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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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empfand - Schmerz, Todesangst. Die absolute Gewißheit, daß es vorbei war.
Er genoß es.
Eine winzige Bewegung seines Handgelenks hätte gereicht, um der Sache ein Ende zu machen. Das Sarazenenschwert war scharf genug, um Muskeln und Knochen mit einem Hieb zu durchtrennen.
Aber er zögerte. Er wollte, daß der Mann litt. Er gehörte zu denen, die seine Familie ausgelöscht hatten, und vielleicht war er sogar der Mörder seines Sohnes. In jedem Fall war er aber einer von denen, die Barak auf so gräßliche Weise zu Tode gefoltert hatten; und Andrej wollte, daß er dafür bezahlte, jeden Schmerz, jede Sekunde der Qual hundertfach zurückbekam. Sein Schwert machte zwei, drei blitzartige Bewegungen, die den Helm des Goldenen endgültig zerteilten und blutige Spuren in dem Gesicht darunter hinterließen. Diesmal kam ein Schmerzenslaut über die Lippen des Besiegten. Andrej genoß ihn wie einen kostbaren, süßen Wein.
Die Wunden waren oberflächlich und nichts weiter als eine kleine, grausame Spielerei. So sehr er diesen Mann auch verabscheute: Er war es einfach nicht wert, daß er sich soweit vergaß und zu einer Bestie wurde, die Genugtuung dabei empfand, einen Gegner zu Tode zu quälen. Er hörte auf, an seinem Gesicht herumzuschnitzen, und setzte seine Klinge an die Kehle des Mannes. Etwas in ihm schrie vor Enttäuschung auf. Er wollte diesen Mann nicht töten. Nicht so schnell. Nicht so leicht. Das schwarze Feuer brannte noch immer in ihm, und diese Flamme verlangte, dem anderen Qualen zu bereiten.
»Tu es … endlich, Delãny«, stöhnte der Goldene. »Bring es … zu … Ende.«
Seine Schwäche war nur gespielt. Unter all dem Blut und Schmutz gewahrte Andrej ein starkes, auf eine sonderbare Weise gutaussehend-brutales Gesicht. Das Gesicht eines Kriegers, der es gewohnt war, Schmerzen zu ertragen und seine Chancen abzuwägen.
Delãnys Schwert drückte gegen seine Kehle, und das auf eine Art, die jede Gegenwehr unmöglich machte. Er wartete. Er versuchte, Zeit zu gewinnen, vielleicht einen winzigen Moment der Unaufmerksamkeit abzupassen, in dem er der tödlichen Klinge an seinem Hals entwischen und Andrej überwältigen konnte.
»Wer bist du?« fragte Andrej.
Der andere lachte. »Was willst du?« fragte er. »Meinen Namen oder meinen Kopf?« Er hatte einen sonderbaren, schweren Akzent, den Andrej noch nie zuvor gehört hatte.
»Die Namen der anderen«, antwortete Andrej. »Ich will wissen, wohin sie gehen. Und warum ihr das getan habt.«
»Läßt du mich am Leben, wenn ich sie dir verrate?«
»Du kannst dir aussuchen, ob du schnell stirbst oder ob es so lange dauert wie bei Barak«, sagte Andrej düster. »Warum habt ihr diesen alten Mann gequält? Er hat niemandem etwas getan.«
Hinter ihm erscholl ein gellender Schrei. Ein Schrei aus der Kehle eines Kindes; schrill, hoch, ein Laut, der aus fürchterlicher Qual und schierer Todesangst geboren war.
Drei… schoß es Andrej durch den Kopf.
Er hatte einen fürchterlichen Fehler gemacht. Es waren die Spuren von drei Männern gewesen, die sich vom Haupttrupp getrennt hatten!
Delãny war nur für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt, aber schon dieser winzige Moment reichte seinem Gegner. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß das Sarazenenschwert eine blutige Spur in seine Schulter
pflügte, wirbelte er herum, brachte sich vor der tödlichen Klinge in Sicherheit und trat gleichzeitig mit beiden Beinen nach Andrejs Fußgelenk.
Er traf nicht, aber die Attacke zwang Andrej zurückzuweichen; sein nachgesetzter Stich verwundete den Mann nicht so schwer, wie er gehofft hatte, ließ ihn aber trotzdem stolpern und auf die Knie fallen. Möglicherweise war das die Entscheidung. Ein blitzschneller Schritt, um ihm nachzusetzen, und diesmal würde er keine Sekunde zögern, sondern den Kampf mit einem sauberen Hieb beenden. Der Fremde war zu gut, um ihm eine zweite Chance zu geben.
Aber hinter ihm schrie Frederic noch immer. Andrej setzte dem Goldenen nach, warf aber in der Bewegung einen Blick über die Schulter zurück.
Was er sah, ließ ihn vor Entsetzen schier erstarren. Es waren drei Männer gewesen, aber nur zwei hatten sich - wohl im Vertrauen auf die vermeintliche Überlegenheit des Kriegers in der Messingrüstung - an dem Überfall auf ihn beteiligt.
Der dritte jagte Frederic.
Bisher schien es dem Jungen gelungen zu sein, sich zwischen den Felsbrocken und Bäumen auf dem Hang in Sicherheit zu bringen. Nun aber hatte ihn der Angreifer in die Enge getrieben und stand mit hoch

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