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Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Anderberg Strollo
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man es schnell und sachlich oder zögert man? Steht man auf der anderen Seite lange auf dem Absatz, sieht auf die Autos hinunter und hält sich fest, oder tut man einfach einen großen, schnellen Schritt in die Luft?
    Und dann nichts.
    Sie stehen lange auf der Brücke und betrachten den Autoverkehr. Jonna merkt gar nicht mehr, wie kalt der Wind ist, hat die Niederlage im Spielzeugladen, den Hunger im Körper und sogar die bedrohlichen Telefonanrufe völlig vergessen.
    Im Angesicht des Todes verblasst das alles. So ist es einfach.
    Sie schnieft und legt ihre Hand sanft auf Elinas Hand, die auf dem Geländer ruht. Sie darf einfach nicht dasselbe tun. Mit einem Mal hat Jonna das Gefühl, als sei die Zeit stehen geblieben – und gleichzeitig, als hätte sie es sehr eilig.
    Was hätte Jonna denn zu Angelika Andersson gesagt, wenn sie gleich alt gewesen wären und einander gekannt hätten – und wenn sie eine Chance gehabt hätte und etwas hätte sagen können?
    Ihr Kopf ist vollkommen leer. Sie steht einfach da, schnieft und hält Elinas Hand ganz fest, während sie beide auf den Verkehr hinuntersehen.
    Irgendwann fragt sie ein wenig dämlich: »Kommst du aus Timrå?«
    »Hm. Meine Großeltern wohnen da.«
    Sie streicht sich das Haar aus dem Gesicht und versucht noch einmal: »Könntest du dann nicht einfach zu ihnen fahren, wenn alles total schiefgehen würde?«
    Elina sieht sie verärgert an. »Aber Jonna, du klingst ja beinahe so, als würdest du glauben …«
    Schweigen.
    »Mach dir keine Sorgen!«
    »Okay. Aber hör mal, kannst du mir dann nicht bitte deine Kapsel geben?«
    Jetzt verfliegt der Ärger. Ja, Jonna kann sehen, dass Elina ein wenig gerührt ist über ihren Versuch, aber sie schüttelt dennoch den Kopf, schiebt das Kinn in den Kragen und erklärt, dass die Kapsel als Sicherheit in der Jeanstasche liegt. Und auf die kann sie nicht verzichten.

17
    Als Jonna und Elina mit dem Vorortzug am Hauptbahnhof ankommen, sehen sie in der Unterführung Alex an einer Wand sitzen. Ist sie das wirklich? Es ist Hauptverkehrszeit, und ziemlich viele Menschen sind im Tunnel unterwegs, doch als sich die beiden durchgedrängt haben, sehen sie, dass es wirklich Alex ist. Das schöne Haar ist völlig zerzaust, die Beine hat sie grade ausgestreckt, obwohl dort all die Leute gehen, die Wimperntusche unter den Augen ist verlaufen. Sie sieht völlig fertig aus.
    »Ich bin so wahnsinnig müde! Ich hab die ganze Nacht gearbeitet, und will einfach nur noch schlafen.«
    Ja, aber wie ist es denn im Club gelaufen? Jonna starrt die Freundin an und will alles wissen, sie hockt sich neben sie, schafft es aber nicht zu fragen, ehe Alex ruft: »Aber ich weiß nicht mal wo!«
    Wieso? Sie weiß nicht, wo sie schlafen kann? Elina dreht sich um und bedeutet Jonna mit einem Wink, dass sie zur U-Bahn weitergeht. Jonna nickt, nimmt dann Alex’ Hand und fragt, wovon zum Teufel sie denn redet, und ob sie nicht alles von vorn erzählen kann.
    Nein, das kann Alex nicht. Stattdessen jammert sie: »Oh nein! Ich kann jetzt einfach keinen neuen Platz suchen. Nicht heut!«
    Einen neuen Platz? Warum denn? Was ist mit dem Wohn heim? Jonna kapiert gar nichts, und es wird auch nicht besser davon, dass Alex sie wütend anstarrt und murmelt: »Weil ich Angst habe, ist doch klar! Und das solltest du auch.«
    Dann seufzt sie und sagt, Minken habe versprochen, auch sie anzurufen, hat er das nicht getan?
    Jonna bekommt eine Gänsehaut.
    »Nein, warum?«
    »Er hat heute Morgen eine neue SMS gekriegt.«
    *
    »Das ist die zweite und letzte Warnung, du Arschloch. Wir haben dich gestern gesehen, und wir werden dich kriegen.«
    Verbissen öffnet Minken die SMS und zeigt Jonna, dass auch diese von einer unterdrückten Nummer kam, wahrscheinlich vom selben Absender wie die erste. Das Licht des Handydisplays beleuchtet sein Gesicht und lässt ihn noch bleicher und ängstlicher aussehen. Jonna schaudert es. Sie weiß genau, wie es ihm geht, sie hat selbst einen Krampf im Kiefer, im Nacken und im ganzen Körper, und möchte doch am liebsten schnell davonlaufen.
    Sie sitzen im Betonraum im U-Bahn-Tunnel am Mariatorget, und Jonna weiß nicht einmal mehr, wie sie dorthin gekommen sind, aber wahrscheinlich haben sie den Zug genommen. Sie zittert, und das Einzige, woran sie noch denken kann, ist die Bedrohung.
    »Was meinst du, wo sie dich gesehen haben?«
    »Auf dem Fest natürlich. Es war ein verdammter Fehler, da hinzugehen!«
    Hilfe! Dann ist sie selbst ja auch gesehen worden.

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