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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pflastersteine«, erklärte Mumm. »Sie sind hier ungewöhnlich groß und haben in der Mitte eine kleine Mulde. Hast du das nicht bemerkt? Deine Füße, Junge! Du mußt lernen, mit deinen Füßen zu denken!«
    Der verwirrte Obergefreite beobachtete, wie Mumm im Nebel verschwand und immer wieder glücklich aufstampfte.
     
    Korporal der Wahre Ehrenwerte Graf von Ankh Nobby Nobbs öffnete die Tür des Wachhauses und taumelte über die Schwelle.
    Feldwebel Colon sah von seinem Schreibtisch auf und erschrak. »Ist alles in Ordnung mit dir, Nobby?« fragte er und eilte der schwankenden Gestalt entgegen.
    »Es ist schrecklich, Fred. Schrecklich!«
    »Hier, setz dich. Meine Güte, du bist ja ganz blaß.«
    »Man hat mich erhoben, Fred!« stöhnte Nobby.
    »Scheußlich! Hast du den Täter erkannt?«
    »Nein, in den
Adelsstand
hat man mich erhoben.« Nobby reichte seinem Kollegen die Schriftrolle, die Drachenkönig von Wappen ihm in die Hand gedrückt hatte. Mit zitternder Hand zog er einen Zigarettenstummel hinterm Ohr hervor und zündete ihn an. »Ich begreife es einfach nicht«, jammerte er. »Da gibt man sich alle Mühe, nicht aufzufallen, keine Schwierigkeiten zu verursachen. Und dann passiert so was.«
    Colon las langsam, und seine Lippen bewegten sich, wenn er schwierige Worte wie »der«, »die«, »das« sowie »und« zu entziffern versuchte. »Ist dir eigentlich klar, was hier steht, Nobby? Du bist jetzt eine Art
Lord

    »Der Alte meinte, es müßten noch genauere Nachforschungen angestellt werden, aber die Sache sei schon jetzt klar, wegen des Rings und so. Was soll ich bloß
machen,
Fred?«
    »Lehn dich zurück und iß von Hermelintellern!«
    »Das ist es ja gerade, Fred. Es gibt kein Geld, kein großes Haus, kein Land. Es gibt
überhaupt nichts

    »Was meinst du mit ›nichts‹?«
    »Mit ›nichts‹ meine ich absolut null, Fred. Leere Taschen.«
    »Ich dachte immer, die Leute von der oberen Kruste hätten jede Menge Geld.«
    »Nun, ich gehöre sozusagen zur Kruste auf der Kruste, Fred. Ich weiß überhaupt nicht, wie man ein richtiger Lord ist! Ich habe keine Lust, feine Sachen zu tragen und auf irgendwelchen Bällen zu tanzen und so.«
    Feldwebel Colon nahm neben Nobby Platz. »Und du hattest keine Ahnung von den Beziehungen deiner Familie zu den Piekfeinen?«
    »Nun, mein Vetter Vincent wurde einmal wegen Notzucht angeklagt. Es ging dabei um eine Angestellte der Herzogin von Quirm…«
    »Zimmermädchen oder Küchenmagd?«
    »Ich glaube, es war die Küchenmagd.«
    »Ich fürchte, das zählt nicht. Weiß sonst noch jemand davon?«
    »Nun,
sie
wußte es, und sie sagte es ihrer Ladyschaft…«
    »Ich meine deine Erhebung in den Adelsstand.«
    »Nur Kommandeur Mumm.«
    »Na bitte.« Feldwebel Colon gab ihm die Schriftrolle zurück. »Wenn du es niemandem verrätst, brauchst du gar nicht in goldenen Hosen oder so herumzulaufen und auf Bällen zu balancieren. Bleib ruhig hier sitzen. Ich hole dir eine Tasse Tee, in Ordnung? Wir lösen das Problem schon irgendwie, keine Sorge.«
    »Herzlichen Dank, Fred.«
    »Oh, keine Ursache, Euer Lordschaft«, erwiderte Colon. Er hob und senkte mehrmals die Brauen.
    »Bitte nicht«, stöhnte Nobby.
    Die Tür des Wachhauses öffnete sich.
    Nebel wehte wie Rauch herein. Mitten in den Schwaden glühten zwei rote Augen, und die große Gestalt eines Golems schälte sich heraus.
    »Umpk«, sagte Feldwebel Colon.
    Ich bin zu euch gekommen.
    »Ja«, erwiderte Colon. »Ja… äh… ja. Es ist kaum zu übersehen.«
    Dorfl drehte die Schiefertafel um. Auf der anderen Seite stand:
    Hiermit stelle ich mich. Ich habe den alten Priester umgebracht. Damit ist der Fall gelöst.
    Als Colons Lippen sich nicht mehr bewegten, eilte er hinter die nicht besonders viel Schutz versprechende Barriere des Schreibtisches und wühlte dort in den Papieren.
    »Paß gut auf den Burschen auf, Nobby«, sagte er. »Sorg dafür, daß er nicht wegläuft.«
    »Warum sollte er weglaufen?« frage Nobbs.
    Feldwebel Colon fand ein einigermaßen sauberes Blatt Papier.
    »Also gut. Ich sollte mir wohl besser deinen Namen notieren. Wie heißt du?«
    Dorfl.
     
    Als Mumm die Messingbrücke erreichte (mittelgroße Pflastersteine von der abgerundeten Sorte, die man »Katzenköpfe« nannte; hier und da fehlten einige), fragte er sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Der Nebel war im Herbst immer sehr dicht, aber so undurchdringlich wie jetzt wurde er nur selten. Die gelbliche Graue dämpfte alle

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