Hoffnung ist Gift: Roman (German Edition)
und der Rest ist Geschichte.
Die Befragung hat beinahe eine Stunde gedauert. Dann gehen sie zu dem Teil der Ermittlungen über, in dem sich herausgestellt hat, dass ich meinen Wagen dampfgereinigt habe. Offenbar hat Inspektor Dave eine Teilzeit-Rezeptionistin bei Dillon Cab gefragt, ob das üblich sei, dass ich mein Taxi mit dem Dampfreiniger säubere, und sie antwortete: »Niemals.«
Ich mache eine Notiz auf dem Papier zwischen mir und Randall, dass Janet nur eine oder zwei Schichten pro Woche arbeitet und ich sie kaum je gesehen habe. Sie habe keine Ahnung, ob die Fahrer ihre Taxis dampfreinigen, da sie im Büro arbeitet. Zu meiner Überraschung zeigt Randall sich interessiert. Er nickt und legt seine Hand auf meinen Arm.
Eine weitere halbe Stunde vergeht, während der Inspektor Dave über meine Verhaftung spricht. Zum Zeitpunkt meiner Verhaftung war ich gerade am Weggehen, so viel steht fest. Dies erschien ihm höchst verdächtig. Offenbar darf es schon als anormal gelten, wenn man gelegentlich seine Wohnung verlässt. Verdächtig war auch mein anfänglicher Unwille, Fragen zu beantworten. Ich erinnere mich nicht an diesen Unwillen, bloß an meine Verwirrung. Die gesamte Zeugenaussage liefert wunderbare Einblicke in die Denkweise der Leute, die mich an jenem Tag festgenommen haben. Wenn ich ferngesehen oder gelesen hätte – wäre das auch verdächtig gewesen? Mir wird bewusst, dass ich egal was hätte tun können. Nachdem sie der Fingerabdruck auf mich gebracht hat, haben sie jedes Faktum aus meinem Leben, das ihnen zu ihrem Puzzle passend erschien, mit Gewalt hineingepresst, und alle, die nicht passten, einfach weggelassen.
Dann redet er über meine Behauptung, zwei betrunkene Mädchen im Taxi mit nach Hause genommen zu haben, die er – mit einem Schmunzeln in Richtung Jury – als »das übliche Gewäsch« abtut. Das deutlich vernehmbare Kichern von ein oder zwei Jurymitgliedern erschreckt mich. Nach all den Lügen, die über mich erzählt wurden, ist dies die erste, die mich wirklich auf die Palme bringt. Ich richte mich auf und unterdrücke gerade noch den Drang, aufzuspringen. Randall legt noch einmal seine Hand auf meinen Arm.
Nachdem der Staatsanwalt mit Dave fertig ist, schnappt sich Randall einen Stapel Papiere, stellt sich zum Podium und räuspert sich. Seine Hände zittern sichtbar.
»Inspektor, haben Sie während Ihrer Ermittlungen irgendwelche anderen Informationen gefunden, die auf meinen Klienten hinweisen?«
Dave schmunzelt noch immer und will über die Dampfreinigung zu reden anfangen, doch Randall, der offenbar eine totale Verhaltensänderung vollzogen hat, unterbricht ihn mit einer Handbewegung: »Ich meine Beweise. Tatsächliche Beweise am Tatort.«
Randall spricht jetzt mit mehr Nachdruck in der Stimme, er scheint verärgert. Vielleicht liegt das an Daves süffisantem Schmunzeln, in dem sich dessen Verachtung gegenüber allen von seiner eigenen Story abweichenden Versionen der Geschehnisse ausdrückt, an der Selbstgewissheit des Inspektors. Irgendwas an der Haltung dieses Mannes geht meinem Anwalt gewaltig auf den Sack. Endlich!
Dave tut jetzt verwirrt, als ob ihm diese Frage zu albern vorkäme, um sich überhaupt auf sie einzulassen. Sein Grinsen wird noch breiter. »Nein«, sagt er in einem Ton, in dem man mit Kleinkindern redet. »Ein Fingerabdruck ist ziemlich eindeutig.«
»Ja ja, gewiss ist er das«, sagt Randall. »Aber darüber hinaus haben Sie nichts gefunden?«
»Nichts«.
»Keine Fußabdrücke im Schmutz unter dem Fenster, keine ins Haus getragenen Schmutzpartikel, keine weiteren Fingerabdrücke? Nur den einen?«
»Nur den einen«, sagt Dave.
»Wie also ist mein Klient durchs Fenster ins Haus gekommen, ohne Fußabdrücke oder Schmutzpartikel zu hinterlassen?«
Es entsteht eine Pause – Dave muss nachdenken. Schließlich sagt er: »Es war offensichtlich, dass jemand einige Blumen unmittelbar vor dem Fenster zertreten hatte.«
»Konnten Sie die Schuhgröße der betreffenden Person feststellen?«
»Konnten wir nicht. Die Fußabdrücke waren verwischt. Und im Haus wurde sehr wohl Schmutz gefunden.«
Der plötzlich aufgewachte Randall nimmt Dave volle eineinhalb Stunden in die Mangel, doch Dave verliert sein Schmunzeln nicht. Es behagt ihm ganz offensichtlich nicht, so befragt zu werden. Dass da ein Anfänger wie Randall sein Urteilsvermögen in Frage stellt. Randall erwähnt Vern Brightwell, den ehemaligen Schulbusfahrer aus Westboro, den Inspektor Larry Watson als
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