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Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)

Titel: Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Levison
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    Von der anderen Seite der Stahltür, wo es in den Zellenbereich zurück geht, dringt Lärm zu mir durch. Gleich darauf wird die Tür geöffnet, zwei Hilfssheriffs bringen einen tobenden jungen Kerl in Jeans und T-Shirt rein. Er ist betrunken und brüllt den beiden Beamten, die ihn in eine Zelle drängen, sinnloses Zeug entgegen.
    »Hey, Männer, ihr wisst wohl nicht, mit wem ihr euch da eingelassen habt!«, ruft er aus, nachdem sie endlich die Zellentür hinter ihm zubekommen haben. Er hört auch nicht auf zu schreien, nachdem sie gegangen sind und die Stahltür geschlossen haben.
    »Mein Daddy reißt euch den Arsch auf! Ihr Trottel! Arschlöcher! Ihr tut mir ja so leid! Wie ihr mir leid tut!«
    Er trägt Straßenkleidung anstatt der Anstaltsuniform, die man mir zugeteilt hat. Daraus schließe ich, dass man ihn auf Kaution rauslassen wird. Vielleicht Trunkenheit am Steuer oder ungebührliches Verhalten in betrunkenem Zustand. Er denkt, er ist allein hier drinnen, mich hier am anderen Ende bemerkt er nicht. Lauthals verflucht er noch immer die beiden Hilfssheriffs, als diese längst gegangen sind.
    »Diesmal habt ihr Scheiße gebaut! Da seid ihr jetzt aber an den Falschen geraten! In eurer Haut möcht ich nicht stecken, wenn ihr morgen checkt, was hier tatsächlich abgeht!« Und so weiter und so weiter. Jeder Satz wird einzeln vom Metall und den Betonziegeln zurückgeworfen und als Echo durch den Gang geschickt. Ich liege auf der Pritsche und starre an die Decke. Frage mich, wann es ihm reicht mit Herumbrüllen, wann endlich die deprimierende Wirkung des Alkohols einsetzt und ihn runterholt. Irgendwann hört er auf, Worte zu schreien, und heult bloß noch vor sich hin, ein langgezogenes Jaulen vor Zorn und Verzweiflung. Ich halte mir die Ohren zu. Dann hör ich einen Aufprall, offenbar ist er auf den Boden gefallen. Sein Geheul nimmt eine resignative Färbung an, wechselt dann ins Weinerliche, um schließlich in lautes Schnarchen überzugehen.
    Schade. Ich hatte gehofft, er könnte mir die Uhrzeit verraten.
     
    Einige Stunden später öffnet sich erneut die Tür. Diesmal kommt nur ein einziger Hilfssheriff rein, mit einem Tablett in der Hand. Er kommt rüber zu meiner Zelle und schiebt das Tablett durch den zu diesem Zweck aus den Stäben ausgesparten Schlitz hindurch.
    »Frühstück«, verlautbart er.
    Ich erhebe mich von meiner Liege und werfe einen Blick auf das Tablett. Zwei Stück Weißbrot mit einem einsamen Stück Wurst auf einem Pappteller. Das Ganze begleitet von einem Pappbecher mit circa dreißig Milliliter einer violetten Flüssigkeit. In einem ersten Impuls will ich das Angebot, das mir wie eine Beleidigung erscheint, ablehnen. Doch ich bin hungrig, und jetzt fällt mir ein, dass ich schon zum Zeitpunkt meiner Verhaftung hungrig war und mir bereits überlegt hatte, was ich mir bei Charlie in der Bar wohl zum Essen bestellen würde, als die Polizisten an die Tür kamen. Ich bin die ganze Zeit über hungrig gewesen und hab es nicht einmal bemerkt.
    Ich zieh das Tablett durch den Schlitz und klemm die Wurstscheibe so zwischen die zwei Brote, dass das Ding einem Sandwich ähnlich sieht. Die Wurst sondert einen seltsamen Geruch ab, mehr nach Chemikalien als nach Fleisch, aber ich schlinge sie runter. Ich stelle fest, dass ich auch durstig bin, und rieche an der violetten Flüssigkeit. Die riecht ebenfalls chemisch, und dies so stark, dass es mich würgt. Es handelt sich um eines dieser mit Wasser aufgegossenen Saftpulver, wobei in diesem Fall das empfohlene Wasser-Pulver-Verhältnis eindeutig verfehlt wurde. Ich stehe auf und drücke mein Gesicht gegen die Stäbe, in der Hoffnung, den Wachebeamten noch zu erwischen, bevor er durch die Stahltür entschwindet.
    »Hey, Mann, hätten Sie mal einen Schluck Wasser für mich?«, frag ich.
    Er ignoriert mich, die Stahltür fällt dröhnend ins Schloss.
    Das trockene Sandwichbrot hat sich in meinem Mund in feuchte Lappen verwandelt. Um sie irgendwie runterzubekommen, mach ich noch einen Versuch mit dem Pappbecher. Ich halte ihn mir zum Mund, schließe die Augen, und gerade als ich schlucken will, löst der chemische Geruch wieder diesen Würgereflex in mir aus. Ich lasse die gekauten Brotbrocken in den Becher fallen und stell das klebrige Gesöff auf meine Holzpritsche. In wenigen Augenblicken hat der scharfe, penetrante Geruch jeden Quadratzentimeter meiner Zelle verseucht.
     
    Mein Anwalt entspricht gar nicht dem Bild des jungen

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