„Gegen deinen Rat“, mischte sich Kit ein.
„Gegen meinen Rat, jawohl. Leider befreit mich das nicht von jeder Schuld. Ich war nicht klug genug, meine Verachtung zu verbergen, als ich Forster abriet, diesen Befehl auszusprechen. Er war außer sich, weil ich es wagte, sein Urteilsvermögen anzuzweifeln. Dennoch fand der Angriff statt, und nur eine Handvoll von uns kehrte zurück. Wenn ich weniger darauf aus gewesen wäre, Forster zu zeigen, dass ich der bessere Soldat war, hätte er mir vielleicht zugehört. So jedoch …“
„So jedoch kostete es dich deine Karriere. Und wenn Wellington nicht interveniert hätte, hätte es dich auch deinen guten Namen gekostet. Er wollte dich entehren, Hugo. Und ich bin sicher, das will er nach wie vor. Er warf dir Feigheit vor, nur um von seiner eigenen Inkompetenz abzulenken. Er ist der Feigling, nicht du. Ich würde ihn zu gern fordern. Sicher ist es nicht schwer, einen Grund …“
„Nein! Um Gottes willen, hast du nicht bereits genug Ärger gemacht, du Hitzkopf? Die Gesellschaft sieht dich schon als Frauenhelden, und das Vermögen der Strattons hättest du auch verspielt. Willst du obendrein noch Mord auf die Liste setzen?“
Kit grinste wie ein Schuljunge. „Ich könnte ja danebenschießen.“
„Das wäre das erste Mal“, meinte Hugo. Er selbst war vor seiner Verwundung ein erstklassiger Schütze gewesen, aber Kit übertraf ihn, und das wussten sie beide. „Im Ernst, Kit. Denk an den Schaden, den du anrichten kannst – den du unserer ganzen Familie zufügen würdest –, und versuch, dein Temperament zu zügeln.“
„Meines ist nicht heftiger als deines, Bruderherz.“
„Ich habe gelernt, mich zu beherrschen. Das musst du ebenfalls. Sieh nur, wohin es dich diesmal gebracht hat.“
„Ja, zugegeben, nur …“
„Forster überlass mir, Kit.“
Einen Moment lang schien Kit aufbegehren zu wollen, dann nickte er.
„Und nun musst du deine Schulden bei Lady Luce bezahlen und dich auf die Reise vorbereiten. Setz dich und nimm dir etwas zu trinken, während ich einen Brief an meine Bankiers aufsetze.“
Kit goss sich einen Madeira ein. Dann hob er das Glas, schenkte Hugo ein Lächeln, bei dem er noch besser aussah als sonst, und sagte: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, großer Bruder.“
„Der Himmel sei den Damen in Wien gnädig“, murmelte Hugo.
Zunächst überraschte es Hugo, dass Emma nicht zu Dickons Party im Garten zurückgekehrt war, doch dann erinnerte er sich, wie brüsk er sie aus der Bibliothek gewiesen hatte. Mit keinem Wort hatte er ihr Kits Ankunft erklärt. Und er hatte nicht abgewartet, was sie zu sagen hatte.
Sie würde wütend sein, schon wieder. Und diesmal hätte sie allen Grund dazu.
Er musste sie finden, ehe er nach London aufbrach, und versuchen, es ihr zu erklären. Nur wie?
Er ging zurück zum Gästetrakt und erklomm die Treppe zu ihrer Suite. Er konnte nicht wie früher zwei Stufen auf einmal nehmen, indes zeigten seine Übungen Wirkung, er hatte enorme Fortschritte gemacht. In Lake Manor wollte er wieder anfangen zu reiten – in aller Heimlichkeit. Niemand sollte ihn auf einem Pferd sehen, bis er sicher war, dass er es beherrschte – und nicht hinunterfiel. Emma war eine wahre
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