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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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linke Hand war mit einem blutgetränkten Lappen umwickelt, aber die rechte lag griffbereit auf dem Schwert, das aus seinem Gürtel ragte.
»Dann sollten wir ihn schlafen lassen«, sagte Andrej und erhob sich. Frederic stöhnte und bewegte die Hände. Aber er wachte nicht auf.
Sergé trat einen halben Schritt zurück und machte gleichzeitig eine einladende Geste mit der verletzten Hand. Die andere blieb weiter auf dem Schwertgriff liegen. Sie blieb auch dort, während Andrej ihm die wenigen Schritte bis zum Lagerfeuer folgte.
Seine Augen hatten sich mittlerweile an das schwache Licht gewöhnt, so daß er Krusha erkannte, noch bevor er sich auf Sergés Wink hin - der genaugenommen nichts anderes als ein Befehl war - zu ihm ans Lagerfeuer setzte. Auch Krusha war verletzt, wenn auch nicht annähernd so schwer wie sein Bruder. Sein Gesicht und seine Hände waren mit einer Unzahl winziger roter Brandflecken gesprenkelt, und er hatte eine üble Schnittwunde am rechten Unterarm.
»Habt ihr mich hergebracht?« fragte Andrej.
Natürlich war das eine überflüssige Frage, aber Andrej fühlte sich auf eine sonderbare Weise befangen. Er war es nicht gewohnt, in der Schuld anderer zu stehen.
»Sie haben das Feuer gelöscht«, sagte Krusha, ohne direkt auf seine Frage zu antworten. »Bevor die Flammen auf die anderen Gebäude übergreifen konnten. Es hat eine Menge Tote gegeben. Die Leute sind sehr zornig.«
Andrej blickte aufmerksam von einem zum anderen. Krushas Gesicht war versteinert, während es Sergé sichtlich schwerfiel, sich zu beherrschen. Sicherlich hatte er starke Schmerzen.
»Wo … sind eure Brüder?« fragte Andrej zögernd.
Krusha deutete hinter sich, ohne den Kopf zu wenden. »Vranjevc ist nicht rausgekommen«, sagte er tonlos.
Andrejs Blick folgte der Geste. Das schwache Licht des beinahe erloschenen Feuers reichte nur wenige Schritte weit - er hatte die reglos am Boden liegende Gestalt bisher nicht einmal bemerkt. Er stand auf, zögerte einen Moment und bewegte sich dann mit langsamen Schritten um das Feuer herum. Weder Sergé noch Krusha erhoben Einwände.
Man mußte kein Heilkundiger sein, um zu erkennen, daß Ansbert die Nacht nicht überstehen würde. Gesicht und Schultern waren nahezu unversehrt, doch der Rest seines Körpers war schrecklich verbrannt. Seine Brüder hatten ihn ausgezogen, wohl um zu verhindern, daß die verbrannten Kleider auf seiner Haut scheuerten und ihm zusätzlich Schmerzen bereiteten; aber dies war - wenn überhaupt - nur eine schwache Hilfe. Andrej dachte an die schrecklichen Augenblicke in dem brennenden Haus zurück und hoffte inständig, daß sich Ansbert obschon noch bei Bewußtsein - in einem Zustand befand, in dem er keine Schmerzen mehr spürte. Aber er glaubte nicht recht daran.
»Es wäre barmherziger, ihn von seiner Qual zu befreien«, sagte Krusha. »Aber ich kann es nicht. Er ist nicht wirklich mein Bruder, aber ich liebe ihn, als wäre er es.«
Andrej reagierte nicht auf die Bitte, die sich kaum verhohlen in diesen Worten verbarg, sondern wandte sich schaudernd ab und ging wieder zum Feuer zurück. Sergés Blick folgte seiner Bewegung voller Mißtrauen - vielleicht Feindseligkeit? -, während Krusha weiter dumpf in die erlöschende Glut starrte. »Ich danke euch«, begann er umständlich. »Ihr habt Frederic und mir wahrscheinlich das Leben gerettet.«
»Nicht wahrscheinlich«, sagte Sergé hart. »Du hattest das Schwert schon an der Kehle.«
»Du hast den Mann angegriffen?« fragte Andrej.
»Bild dir nichts darauf ein«, antwortete Sergé. »Ich habe es nicht deinetwegen getan.« Er starrte Andrej auf eine Weise an, die man kaum anders als haßerfüllt nennen konnte.
»Ich danke dir trotzdem«, sagte Andrej.
»Ich habe ihn getötet«, sagte Sergé hart. »Vielleicht töte ich dich auch noch. Ich hätte es wahrscheinlich schon getan, aber Krusha war dagegen.«
Andrejs Hand glitt fast ohne sein Zutun zum Gürtel, aber das, wonach er suchte, war nicht da.
Sergé lachte leise, griff neben sich und hob Andrejs Sarazenenschwert auf. »Suchst du das, Delãny?« fragte er. »Eine interessante Waffe. Sie muß sehr wertvoll sein. Ich habe solch ein Schwert noch nie zuvor gesehen.« Er zog das Sarazenenschwert bedächtig aus der ledernen Umhüllung und ließ seinen Blick prüfend über die rasiermesserscharfe Klinge gleiten. »Vor allem nicht bei einem Kerl aus Transsilvanien«, fügte er hinzu. Er ließ die Klinge zweimal fast spielerisch durch die Luft sausen und lauschte eine

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