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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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Wahrscheinlich würde er noch Tage brauchen, um seine ursprüngliche körperliche Verfassung zurückzuerlangen.

Tage, die er nicht hatte.
»Andrej!« Frederic kam mit weit ausgreifenden Schritten auf ihn zugerannt. Unter seinen nackten Füßen spritzte das Wasser hoch, und zum ersten Mal seit der vorletzten Nacht sah Andrej wieder ein Lachen auf seinem Gesicht. Wären sein fast kahler Kopf und seine abgesengten Augenbrauen und Wimpern nicht gewesen, man hätte fast vergessen können, daß es die schrecklichen Minuten in dem brennenden Gasthaus überhaupt gegeben hatte. Der Junge winkte aufgeregt mit beiden Armen und legte die letzten Schritte mit komischen Hüpfern zurück; ein ausgelassenes Kind, das einfach die Schönheit des Augenblickes genoß, ohne sich um den nächsten irgendeinen Gedanken zu machen. Für einen Moment verspürte Andrej einen absurden Neid auf diese kindliche Unbefangenheit, die er für immer verloren hatte.
    »Ich war schon in Sorge um dich«, sagte Frederic lachend, als er heran war. »Du warst lange weg.«
»Und du hast geglaubt, ich wäre ertrunken?« Andrej ließ sich in die Hocke sinken und bespritzte Frederic lachend mit Wasser. »Zu früh gefreut! Ich bin ein ausgezeichneter Schwimmer!«
Frederic wich kichernd zurück und hob die Hände vors Gesicht. Andrej bespritzte ihn weiter mit Wasser. Der Junge machte zwei weitere ungeschickte Schritte rückwärts, stolperte und fiel prustend in den Sand.
Für einen Moment war Andrej einfach nur glücklich. Er warf sich mit weit ausgebreiteten Armen auf Frederic, riß ihn vollends zu Boden und rollte lachend und prustend mit ihm durch die Brandung. Alle Sorgen fielen von ihm ab. Indem er Frederic umarmte und lachend und ausgelassen mit ihm durch den Sand rollte, war es, als fließe ein Teil der jugendlichen Kraft und Energie des Knaben in ihn selbst. Andrej war sich darüber im klaren, daß dies nur Selbstbetrug war; aber es war eine süße Lüge, ein kurzer, kostbarer Augenblick des Glücks, der ihm vielleicht nicht zustand, der aber trotzdem unbeschreiblich guttat.
Schließlich hörten sie auf, sich lachend in der Gischt zu wälzen, und lagen schwer atmend und leise lachend nebeneinander im Sand. Andrej blinzelte in das grelle Licht der Morgensonne, und selbst der beißende Schmerz, den die dünnen Lichtpfeile in seine Augen sengten, erschien ihm in dieser Situation wie ein Geschenk. Schmerz bedeutete Leben. Vielleicht war Schmerz sogar das einzige, was den Unterschied zwischen Leben und Tod wirklich definierte.
»Wieso kann ich nicht schwimmen wie du?« fragte Frederic lachend.
Andrej richtete sich auf die Ellbogen auf und wischte sich mit dem Handrücken das Salzwasser aus den Augen. »Ich nehme an, weil du es nie gelernt hast«, antwortete er. »Wäre das eine passende Erklärung?«
»Wann hast du es gelernt?« fragte Frederic.
Der Augenblick unschuldigen Glücks zerschmolz. Plötzlich war er wieder ein junger Mann, stand zitternd vor Furcht in einem Boot in der Mitte eines Sees, und Michail Nadasdy saß grinsend zwei Meter vor ihm und warf sich rhythmisch von rechts nach links und wieder zurück, mit keinem anderen Ziel, als das Boot - und vor allem ihn! - aus dem Gleichgewicht zu bringen.
»Ein … guter Freund hat es mich gelehrt«, antwortete er zögernd. Aus seinem absurden Neid auf Frederic wurde ein ebenso absurder Groll, daß der Junge den Augenblick kindlicher Unschuld mit dieser harmlosen Frage zerstört hatte. Schon in der nächsten Sekunde fühlte er sich dieses Gedankens schuldig, und sein schlechtes Gewissen meldete sich. Ein Teufelskreis -albern, dumm, aber quälend.
»Und?« fragte Frederic. »Bringst du es mir auch bei? Ich würde gerne schwimmen können.«
»Ich fürchte, das ist nicht möglich«, antwortete Andrej. Es war wie ein kalter Wasserguß; unendlich kälter, als die eisige Brandung jemals sein konnte. Er setzte sich auf, legte die Unterarme auf die angesengten Knie und mußte für einen Moment mit aller Kraft darum kämpfen, seinen unsinnigen Groll auf Frederic nicht zu vollkommen absurdem Haß werden zu lassen.
Er sah den Jungen nicht einmal an, und trotzdem konnte er spüren, wie dessen Stimmung plötzlich umschlug. Ganz wie bei ihm selber waren die jugendliche Unschuld und Fröhlichkeit mit einem Schlag verschwunden, und eine dumpfe Traurigkeit ergriff von Frederic Besitz.
»Du hast mich gerettet, Andrej«, sagte er leise. »Ich wäre verbrannt, hättest du mich nicht aus dem Haus geholt.«
»Du hättest

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