Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
kann aber nur Decken und ein paar heruntergefallene Kuscheltiere fühlen. Elina ist weg, was, wenn sie rausgegangen ist und sie versehentlich verraten hat?
Jetzt kommt die Panik, kalter Schweiß steht ihr auf der Stirn, sie zittert und rafft die Decken zusammen, beißt hinein und verkriecht sich ganz hinten in einer Ecke. Sie schlingt die Arme fest um den Brustkorb, versucht so mucksmäuschenstill wie möglich zu sitzen und betet stumm, dass ihr lauter Herzschlag sie nicht verraten möge.
Die Geräusche entfernen sich.
Ein letztes Kratzen an der Betonwand, und dann hört sie die Tür mit einem lauten Knall zuschlagen. Das große Auto fährt weg. Was zum Teufel bedeutet das? Eine Ewigkeit bleibt sie noch in der Ecke sitzen und wagt nicht, sich zu rühren oder zu atmen.
Dann geht plötzlich die Tür auf, und Elina kommt herein.
»Ah, du bist wach! Was ist los?«
Sie sieht ganz normal aus, schließt hinter sich die Tür, schaltet die Lichterkette an der Decke ein und sieht Jonna dann mit großen Augen an. Was ist passiert?
»Wo warst du, verdammt noch mal?«, zischt Jonna wütend, sie merkt, dass sie nach Schweißt stinkt, und traut sich immer noch nicht, mit normaler Stimme zu sprechen. Elina hat dagegen kein Problem damit, sie schüttelt den Kopf und sagt, sie sei draußen gewesen, um etwas Frühstück zu besorgen.
»Was ist denn los mit dir?«
Jonna holt tief Luft und versucht es ihr zu erklären. Das Kratzen an der Wand, die Schritte, das Auto mit laufendem Motor, und während sie erzählt, zucken Elinas Mundwinkel, und am Ende lacht sie so laut und herzlich, dass Jonna völlig vergisst, sich zu beruhigen und erleichtert zu sein – sie ist einfach nur gekränkt.
Ach so, das war die Müllabfuhr.
Ah, jeden Montag also, und woher sollte sie das wissen? Elina verstummt, zieht eine Grimasse, öffnet den Rucksack und zeigt der Freundin, was sie organisiert hat. Vielleicht kann Jonna sich ja mal ein bisschen darüber freuen, dass sie etwas zu essen besorgt hat?
»Und außerdem hättest du doch selbst daraufkommen können, dass Mülltonnen manchmal auch geleert werden.«
»Als ob man an so was denkt, wenn man hier liegt und schläft.«
Sauer und immer noch ganz zittrig beißt Jonna in einen Muffin mit grünem Marzipan und rosafarbenem Zucker.
*
Sie fahren zu zwei großen Spielzeugläden in Gamla stan, dann zurück zur Abstellkammer, und danach zu einem weiteren Toys’R’Us, der in einem Einkaufszentrum namens Barkaby Outlet liegt. Um dorthin zu kommen, muss man mit dem Zug vierzig Minuten in Richtung Norden fahren und dann vom Bahnhof lange durch einen Vorort wandern, über eine Fußgängerbrücke und über die E4, das dauert ewig.
Und als sie dann endlich ankommen, haben sie Pech. Der Laden ist voller Menschen, und Elina klaut genauso ge schickt wie immer, aber trotzdem geht es diesmal schief. Jonna steht mit zwei großen Lego-Schachteln und einer mit Sylvanian Families da, als sie plötzlich eine Hand auf der Schulter spürt, und eine entschiedene Stimme bittet sie, mit ins Büro zu kommen.
»Aber wieso denn ich?«
Jonna macht sich fast in die Hose vor Angst. Sie erklärt, dass sie gar keinen Rucksack dabeihat, ihre Schultasche hat sie in der Abstellkammer gelassen, und sie hat auch überhaupt nichts in den Taschen, also kann man sie doch wohl nicht in irgendein verdammtes Büro zwingen, oder? Sie sieht verstohlen zu Elina hinüber und fühlt sich unglaublich dämlich, und sie hat so schreckliche Angst – was Elina im Rucksack hat, ist schließlich an die tausend Kronen wert, und sogar Jonna weiß, dass alles über fünfhundert als echter Raub gewertet wird und nicht mehr als Ladendiebstahl. Sie versucht, Elinas Blick zu erhaschen, um sie zu warnen, doch die starrt nur stur auf den Fußboden, auch ihr hat sich jetzt die Hand des Wachmanns um den Nacken gelegt.
Doch, Jonna muss mit ins Büro.
Der Wachmann ruft Verstärkung, der Rucksack wird ihnen abgenommen, und die beiden Mädchen werden quer durch das ganze Warenhaus geschleift. Die Leute drehen sich nach ihnen um, und ein Kind im Prinzessinnenkleid zeigt auf sie und starrt so fasziniert, dass ihm fast die Augen aus dem Kopf fallen.
Im Büro angekommen muss Elina ihren Rucksack eigenhändig ausleeren. Da beginnen ihr die Tränen über die Wangen zu laufen, und laut weinend legt sie die Schachteln auf den Tisch und schnieft, dass sie doch habe bezahlen wollen und dass sie aus Timrå komme, da sei es überhaupt nicht verboten, seine eigene Tasche
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