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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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sagte Demagyar kalt. »Ich hasse es, einen Mann foltern zu lassen, aber ich werde nicht zögern, das zu tun, wenn Ihr weiter so verstockt seid! Nennt uns die Namen Eurer Komplizen, und sagt uns, wo sie sich versteckt halten, dann werde ich vielleicht noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen!«
Andrej kämpfte sich mühsam auf die Beine hoch. Ihm war übel, und sein Rücken schmerzte unerträglich. Er hatte Mühe, Demagyars Worten zu folgen. Allerdings hätte er das vermutlich selbst dann gehabt, wenn er von dem Soldaten nicht an den Rand der Bewußtlosigkeit geprügelt worden wäre. Immerhin begriff er allmählich, daß dieser sogenannte Prozeß ein sorgsam vorbereitetes Theaterstück war, das vermutlich Florescu und Bathory galt. Was aber versuchte Demagyar ihnen vorzugaukeln?
»Ich weiß nicht, wo sie sind«, sagte er stockend. »Ich weiß nicht einmal genau, wer sie sind. Ich habe sie erst vor ein paar Tagen kennengelernt.«
»Wo?« fragte Bathory.
Andrej starrte ihn trotzig an. Graf Bathory hielt seinem Blick einige Sekunden lang stand, ehe er einem der Soldaten hinter ihm zunickte. Der Mann ging mit schnellen Schritten an Andrej vorbei, legte ein in Leinen eingeschlagenes Bündel vor Graf Bathory auf den Tisch und nahm rückwärts gehend wieder seine vorherige Position ein.
Graf Bathory wickelte das Päckchen rasch aus, und Andrej erkannte, daß es die zerrissenen Kleider enthielt, die Frederic und er in dem leerstehenden Haus zurückgelassen hatten.
»Gehören diese Kleider dir?« fragte Graf Bathory. »Wenn ja, dann erkläre mir, warum sie zerrissen wurden.«
»Was spielt das für eine Rolle?« fragte Andrej. »Ich habe doch schon zugegeben, daß ich versucht habe, den Herzog zu bestehlen.«
»Was deinen sicheren Tod bedeutet«, bemerkte Florescu. »Ich frage mich nur, warum ein Mann zusätzlich noch schwere Qualen in Kauf nimmt, nur um zwei Komplizen zu schützen, die er angeblich erst seit ein paar Tagen kennt.«
»Bedenke deine nächsten Worte genau, Delãny«, fügte Graf Bathory hinzu. »Dein offensichtlich verbranntes Haupthaar ist Beweis genug dafür, daß du und deine Freunde auch für den Brand in dem Gasthaus vor zwei Tagen verantwortlich seid, was ein weiteres schweres Verbrechen darstellt.«
»Ihr könnt mich nur einmal töten, oder?« fragte Andrej kühl. Er sah Demagyar an. Der Herzog gab sich alle Mühe, ein finsteres Gesicht zu machen, aber es gelang ihm dennoch nicht völlig, das triumphierende Glitzern in seinen Augen zu unterdrücken. Andrej wußte noch immer nicht genau, worauf Demagyar hinauswollte, aber diese Vernehmung schien sich ganz in seinem Sinne zu entwickeln.
»Du irrst dich, Andrej Delãny«, entgegnete Florescu. »Dein Tod wird keine kurze Angelegenheit sein. Mir widerstrebt es ebenso wie Ják Demagyar, einen Mann der Folter zu unterziehen, aber deine Verbrechen wiegen zu schwer. Das Volk schreit nach Gerechtigkeit. Wenn du weiter so verstockt bist, wird sich dein Tod über einen ganzen Tag hinziehen.«
»Es sei denn«, fügte Graf Bathory hinzu, »du gibst die Namen deiner Komplizen preis. Und den eures Auftraggebers.«
»Ich verstehe nicht, was Ihr meint«, sagte Andrej - und das entsprach in diesem Moment sogar der Wahrheit.
»Dann will ich es dir ein wenig leichter machen«, sagte Florescu. »Du bist nicht so einfältig, wie du uns glauben machen willst. Niemand ist so dumm zu glauben, er könnte ungesehen in das Schlafgemach des Herzogs eindringen, seine Schatztruhe ausrauben und dann auch noch entkommen. Ich will dir sagen, was deine wirkliche Absicht war: Du wolltest den Herzog ermorden.«
»Was zweifellos sehr viel leichter ist, als nur sein Geld zu stehlen«, bemerkte Andrej sarkastisch.
»Vielleicht hast du ja gehofft, in dem Durcheinander nach dem Tode des Herzogs entkommen zu können«, beharrte Florescu.
Graf Bathory wirkte äußerst nachdenklich, auch ein wenig erschrocken. Demagyar hingegen konnte seine Zufriedenheit nicht verbergen.
»Sag uns den Namen eures Auftraggebers und das Versteck deiner Komplizen, und …« Florescu hielt für einen ganz kurzen Moment inne; gerade lange genug, um sich mit einem fragenden Blick an Demagyar zu wenden, den dieser mit einem angedeuteten Nicken beantwortete, »…du bleibst am Leben«, schloß Florescu.
Graf Bathory runzelte die Stirn. »Verzeiht, Florescu, aber dieser Mann …«
»Dieser Mann«, fiel ihm der Angesprochene ins Wort, »ist nicht mehr als ein Werkzeug. Es nutzt wenig, den Dolch zu zerbrechen, wenn man nicht

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