Hohle Köpfe
erwiderte der Schmied scharf.
»Ich meine, heute nachmittag brachte er wie immer den Tee. Anschließend ging er für ein paar Stunden fort. Und jetzt dies…«
Starkimarm zuckte mit den Achseln. Ein Golem war ein Golem, und damit hatte es sich. Doch als er vor seinem inneren Auge noch einmal ablaufen ließ, wie der Bursche seinen Kopf auf den Amboß legte… Er schauderte.
»Vorgestern habe ich gehört, daß die Sägemühle in der Düstergutstraße ihren Golem verkauft«, sagte der Vorarbeiter. »Hat einen ganzen Mahagonistamm in Streichhölzer zersägt. Soll ich mal mit den Leuten reden?«
Starkimarm blickte noch einmal auf die Schiefertafel.
Dibbuk war nie sehr gesprächig gewesen. Er hatte rotglühendes Eisen getragen, Schwertrohlinge mit den Fäusten bearbeitet und die Schlacke aus der Schmelzerei entfernt – ohne sich jemals zu beklagen. Dibbuk hatte auf Starkimarm immer den Eindruck gemacht, daß es für ihn überhaupt nichts zu sagen gab – selbst dann nicht, wenn er hätte sprechen können. Er arbeitete einfach nur. So viele Worte hatte er nie zuvor geschrieben.
Sie berichteten von dunkler Verzweiflung, von einem Selbst, das geschrien hätte, wenn es dazu imstande gewesen wäre. Das ist doch Unsinn! dachte der Schmied. Golems können sich überhaupt nicht umbringen. Oder?
»Chef?« fragte der Vorarbeiter. »Soll ich Ersatz für Dibbuk beschaffen?«
Starkimarm warf die Schiefertafel fort und beobachtete erleichtert, wie sie an der gegenüberliegenden Wand zerbrach. »Nein«, sagte er. »Räum nur die Scherben weg. Und laß den verdammten Hammer reparieren.«
Feldwebel Colon schaffte es mit großer Mühe, seinen Kopf über das Niveau der nahen Bordsteinkante zu heben.
»Ist… ist alles in Ordnung mit dir, Korporal Lord de Nobbes?« brachte er hervor.
»Keine Ahnung, Fred. Wessen Gesicht ist das?«
»Meins, Nobby.«
»Den Göttern sei Dank. Ich dachte schon, esch sei meins…«
Colon sank zurück. »Wir liegen im Rinnstein, Nobby«, stöhnte er. »Ooh…«
»Wir alle liegen im Rinnstein, Fred. Aber einige von uns schehen die Sterne…«
»Nun,
ich
sehe dein Gesicht, Nobby. Sterne wären viel besser. Na los…«
Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihnen, wieder auf die Beine zu kommen – sie zogen sich gegenseitig aneinander hoch.
»Wo sind sind sind wir hier, Nobby?«
»Ich bin ziemlich sicher, dasch wir die
Geflickte Trommel
verlassen haben. Äh… hat mir jemand ein Laken über den Kopf geschtülpt?«
»Das ist der Nebel, Nobby.«
»Und wessen Beine schind dasch hier unten?«
»Ich schätze ich schätze, es sind deine Nobby. Ich habe meine eigenen.«
»Na schön. Gut Ooh… ich glaube, ich habe schiemlich viel getrunken, Fred.«
»Hast das Zeug wie ein Lord runtergekippt.«
Nobby hob vorsichtig die Hände und griff nach seinem Helm. Jemand hatte ihn mit einer Papierkrone verziert. Die suchenden Finger fanden einen Zigarettenstummel hinterm Ohr.
Inzwischen hatte die unangenehme Stunde der Zechnacht begonnen: Nach einer erstklassigen Zeit im Rinnstein kam die Rache der Ernüchterung, während man gleichzeitig noch betrunken genug war, daß alles schlimmer werden konnte.
»Wieso schind wir hier, Fred?«
Colon kratzte sich am Kopf – und hörte sofort wieder damit auf, weil ihn das Geräusch störte.
»Ich glaube…«, begann er und versuchte, die wirren Fetzen in seinem Kurzzeitgedächtnis zu sortieren. »Ich glaube… ja… mir scheint, es war die Rede davon, den Palast zu stürmen und dein Geburtsrecht zu fordern…«
Nobby schnappte so heftig nach Luft, daß er fast die Zigarette verschluckt hätte. »Dasch haben wir doch nicht getan, oder?«
»Du hast uns dazu
aufgefordert
…«
»Meine Güte…«, ächzte Nobby.
»Aber unmittelbar darauf hast du dich übergeben.«
»Dasch erleichtert mich sehr.«
»Allerdings hat dein Mageninhalt Würger Hoskins getroffen. Zum Glück stolperte er über jemanden, bevor er uns erreichen konnte.«
Colon klopfte auf seine Taschen. »Und ich habe noch das Geld aus der Teebüchse«, fügte er hinzu. Eine weitere Erinnerungswolke verdunkelte den Sonnenschein des Vergessens. »Äh… drei Cent sind davon übrig.«
Diese bittere Botschaft verstand auch Nobby. »Wasch, nur drei Cent?«
»Tja, weißt du… Als du anfingst, die teuren Getränke für alle Anwesenden zu bestellen… Du hattest kein Geld, und wenn ich nicht bezahlt hätte…« Colons Zeigefinger glitt über seine Kehle. »Kssssh!«
»Soll das heißen, du hast für
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