Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
hoffentlich nichts.«
Elina wirft Jonna einen besorgten Blick über die Schulter zu, aber Jonna nickt bloß. Sie kichert vor sich hin und denkt, dass es in dem Fall ruhig ein paar Mädchen vom Ullvi sein dürfen. Wenn die sie jetzt sehen könnten!
In der Küche ist es eng, hier stehen viele Leute herum, aber der Erste, den Jonna sieht, ist Minken. Er winkt und bedeutet ihr, sie solle sich zu ihm durchkämpfen, er sitzt zusammen mit Robin an einem Kiefernholztisch eingeklemmt, vor sich eine Rolle Gaffa-Tape, seine Türspion-Kolben und einen Haufen alter Brillengestelle.
»Hallo, hallo!«
Jonna drängelt sich durch, begrüßt die beiden. Sie lässt sich auf der Ecke eines Stuhls nieder, auf dem schon ein Mädchen sitzt, aber alle anderen Stühle sind besetzt, und das Mädchen macht freundlicherweise ein bisschen Platz, als Jonna kommt. Was für eine geile Umgebung! An der Wand hängen eine gewöhnliche Küchenuhr und ein Kalender vom Supermarkt um die Ecke, aber die Stimmung und vielen Menschen, das ist wie in einem Club. Die Arbeitsfläche und auch der ganze Tisch sind mit Flaschen, Dosen und Gläsern vollgestellt, und im Raum drängen sich zahllose Menschen, alle haben ihre Schuhe an und die meisten sogar ihre Mäntel und Jacken.
Aber wohin ist jetzt Elina verschwunden? Jonna hält nach ihr Ausschau, bleibt dann aber mit ihrem Blick an dem Mädchen hängen, mit dem sie sich den Stuhl teilt. Sie trägt toupiertes Haar, geringelte Strumpfhosen und einen weißen Lacklederrock – sie wirkt so jung, ist aber wahrscheinlich schon an die vierzig. Dass es solche Menschen gibt! Neben ihr sitzt ein Typ, der wie ein Taxifahrer aussieht, gegenüber hocken ein paar grölende Bierfreunde, die Pizza verschlingen, und außerdem Minken und Robin. Die meisten, die in der Küche herumstehen, sind zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt und tragen verschiedenste Moden. Rave, Hip Hop, Jeans, Gothic, Lederjacken, aber die meisten sehen erstaunlich normal aus, dafür dass sie auf so einem Fest sind.
»Vermisst du jemanden?«
Minken sieht sie belustigt an, und sie beeilt sich, wieder eine gleichgültige Miene zu machen. Nein, nein. Dann fragt sie: »Ist Alex auch da?«
Nein. Minken schüttelt den Kopf und nimmt einen der Kolben, den er mit Robins Hilfe mit dem Klebeband an ein Brillengestell klebt.
»Was macht ihr denn da?«
Die Frau, mit der sie sich den Stuhl teilt, lacht heiser und antwortet an Minkens und Robins Stelle: »Die Buben hier sagen, sie wollen Fußball spielen.«
Sie zeigt mit ihrer Zigarette auf all das Zeug, das zwischen Flaschen, Dosen und Gläsern liegt, und fängt ironisch und herablassend an zu erklären. Die Türspion-Kolben sollen auf den Brillengestellen festgeklebt werden, sodass man vor jedem Auge einen Kolben als Fernglas hat, und dann soll man mit den Dingern auf der Nase Fußball spielen. Wirklich eine großartige Idee! Letzteres richtet sie direkt an die Jungs, lacht überlegen und steht von dem Stuhl auf.
Was? Jonna sieht verstohlen zu Robin, der die Erklärung der Frau bestätigt, aber noch hinzufügt: »Was’n Glück, dass man nicht so alt und öde ist.«
Sie lachen, und Jonna beugt sich zu Minken hinüber und fragt: »Aber wo ist denn Alex, weißt du das?«
»Keinen Schimmer. Vielleicht irgendwas in der City.«
Nein. Das ist ja heute Abend!
Jonna wird plötzlich übel, als sie begreift, warum Alex nicht hier ist. Eine Gänsehaut läuft ihr über den Rücken, als ihr Kaarinas Anweisungen wieder in den Ohren klingen und sie die Silikonlippen vor sich sieht. Aber genau so ist es, dort befindet sich Alex in diesem Moment: Im Scheinwerferlicht mit vierhundert keuchenden alten Säcken, die sie anstarren. Sie tanzt um eine Stange und hofft, einen von den Allerverzweifeltsten mit ins Nebenzimmer zu bekommen, um ihm dort einen zu blasen.
Jonna schlingt die Arme dicht um die Brust, sieht sich zwischen den Flaschen und den ganzen uralten Typen um, und verspürt plötzlich eine heftige Sehnsucht nach Elinas gemütlichem kleinem Versteck. Was wollen sie hier eigentlich? Und wo ist Elina hin?
»Warte mal, ich kann …«
Weil sie nichts Besseres zu tun hat, streckt sie sich über den Tisch und will Robin helfen, das Brillengestell zu halten, während Minken klebt. Aber sie ist überflüssig, die beiden Jungs schaffen es eleganter allein. Und der Taxifahrer fängt an, sich mit einem der Biertypen im Armdrücken zu erproben, sie schieben die Pizzareste in Jonnas Richtung, als würden sie nicht
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