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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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ob das ein Witz wäre, sagt nickend »ganz bestimmt« und lacht noch mehr. Erst als sie das ernste Gesicht von Jonna sieht, wird ihr klar, dass die andere es wirklich so meint, und da hält Alex inne und schüttelt den Kopf.
    »Also, entschuldige mal, du willst vor dem Problem fliehen?« Alex kneift die Augen zusammen und schluckt das letzte Lachen herunter. »Ist das dein Plan?«
    Äh, ja. Aber was ist denn daran so lustig? Jonna sieht Alex gekränkt an. Die schürzt die Oberlippe ein wenig, als sie weiterredet: »Glaub mir, das funktioniert nicht. Ich bin in meinem Leben achtzehn Mal abgehauen, erst vor Mama und dann vor verschiedenen Pflegefamilien und Heimen, und dann vor mir selbst, und ich sage dir, es gibt immer irgendeinen Arsch, der einen aufspürt und einem den ganzen alten Kram hinterherschickt. Das versichere ich dir.«
    »Hmm.«
    Achtzehn Mal? Wie überlebt man das denn? Und muss sie, nur weil sie zufällig ein Nomadenleben lebt, hier herumsitzen und gute Ratschläge geben? Jonna nickt, als würde sie das, was Alex sagt, glauben, aber dann steht sie auf und nimmt ihr Handtuch.
    »Danke für das Bier. Ich muss los, muss zu einer Freundin, was essen.«

4
    Sie schwimmt viele Bahnen, hin und her, dass das Wasser ihr um die Ohren rauscht, hin und her und so verbissen, dass ihre Kopfhaut schweißnass ist. Selbstverständlich kann man Probleme dadurch loswerden, dass man die Umgebung wechselt, oder?
    Was soll man denn sonst machen? Sie lösen? Das Telefongespräch mit Großmutter gestern hat ihr wieder klargemacht, wie verdammt schwer es ist, jemanden zu ändern, der sich nicht ändern will, und wenn man das Kind oder die Enkelin der betreffenden Person ist, dann ist es einfach unmöglich.
    Da ist es besser abzuhauen, das ist so verdammt schlau, denn dann kann man sich wenigstens um sich selbst kümmern und endet nicht wie Angelika Andersson.
    Fast vergisst sie die Schwimmbewegungen, schluckt einen Schwall Wasser und muss husten. Wäre sie genauso geendet wie die, wenn sie geblieben wäre? Wäre es so gekommen? Sie streckt die Hand nach dem Beckenrand aus, zieht sich erschöpft aus dem Wasser und geht zu einem der Tische an der großen Glasscheibe. Dann holt sie die letzten Butterbrote von gestern heraus, setzt sich mit dem Rücken zum Schwimmbecken und den weihnachtsferienfröhlichen Familien und isst, während sie ins Halbdunkel hinausstarrt. Ob es mit ihr auch schon so weit ist?
    Es ist mitten am Tag, aber es wirkt nicht so, als wäre die Sonne heute überhaupt aufgegangen. Schwarze, nackte Bäume stehen in wolkiges Dezemberdunkel gehüllt da, und weiter hinten sind auf vereisten kleinen Hügeln Schrebergartenhütten zu sehen, verrammelte Schuppen mit hässlichen, blinden Fenstern.
    Sechs Jahre lang haben sie dieselbe Schule in Kolsva besucht. Haben im selben kleinen Speisesaal gegessen, hingen in den Pausen auf demselben Schulhof herum, haben in derselben tristen Aula Lucia und Schulabschlüsse gefeiert und nach der Schule am Kiosk Süßigkeiten gekauft. Jahrein, jahraus. Ohne zu begreifen, dass sie eigentlich Freundinnen sein sollten, Jonna Öberg und Angelika Andersson.
    Erst jetzt wird ihr das klar, vier Jahre später in einem anderen Universum. Wenn die Klassenkameradinnen am Ullvi davon redeten, wie gemütlich es an Weihnachten werden würde, dann hätten Angelika Andersson und sie sich zurückziehen und über ganz andere Dinge sprechen können. Sie hätten wie Schwestern sein können.
    Matt und stumm sitzt sie nun da und sieht zu, wie mit dem Einbruch der Dämmerung ihr Spiegelbild immer stärker hervortritt. Jetzt weiß sie, dass sie für eine Freundin wie Angelika Andersson alles gegeben hätte und dass es alles verändert hätte, wenn nur ein einziger Mensch sie nicht komisch, peinlich und schrecklich gefunden hätte.
    In der Glasscheibe sieht sie eine bleiche und dünne Figur in einem geliehenen Badeanzug, und die Ohren klingeln ihr von all den Kommentaren, die sie zu hören bekommen hat.
    »Das ist ja krass, eine Mutter zu haben, die nur siebzehn Jahre älter ist, da seid ihr doch sicher beste Freundinnen, oder?«
    »Das heißt, deine Oma ersetzt also deine Mutter?«
    »Aber du bist doch schon mal im Ausland gewesen, oder?«
    »Dann ruf doch deinen leiblichen Vater an und sag ihm, dass du übers Wochenende kommst!«
    Und wenn sie es sich recht überlegt, dann kommt es Jonna jetzt einfach nur dumm vor, dass sie das so lange durchgehalten hat.
    Scheinbar erhofft sie sich immer zu viel.
    Hier sitzt

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