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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das Fenster. Einige Nebelranken, die es zu eilig gehabt hatten, saßen in der Falle. Innerhalb weniger Sekunden lösten sie sich auf.
    »Wer war das?« fragte Lord Vetinari.
    »Obergefreiter Abfluß ist ein Wasserspeier, Herr. Bei Paraden taugt er kaum etwas, und er eignet sich auch nicht dafür, Streife zu gehen. Aber er ist erstklassig darin, an einer Stelle auszuharren, Herr. Er ist Weltmeister in der Reglosigkeit. Wenn du den Sieger in hundert Meter Stillstehen suchst… Er hockt dort draußen. Einmal saß er drei Tage lang bei strömendem Regen auf einem Dach, wodurch wir schließlich den Parkwegschleicher schnappen konnten. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit. Im Flur hält Obergefreiter Gimletsohn Wache, und in der Etage unter uns paßt Obergefreiter Glodsneffe auf. Die Obergefreiten Feuerstein und Moräne sind in den Zimmern rechts und links von uns postiert. Feldwebel Detritus sieht hier immer wieder nach dem Rechten, und wenn er jemanden bei einem Nickerchen erwischt, gibt er ihm einen ordentlichen Tritt in den Hintern, vermutlich mit dem Resultat, daß der Betreffende durch die nächste Wand fliegt.«
    »Ausgezeichnet, Mumm. Gehe ich recht in der Annahme, daß keiner der hier eingesetzten Wächter aus dem Volk der Menschen stammt? Es scheint sich ausnahmslos um Zwerge und Trolle zu handeln.«
    »Das ist sicherer, Herr.«
    »Du hast an alles gedacht, Mumm.«
    »Ich hoffe es, Herr.«
    »Danke, Mumm.« Vetinari setzte sich auf und nahm einige Papiere vom nahen Nachtschränkchen. »Ich möchte dich nicht länger aufhalten.«
    Mumm starrte ihn groß an.
    Vetinari sah auf. »Gibt es sonst noch etwas, Kommandeur?«
    »Nun… ich glaube nicht, Herr. Äh… ich sollte jetzt besser gehen.«
    »Gute Idee. In meinem Arbeitszimmer haben sich bestimmt viele Dokumente angesammelt, die bearbeitet werden müssen. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du jemanden beauftragen könntest, sie mir zu bringen.«
    Mumm schloß die Tür ein wenig energischer hinter sich, als es eigentlich notwendig war. Bei den Göttern, manchmal machte ihn Vetinaris Art fuchsteufelswild. Irgendwann gelang es dem Patrizier, ihn ganz nach Belieben ein- und auszuschalten. Außerdem hatte er die natürliche Dankbarkeit eines Alligators. Er verließ sich darauf, daß Mumm seiner Pflicht nachkam – vielmehr
wußte
er es –, und damit war dieser Punkt für ihn erledigt. Eines Tages würde Mumm…
    … seine Pflicht erfüllen, so wie immer – weil er nichts anderes gelernt hatte. Diese Erkenntnis machte alles noch unerträglicher.
    Außerhalb des Palastes wallte der Nebel in dichten, gelben Schwaden. Mumm nickte den Wächtern am Tor zu und blickte in die Düsternis. Es war nicht weit bis zum Wachhaus am Pseudopolisplatz. Der Nebel bescherte Ankh-Morpork eine frühe Nacht, und es herrschte nur wenig Verkehr auf den Straßen. Die Leute blieben daheim und schlossen die Fensterläden, auf daß die kalte gelbe Nässe draußen blieb.
    Ja… leere Straßen, eine frostige Nacht, Feuchtigkeit…
    Es fehlte nur noch eins, um alles perfekt zu machen. Mumm schickte die Sänftenträger nach Hause und kehrte zu einem der Wächter zurück.
    »Du bist Obergefreiter Habichglück, nicht wahr?«
    »Jawohl, Herr Kommandeur.«
    »Welche Schuhgröße hast du?«
    Habichglück runzelte verdutzt die Stirn. »Wie bitte, Herr Kommandeur?«
    »Das ist doch eine ganz einfache Frage, Mann!«
    »Dreiundvierzig, Herr Kommandeur.«
    »Und deine Stiefel stammen von Stöpsler im Neuen Flickschusterweg? Die billigen?«
    »Jawohl, Herr Kommandeur!«
    »Ich kann nicht zulassen, daß jemand in Pappstiefeln den Palast bewacht«, verkündete Mumm mit gespielter Fröhlichkeit. »Zieh sie aus, Obergefreiter. Du bekommst meine. Es klebt noch Drachenschmutz dran, aber sie passen dir bestimmt. Steh da nicht so herum und starr mich mit offenem Mund an. Gib mir deine Stiefel, Mann. Du kannst meine behalten.« Mumm zögerte kurz. »Hab jede Menge davon«, fügte er hinzu.
    Mit einer Mischung aus Sorge und Erstaunen beobachtete der Obergefreite, wie Mumm die billigen Stiefel anzog und einige Male mit den Füßen stampfte. Mumms Augen blieben geschlossen. »Ah«, sagte er. »Ich stehe vor dem Palast, nicht wahr?«
    »Äh… ja, Herr Kommandeur. Du hast ihn gerade verlassen, Herr Kommandeur. Ich meine das große Gebäude hier.«
    »Ah.« Mumm strahlte. »Ich hätte in jedem Fall gewußt, wo ich bin – selbst wenn ich nicht gerade erst aus dem Palast gekommen wäre.«
    »Äh… «
    »Die

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