Hohle Köpfe
war man froh, wenn man das komische Ding wieder verkauft hatte.
»Neuerdings scheint es ziemlich viele heilige Tage zu geben«, sagte Socke.
Manche Zeiten sind sakraler als andere.
Aber ein Golem konnte nicht einfach so davonstapfen. Die Arbeit
war
sein Leben. Beziehungsweise das, was sein »Leben« ausmachte.
»Ich weiß nicht, wie ich ohne dich zurechtkommen soll…«, begann Socke.
Es ist ein heiliger Tag.
»Na schön, na schön. Morgen kannst du dir für einige Stunden freinehmen.«
Heute nacht. Der heilige Tag beginnt bei Sonnenuntergang.
»Sei bald zurück, sonst…« Socke unterbrach sich und seufzte. »Sei bald zurück, hörst du?«
Das war auch so eine Sache: Man konnte diesen Geschöpfen nicht drohen. Es hatte keinen Sinn, ihnen Lohnkürzungen in Aussicht zu stellen – sie wurden überhaupt nicht bezahlt. Es gab keine Möglichkeit, ihnen Angst einzujagen. Fischbein hatte von einem Weber drüben bei Schlummerhügel berichtet, der seinem Golem befahl, sich selbst mit einem Hammer zu zertrümmern. Kurze Zeit später lagen nur noch Tonscherben auf dem Boden.
Ja. Ich höre.
Eigentlich spielte es gar keine Rolle, wer sie waren. Ihre Anonymität war ein integraler Bestandteil der ganzen Sache.
Sie
glaubten, mit der Geschichte zu marschieren; sie sahen sich in vorderster Front des Fortschritts, auf der Welle der Zukunft. Sie hielten sich für Leute-deren-Zeit-gekommen-war. Regierungen können Barbarenhorden, verrückte Terroristen und Geheimbünde aus Kapuzenträgern überstehen, doch sie geraten in erhebliche Schwierigkeiten, wenn wohlhabende und anonyme Männer an einem großen Tisch sitzen und solche Gedanken pflegen.
»So ist es wenigstens sauber«, sagte einer. »Kein Blut.«
»Und es dient dem Wohle der Stadt.«
Sie nickten ernst. Es war selbstverständlich: Was gut für sie war, war auch gut für Ankh-Morpork.
»Und er wird nicht sterben?«
»Offenbar ist es möglich, ihn nur… krank sein zu lassen. Es kommt auf die richtige Dosierung an, wie ich gehört habe.«
»Gut. Krank ist er mir lieber als tot. Er ist dazu fähig, wieder aus dem Grab zu klettern.«
»Er soll einmal gesagt haben, daß er eingeäschert werden will.«
»Dann hoffe ich, daß man seine Asche möglichst großflächig verstreut.«
»Was ist mit der Wache?«
»Was soll schon mit ihr sein?«
»Ah.«
Lord Vetinari öffnete die Augen. Wider aller Vernunft spürte er Schmerzen im Haar.
Er konzentrierte sich, und ein Schemen neben dem Bett verdichtete sich zu Samuel Mumm.
»Ah, Mumm«, brachte er hervor.
»Wie geht es dir, Herr?«
»Miserabel. Wer war der kleine Mann mit den unglaublich krummen Beinen?«
»Du meinst vermutlich Krapfen-Karl. Früher war er der Jockey eines sehr dicken Pferds.«
»Eines Rennpferds?«
»Ich glaube schon, Herr.«
»Er hat ein dickes Rennpferd geritten? Ich nehme an, es hat nie gewonnen.«
»Wahrscheinlich nicht, Herr. Aber Krapfen-Karl verdiente viel Geld, indem er keine Rennen gewann.«
»Oh. Er gab mir Milch zu trinken, und dann eine klebrige Flüssigkeit.« Vetinari erinnerte sich. »Davon wurde mir speiübel.«
»Davon habe ich gehört, Herr.«
»Das Wort ›speiübel‹ beschreibt die Sache nur unvollkommen. Ich habe nicht nur gespuckt, sondern hingebungsvoll gekotzt.«
»Dachte ich mir, Herr.«
»Fühle mich wie bei einer schlimmen Grippe, Mumm. Der Kopf funktioniert nicht richtig.«
»Tatsächlich nicht, Herr?«
Der Patrizier dachte eine Zeitlang nach. Irgend etwas schien ihn zu wundern. »Warum roch der Mann nach Pferden, Mumm?« fragte er schließlich.
»Weil er in erster Linie Pferde behandelt. Damit kennt er sich aus. Im letzten Monat hat er Wahnsinnspech kuriert, und das arme Tier fiel erst nach der letzten Achtelmeile um.«
»Klingt alles andere als beruhigend.«
»Oh, ich weiß nicht. Das Pferd war schon an der Startlinie so gut wie tot.«
»Ah. Ich
verstehe.
Nun gut. Du traust niemandem, nicht wahr, Mumm?«
»Nein, Herr.«
Der Patrizier stemmte sich auf den Ellenbogen hoch. »Dürfen Fußnägel
pulsieren,
Mumm?«
»Ich glaube nicht.«
»Wie dem auch sei… Ich möchte jetzt ein wenig lesen. Das Leben geht weiter.«
Mumm ging zum Fenster. Eine alptraumhafte Gestalt hockte draußen am Rand des Balkons und starrte in den dichter werdenden Nebel.
»Alles in Ordnung, Obergefreiter Abfluß?«
»Allef beftenf«, erwiderte die Erscheinung.
»Ich schließe jetzt das Fenster. Der Nebel kommt herein.«
»Wie du meinft, Herr Kommandeur.«
Mumm schloß
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