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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nennt.«
    »Hat das was mit… ziviler Kleidung zu tun?« erkundigte sich Grinsi.
    »Etwas in der Art«, erwiderte Angua vorsichtig.
    »Das mit der Ziege fand ich sonderbar«, sagte Grinsi, als sie durch den Nebel schritten.
    »Wie? Oh, du meinst die Judasziege. Fast alle Schlachthäuser haben eine. Gehört gewissermaßen zur Belegschaft.«
    »Zur Belegschaft? Ich verstehe nicht ganz…«
    »Eine Judasziege hat die Aufgabe, jeden Tag ins Schlachthaus zu laufen. Stell dir einen Pferch voller Tiere vor, die immer unruhiger werden, eine Herde ohne Oberhaupt… Und
vor
dem Pferch führt eine Rampe in ein unheimliches Gebäude… Und
dann
gibt es da eine Ziege, die überhaupt keine Angst hat, und die Herde folgt ihr, und…«
    Angua strich sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. »Und nur die Ziege verläßt das Schlachthaus wieder.«
    »Das ist entsetzlich!«
    »Für die Ziege nicht«, sagte Angua. »Sie überlebt.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Als Mitglied der Stadtwache schnappt man das eine oder andere auf.«
    »Offenbar muß ich noch eine Menge lernen«, seufzte Grinsi. »Zum Beispiel wußte ich nicht, daß man kleine Decken mit sich herumtragen sollte!«
    »Sie sind Teil der Sonderausstattung für den Umgang mit Untoten.«
    »Über Vampire wußte ich Bescheid. Gegen sie hilft Knoblauch. Und irgendwelche heiligen Gegenstände. Aber Werwölfe… Wie wird man mit ihnen fertig?«
    »Bitte?« fragte Angua geistesabwesend. Sie dachte noch immer über den Golem nach.
    »Ich besitze ein Kettenhemd aus Silber und habe meiner Familie versprochen, es zu tragen. Gibt es sonst noch etwas, das Werwölfe nicht ausstehen können?«
    »Oh, es gibt viele Dinge, die ich nicht mag…«, murmelte Angua.
    »Angua?«
    »Hm? Ja? Was ist?«
    »Jemand hat mir gesagt, daß es in der
Wache
einen Werwolf gibt! Das ist doch unglaublich!«
    Angua blickte auf die Zwergin hinab.
    »Ich meine, früher oder später kommt der Wolf durch«, fuhr Grinsi fort. »Es überrascht mich, daß Kommandeur Mumm das zuläßt.«
    »Es gibt wirklich einen Werwolf in der Wache«, sagte Angua.
    »Der Obergefreiter Besuch kam mir gleich etwas seltsam vor.«
    Anguas Kinnlade klappte nach unten.
    »Er sieht immer… hungrig aus«, meinte Grinsi. »Und er lächelt auf sehr eigentümliche Weise. Ja, einen Werwolf erkenne ich auf den ersten Blick.«
    »Obergefreiter Besuch wirkt tatsächlich hungrig«, sagte Angua. Etwas anderes fiel ihr nicht ein.
    »Nun, ich werde versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen!«
    »Gut.«
    »Angua…«
    »Ja?«
    »Warum trägst du deine Dienstmarke an einer Schnur um den Hals?«
    »Was? Oh. Nun, das ist… äh… praktisch. Selbst unter… besonderen Umständen.«
    »Sollte ich das auch so machen?«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig.«
     
    Herr Socke fuhr zusammen. »Dorfl, du verdammter Lehmhaufen! Schleich dich
nie
an jemanden heran, der an der Schinkenschneidemaschine arbeitet! Das sage ich dir nicht zum erstenmal! Sei nicht immer so leise, wenn du dich bewegst, Himmel und verflucht!«
    Der Golem hob seine Schiefertafel. Darauf stand:
    Heute nacht kann ich nicht arbeiten.
    »Wie bitte? Die Schneidemaschine hat mich nie um Urlaub gebeten!«
    Es ist ein heiliger Tag.
    Socke sah in die roten Augen. Der alte Fischbein hatte bei Dorfls Verkauf darüber gesprochen. Wie lauteten seine Worte? »Manchmal geht er für ein paar Stunden fort, weil es ein heiliger Tag ist. Es dreht sich um die Worte in seinem Kopf. Wenn er nicht aufbricht und zum Tempel schlurft oder was weiß ich, läßt die Wirkung der Worte nach, warum auch immer. Du solltest ihn besser nicht zurückhalten.«
    Fünfhundertdreißig Ankh-Morpork-Dollar hatte das Ding gekostet. Viel Geld, zweifellos, doch die Investition hatte sich gelohnt. Der Golem stellte nur dann die Arbeit ein, wenn ihm die Rohmaterialien ausgingen. Und manchmal nicht einmal dann, wenn gewisse Geschichten stimmten. Man berichtete von Golems, die Häuser überfluteten, weil niemand sie aufforderte, kein Wasser mehr vom Brunnen zu holen. Oder das Geschirr so lange spülten, bis nur noch hauchdünne Scheiben an die Teller erinnerten. Sie waren dumm – und nützlich, wenn man sie im Auge behielt.
    Und doch… und doch… Socke verstand allmählich, warum sie niemand über längere Zeit behielt. So wie die Maschine mit zwei Händen dastand, alles beobachtete und sich
was
dachte… Beklagte sich nie. Sprach kein einziges Wort.
    Eine lohnende Investition, ja. Aber sie erfüllte einen mit Unbehagen. Schließlich

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