Hoffnung: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
machen sollten. Wie schön, dass du endlich rangehst!«
Sandras Wärme und Fürsorge lässt in Jonnas Brust wieder die Blumen blühen.
Das hat Sandra gesagt. Wirklich. Und jetzt muss Jonna aufstehen und sich etwas bewegen. Muss Leben in die Beine schütteln und sich über die Wangen streichen, denn jetzt holen sie alle Gefühle so langsam ein. Es ist so viel auf einmal, und das gibt ihr Schwung. Sie steckt das Handy in die Tasche, zieht ihre Jacke an und rüttelt und zerrt an der schlafenden Alex auf der Bank.
»Wir gehen jetzt, komm schon, Alex! Das war sehr viel mehr als zwei Minuten!«
20
Heute ist Helena für die Aktivitäten des Abends verantwortlich, sie klatscht in die Hände und bringt das Gemurmel im Raum allmählich zum Schweigen. Die Mädchen sitzen seit dem Abendessen am Küchentisch oder aalen sich wie Seehunde auf dem rosa Sofa und den Sesseln am Fenster.
»Fühlt euch jetzt aber nicht unter Druck gesetzt.«
Kein Problem. Jonna gähnt ausgiebig auf einem Sessel, und Helena fährt fort: »Ich werde euch ein Thema geben, aber das soll nur der Inspiration dienen, falls ihr welche braucht.«
Krach! Sie wird von einem umfallenden Küchenstuhl unterbrochen, ein Mädchen hat das Gleichgewicht verloren und ist auf den Boden geknallt. Alle recken die Hälse, und das auf dem Boden liegende Mädchen fängt laut an zu lachen.
»Tschuldigung!«
Alle lachen mit und klatschen, und es herrscht erst einmal Gejohle, ehe Helena weitersprechen kann.
»Gut, ihr dürft auch gern auf den Stühlen wippen. Wo war ich stehen geblieben? Genau, das hier macht ihr nur für euch, und keine wird irgendetwas davon uns oder den anderen zeigen müssen, wenn sie das nicht ausdrücklich will.«
Vereinzelt erleichtertes Seufzen, während die meisten bloß still dasitzen.
»Aber wenn jemand das möchte, dann werden wir anderen alle es einfach nur cool finden, nicht wahr?«
Wieder Nicken und Lächeln, und dann teilen Helena und Sandra an alle, die Lust haben, Stifte und Notizblöcke aus.
»Die könnt ihr hinterher behalten oder einfach zurücklegen, wie ihr wollt.«
Jonna bekommt auch einen Block und einen Stift, aber sie schaut etwas besorgt zum Flur, hat sie nicht ein Geräusch gehört? Ist Alex aufgewacht?
Irgendwann hatte sie die Freundin dann doch von der Bank im Krankenhaus Huddinge hochgekriegt, rechtzeitig bevor jemand hätte kommen und sich einmischen kön nen. Aber Alex hing wie ein Zombie an Jonnas Arm, es war wirklich anstrengend und sehr zeitraubend, sie den ganzen Weg zum Bahnhof zurückzuschleifen. Jonna verlief sich, und schlussendlich landeten sie stattdessen an einer Bushaltestelle. Im ersten Bus, der kam, durften sie nicht mitfahren, weil der Busfahrer ein Blödmann war. Er hatte Angst, Alex würde ihm die Sitze vollkotzen, und weigerte sich, sie mitzunehmen. Nach einer Ewigkeit rollte wieder ein roter Bus heran, die Türen klappten auf, und Alex schaffte es zum Glück, sich ein bisschen zusammenzureißen. Sie stand kurz auf eigenen Füßen, sagte »Hallo« ohne zu lallen, und sie durften einsteigen. Dieser Busfahrer half Jonna sogar, mit ihrem Handy die Fahrkarten zu kaufen, sie wusste gar nicht, dass man das konnte. Alex saß währenddessen da und rülpste, und sowie die Sache mit den Fahrkarten geklärt war, schleifte Jonna die Freundin zu der hintersten Sitzreihe im Bus. Für den Fall, dass sie wirklich anfinge zu kotzen.
Das tat sie aber nicht, jedenfalls nicht, ehe sie in Fruängen in der U-Bahn saßen, da kotzte sie so, dass die Leute aufsprangen und weit von ihnen abrückten. Dann schlief sie, in dem warmen U-Bahn-Waggon an eine gelbe Stange gelehnt, wieder ein.
Als sie zum Mariatorget kamen, kriegte Jonna Alex nicht wach, aber da waren zwei Typen, die ihr halfen und Alex ganz einfach raustrugen. Sie packten sie an Händen und Füßen und hoben sie hoch, und das war so unglaublich nett, denn es war nicht einmal ihre Haltestelle. Die Typen legten sie auf eine Bank und sprangen dann schnell wieder in die Bahn. Wenn ihnen nun wegen Jonna die Bahn weggefahren wäre! Und dann musste sie schimpfen und bitten und schreien, damit Alex endlich wach wurde, und es war wirklich ein Glück, dass sie selbst solche Magenschmerzen gehabt hatte, dass sie nichts getrunken hatte, denn sonst wären sie wahrscheinlich beide im Krankenhaus Huddinge eingeschlafen, und wer weiß, was das für Folgen gehabt hätte. Aber schlussendlich haben sie es bis zum Enter geschafft.
Jetzt sitzt Jonna hier im Sessel und hat ein
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