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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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warteten. Sie trugen nicht das Weiß und Orange der herzoglichen Truppen, sondern die schmucklosen schwarzen Lederrüstungen der Soldaten, die in Domenicus’ Begleitung gekommen waren.
»Also?« sagte Maria. »Jetzt sind wir allein.«
»Was Eurem Bruder widerfahren ist, tut mir aufrichtig leid, Maria, und es hat nichts mit uns zu tun«, begann Andrej. »Ich wollte nicht, daß das geschieht, bitte, glaubt mir.«
Marias Gesicht verhärtete sich. »Ich bin nicht gekommen, um zu erfahren, was Ihr wolltet, Delãny. Warum hat er es getan? Ein … ein Kind, großer Gott! Wie kann ein Kind einen Menschen so hassen, daß es versucht, ihn umzubringen?«
»Vielleicht, weil er seine ganze Familie ermordet hat«, antwortete Andrej.
»Domenicus?« Maria schüttelte mit einem ungläubigen Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht den Kopf. »Niemals. Ihr lügt!«
»Ich war dort«, sagte Andrej. »Ich habe gesehen, was die Soldaten Eures Bruders getan haben. Ich sage nicht, daß ich Frederics Verhalten billige, aber ich kann ihn verstehen.«
Irgend etwas in Marias Blick erlosch, noch bevor er diesen Satz zu Ende gesprochen hatte. Sie war gekommen, um … Nein, Andrej wußte nicht, warum sie gekommen war. Aber keineswegs nur, um ihm Vorwürfe zu machen oder ihm zu drohen, sondern noch aus einem weiteren, vollkommen anders gearteten Grund. Doch was immer es gewesen war, es war fort - und nun machten sich wieder Zorn und Verbitterung in ihrem Blick bemerkbar.
Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr Andrej fort: »Was wißt Ihr über die goldenen Ritter?«
»Nicht viel«, gestand Maria. »Sie sind die Leibwächter meines Bruders. Und die treuesten, die Ihr Euch vorstellen könnt. Sie würden ihr Leben geben, um ihn zu beschützen.«
Andrej lächelte. »Ja - aber im entscheidenden Moment haben sie es nicht getan.«
Marias Gesicht verfinsterte sich weiter. Sie hatte seine Worte - natürlich - als pure Harne verstanden, aber so hatte sie Andrej nicht gemeint. Rasch hob er die Hand und sagte über das Klirren der Ketten hinweg: »Bitte verzeiht! Das war dumm. Aber beantwortet mir eine Frage: Ihr wart nicht dabei, habe ich recht? Ihr seid hier in Constãntã geblieben, während Euer Bruder nach Borsã gereist ist.«
»Mein Bruder nimmt mich niemals auf seine Missionen mit«, antwortete Maria. Sie starrte Andrej noch immer mit einem Zorn an, der an Haß grenzte - ohne diese Grenze bereits überschritten zu haben -, doch ihre Stimme klang ein wenig verunsichert.
»Mit gutem Grund«, erklärte Andrej. »Ich weiß nicht viel vom Geschäft Eures Bruders, Maria, und ich weiß auch nicht genau, was ein Inquisitor tut und warum. Aber ich weiß, was ich gesehen habe. Borsã ist mein Geburtsort. Als ich ihn verließ, lebten dort weit über hundert Menschen. Als ich vor einer Woche zurückkam, fand ich nur noch einen sterbenden alten Mann vor, den man auf grausamste Weise gefoltert hatte, und einen Jungen, der mit angesehen hatte, wie sein Vater und sein Bruder abgeschlachtet wurden.«
Maria starrte ihn an. Sie schwieg, aber Andrej konnte regelrecht sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie glaubte ihm nicht - und wie sollte sie auch ?
»Die Männer Eures Bruders«, fuhr er erbarmungslos fort, »haben auch meinen Sohn und die Hälfte der Einwohner Borsãs getötet und die andere Hälfte verschleppt. Ich weiß nicht, warum sie das getan haben - und es interessiert mich auch nicht. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, so etwas zu tun, weder im Namen der Kirche, noch in dem eines weltlichen Herrn.«
»Domenicus ist in Gottes Auftrag unterwegs«, antwortete Maria. Diese Erklärung klang … wie auswendig gelernt. Vermutlich hatte sie diese Worte so oft gehört, daß sie sie einfach wiederholte, ohne darüber nachzudenken. Vielleicht hatte sie das noch nie getan.
»In Gottes Auftrag?« Andrej schüttelte den Kopf.
»Bestimmt nicht, Maria. Und wenn es wirklich Gottes Wille ist, daß so etwas geschieht, dann kann mir euer Gott gestohlen bleiben.«
»Allein dafür würde Domenicus Euch auf den Scheiterhaufen bringen«, sagte Maria. Aber es klang nicht wie eine Drohung, sondern eher erschrocken. Dann schüttelte sie so heftig den Kopf, daß ihre Haare flogen.
»Ich hätte nicht kommen sollen«, sagte sie. »Ich dachte, ich könnte verstehen, warum Ihr das getan habt, aber das war ein Fehler. Ich war dumm.«
Sie seufzte traurig, senkte den Blick und machte Anstalten, zu gehen. Andrej streckte instinktiv den Arm aus, als wollte er sie zurückhalten, aber die Kette

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