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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geräusche der Stadt, verwandelte selbst das Licht der hellsten Laternen in ein mattes Glühen. Es war sonderbar finster, obwohl die Sonne erst noch untergehen mußte.
    Der Kommandeur wanderte an der Brüstung entlang. Eine gedrungene, glänzende Gestalt ragte im Nebel auf: eins der hölzernen Flußpferde, vermutlich ein ferner Verwandter von Roderick und Kimbert. Vier von ihnen standen auf jeder Seite, und sie blickten zum Meer.
    Mumm war unzählige Male an ihnen vorbeigewandert und sah praktisch alte Freunde in ihnen. In kalten Nächten, wenn er nach einem Ort suchte, an dem keine Schwierigkeiten drohten, hatte er in ihrem Windschatten gestanden.
    So war’s früher gewesen. Es schien noch gar nicht so lange her zu sein. Nur eine Handvoll Männer in der Wache, die Problemen aus dem Weg gingen. Dann traf Karotte ein, und plötzlich öffnete sich der kleine Kreis ihres Lebens. Jetzt hatte die Stadtwache fast dreißig Mitglieder (unter ihnen Trolle, Zwerge und andere), und sie waren keineswegs bemüht, Probleme zu meiden. Im Gegenteil, sie
suchten
nach ihnen, und sie wurden überall dort fündig, wo sie aufmerksam genug Ausschau hielten. Eigentlich komisch. Vetinari hatte einmal darauf hingewiesen: Je mehr Polizisten es gab, desto mehr Verbrechen schienen verübt zu werden. Doch die Wache war zurück, und sie versteckte sich nicht mehr. Zwar waren nicht alle Wächter so gut wie Detritus darin, jemanden in den Hintern zu treten, aber dafür gingen sie gewissen Leuten gehörig auf die Nerven.
    Mumm entzündete ein Streichholz am Fuß des Flußpferds und schirmte die Zigarre mit der gewölbten Hand ab.
    Die Morde… Niemand würde sich darum scheren, wenn die Wache in diesen Fällen nicht ermittelte. Zwei alte Männer, am gleichen Tag umgebracht. Nichts gestohlen… Gestohlene Dinge zeichneten sich normalerweise durch Abwesenheit aus. Die Frauen anderer Männer waren sicher kein Motiv – wahrscheinlich hatten die beiden Alten längst vergessen, welchen Spaß man auf diesem Gebiet haben konnte. Einer verbrachte seine Zeit mit religiösen Büchern, und der andere galt als Experte für die Kunst des aggressiven Backens.
    Die Leute waren sicher überzeugt, daß sie ein untadeliges Leben geführt hatten.
    Doch Mumm sah das alles aus der Perspektive des Polizisten.
Niemand
führte ein vollkommen untadeliges Leben. Wenn man irgendwo ganz still in einem Keller lag, konnte man vielleicht einen ganzen Tag verbringen, ohne ein Verbrechen zu begehen. Aber mit ziemlicher Sicherheit machte man sich auch dann zumindest des Herumlungerns schuldig.
    Angua schien diesen Fall persönlich zu nehmen. Sie hatte eine Schwäche für die Benachteiligten und Hilflosen.
    Eine Schwäche, die Mumm teilte. Ihm blieb gar keine Wahl. Nicht etwa deshalb, weil er besser dran war. Nein, man mußte auf der Seite der Benachteiligten und Hilflosen stehen, weil sie nicht zu den Privilegierten und Mächtigen gehörten.
    In Ankh-Morpork kümmerten sich die Leute um ihre eigenen Angelegenheiten. Die Gilden hatten die Aufgabe, die Interessen von Gruppen zu vertreten. Die Gilde kümmerte sich um einen, von der Wiege bis zum Grab – im Fall der Assassinengilde bis zum Grab anderer Leute. Sie gewährleistete auch, daß die Gesetze in gewisser Weise eingehalten wurden. Diebstahl ohne Lizenz wurde zum Beispiel beim ersten Vergehen mit dem Tod geahndet. 11 Die Vollstreckung fiel in den Zuständigkeitsbereich der Diebesgilde. Eine scheinbar absurde Vereinbarung, aber sie funktionierte.
    Sie funktionierte wie eine Maschine, und es gab nichts daran auszusetzen. Anderer Auffassung waren nur diejenigen, die gelegentlich zwischen die Zahnräder gerieten und von ihnen zermalmt wurden.
    Unter den dünnen Stiefelsohlen fühlten sich die feuchten Pflastersteine herrlich vertraut an.
    Bei den Göttern, wie sehr hatte er dies vermißt! Die langen Fußstreifen, ganz allein… als einzige Gesellschaft das Kopfsteinpflaster. Um drei Uhr morgens sah die Welt anders aus; dann schien alles einen Sinn zu ergeben…
    Mumm blieb stehen.
    Um ihn herum kristallisierte sich jähes Entsetzen, ein Grauen, das nichts mit Reißzähnen, Blut oder Geistern zu tun hat. Es entstand, weil sich Vertrautes in Unheimliches verwandelte.
    Mumms Bewußtsein brauchte einige schreckliche Sekunden, um die Botschaft des Unterbewußtseins zu verstehen: Auf dieser Seite der Brücke standen fünf Statuen.
    Es hätten nur vier sein sollen.
    Langsam drehte er sich um und kehrte zur letzten Statue zurück. Ein

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