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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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dasselbe für mich getan, wenn du gekonnt hättest«, sagte Andrej. Es klang dumm; es war dumm.
»Ich … muß dir etwas sagen, Andrej«, sagte Frederic zögernd. Die Worte kamen schleppend. Andrej spürte, wie schwer es dem Jungen fiel, sie auszusprechen. Und er wußte auch, was er als nächstes sagen würde. Er wollte es nicht hören.
»Nein«, sagte er. »Das mußt du nicht.« Es kostete ihn große Kraft, den Kopf zu drehen und Frederic ins Gesicht zu blicken. Er sah genau das, was er erwartet hatte: Frederics Gesichtsausdruck war gequält. Er hatte Angst vor dem, was er sagen wollte, und unendlich viel mehr Angst vor der Antwort, die er vielleicht erhalten mochte.
»Aber du …«
»Ich weiß, was du sagen willst«, fiel ihm Andrej ins Wort. »Ich will es nicht hören. Wir werden deine Mutter und die anderen Dorfbewohner befreien. Darauf gebe ich dir mein Wort. Mehr kann ich nicht tun. Ich wollte, ich könnte es aber ich kann es nicht.«
Etwas an der Art, wie Frederic ihn ansah, irritierte -ja, erschreckte ihn. Aber er gestattete sich nicht, den Gedanken weiter zu verfolgen. Es zu tun hätte vielleicht bedeutet, sich endgültig einzugestehen, daß er das Unglück über Borsã gebracht hatte. Diesen Gedanken könnte er nicht ertragen - nicht jetzt.
Andrej stand auf, drehte sich herum und registrierte erleichtert, daß Sergé wieder da war. Er kam aus einer völlig anderen als der erwarteten Richtung auf ihn zu und schien es ziemlich eilig zu haben. Er rannte noch nicht, war aber auch nicht mehr sehr weit davon entfernt. Nur wenig später tauchte auch Krusha über den Dünen auf. Er hatte sich tief über den Hals seines Pferdes gebeugt und trieb das Tier mit aller Kraft an.
»Da stimmt etwas nicht«, murmelte Andrej.
Er registrierte Frederics Reaktion nur aus den Augenwinkeln, aber sie schockierte ihn dennoch: Frederic stand auf und drehte sich zu den beiden näher kommenden Männern herum, und auf seinem Gesicht erschien plötzlich ein Ausdruck von Ernst, der im krassen Gegensatz zu seiner Jugend stand. Nicht zum ersten Mal, seit er Frederic kennengelernt hatte, kam ihm zu Bewußtsein, wie wenig Kind Frederic manchmal war. Nicht oft - aber manchmal eben doch zeigte der Junge eine Abgeklärtheit, die ihm nach Andrejs Meinung nicht zustand. Und vielleicht war das sogar der wirkliche Grund, aus dem sie jetzt hier waren. Vater Domenicus und seine Begleiter hatten mehr getan, als Borsã das Rückgrat zu brechen und die Menschen, die sie liebten, zu töten - sie hatten nicht nur Marius, sondern auch Frederics Jugend gestohlen, das kostbarste Gut eines Menschen.
Die Brüder trafen nahezu gleichzeitig bei ihnen ein. Krusha wirkte erschöpft. Vom Maul seines Pferdes troff flockiger weißer Schaum, und er selbst war am ganzen Leib in Schweiß gebadet. Er mußte die ganze Strecke von Constãntã bis hier im Galopp zurückgelegt haben.
»Was ist passiert?« fragte Frederic, noch bevor Krusha ganz aus dem Sattel gestiegen war. »Wirst du verfolgt?«
»Nein.« Krusha ließ sich schwerfällig zu Boden gleiten und wandte den Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. »Jedenfalls glaube ich es nicht«, fügte er etwas leiser hinzu.
»Warum bist du dann so schnell geritten?« hakte Andrej nach. Er ergriff die Zügel von Krushas Pferd, zog den Kopf des Tieres zu sich herab und streichelte beruhigend seine Nüstern. Das Tier zitterte vor Anstrengung und war nicht fähig stillzustehen. Noch ein kurzes Stück weiter, dachte Delãny zornig, und Krusha hätte es zuschanden geritten.
»Weil ich interessante Neuigkeiten habe«, antwortete Krusha gereizt. Er machte aber keine Anstalten, diese Worte irgendwie zu erklären, sondern ging steifbeinig zwischen Andrej und Frederic hindurch, ließ sich kurz vor der Brandungslinie in die Hocke sinken und schöpfte mit beiden Händen Wasser, um sein Gesicht zu kühlen.
Andrej folgte ihm. Er beherrschte sich nur mit Mühe. Er hatte längst eingesehen, daß es ein Fehler gewesen war, sich mit Krusha und seinem Bruder einzulassen. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt.
Krusha schüttete sich eine weitere Ladung Wasser ins Gesicht, stand auf und strich sich mit beiden Händen das nasse Haar aus der Stirn, ehe er sich wieder zu ihnen herumdrehte.
»Es war eine gute Idee, nicht nach Constãntã zu gehen«, begann er. »Die Stadt ist in Aufruhr wegen des Brandes. Sie suchen uns.«
»Uns?« fragte Frederic erschrocken.
»Wieso uns?« fügte Sergé verwirrt hinzu.
»Nicht direkt uns«, antwortete sein

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