Hohle Köpfe
Kleinpo.«
Mumm blinzelte. Irgend etwas an dem Zwerg schien nicht zu stimmen.
»Ich habe sofort etwas von Herrn Krapfens… Heilmittel angerührt, Herr Kommandeur.« Der Zwerg blickte zum Bett. »Ooh… Er sieht gar nicht gut aus…«
»Jemand soll ihn in ein anderes Schlafzimmer tragen«, sagte Mumm. »Die Palastbediensteten sollen einen Raum vorbereiten.«
»Ja, Herr Kommandeur.«
»Und wenn sie damit fertig sind… dann wählst du
irgendein
anderes Zimmer und bringst den Patrizier dort unter, klar? Und tausch die ganze Einrichtung aus. Alle Möbelstücke, Vasen, Läufer und so weiter.«
»Äh… ja, Herr Kommandeur.«
Mumm zögerte. Jetzt wußte er, was ihm seit etwa zwanzig Sekunden sonderbar erschien.
»Kleinpo…«
»Herr Kommandeur?«
»Was… äh… trägst du da an den Ohren?«
»Ohrringe, Herr Kommandeur«, erwiderte Grinsi nervös. »Ich habe sie von der Obergefreiten Angua bekommen.«
»Ach? Äh, nun, ich dachte immer, Zwerge tragen keinen Schmuck.«
»Wir sind bekannt für unsere Ringe, Herr Kommandeur.«
»Ja, natürlich.« Ringe, ja. Zwerge waren wahre Meister darin, magische Ringe zu schmieden. Aber… magische Ohrringe? Die Welt steckte voller Wunder.
Feldwebel Detritus ging fast instinktiv richtig an die Sache heran. Er hatte die Bediensteten des Palastes Aufstellung beziehen lassen und brüllte sie an.
Der alte Detritus, dachte Mumm, als er die Treppe herunterkam. Vor ein paar Jahren war er ein ganz gewöhnlicher dummer Troll, und jetzt ist er ein nützliches Mitglied der Wache. Man muß nur darauf achten, daß er die Befehle wiederholt – um ganz sicher zu sein, daß er sie auch verstanden hat. Sein Brustharnisch glänzt noch eindrucksvoller als der Karottes, weil er es kurzweilig findet, ihn zu putzen. Seine Art von Polizeiarbeit ist weit verbreitet: Er schreit die Leute zornig an, bis sie schließlich alles zugeben. Er ist nur deshalb keine Ein-Troll-Schreckensherrschaft, weil man ihn ganz einfach durcheinanderbringen kann – man muß nur beharrlich leugnen, für ein Verbrechen verantwortlich zu sein.
»Ich wissen, daß ihr alle seid schuldig!« rief er.
»Wenn der Schuldige nicht gesteht sofort, so ihr alle – und das ich meine
ernst –
kommt in den Knast, und außerdem wir wegwerfen den Schlüssel!« Er zeigte auf eine füllige Küchenmagd. »Du es gewesen bist, gib zu es!«
»Nein.«
Detritus zögerte kurz. »Wo du gewesen bist in der vergangenen Nacht? Gib’s zu!«
»Im Bett.«
»Aha, und das soll glauben ich, gib’s zu, du nachts immer bist im Bett?«
»Natürlich.«
»Aha, gib’s zu, und du hast Zeugen dafür?«
»Das geht zu weit!«
»Ah, du also hast keine Zeugen, du es gewesen bist, gib’s zu!«
»Nein!«
»Oh…«
»Na schön, na schön, herzlichen Dank, Feldwebel, das wär’s erst einmal«, sagte Mumm und klopfte Detritus auf die Schulter. »Sind alle Bediensteten hier?«
Detritus starrte die Angestellten an. »Nun?
Ihr alle
seid?«
Die Männer und Frauen scharrten unsicher mit den Füßen, dann hob jemand widerstrebend die Hand.
»Mildred Leicht fehlt seit gestern«, sagte ihr Eigentümer. »Sie ist das Zimmermädchen für den oberen Stock. Ein Junge kam mit einer Mitteilung. Sie mußte fort zu ihrer Familie.«
Mumm spürte ein leichtes Prickeln im Nacken. »Kennt jemand den Grund dafür?« fragte er.
»Nein, Herr. Sie hat alle ihre Sachen zurückgelassen.«
»Nun gut. Schick jemanden zu ihr, bevor du den Dienst beendest, Feldwebel. Anschließend kannst du dich schlafen legen.« Mumm wandte sich an die Bediensteten. »Was euch betrifft… Setzt eure Arbeit fort. Äh… Herr Drumknott?«
Der persönliche Sekretär des Patriziers hatte Detritus’ Verhörtechnik mit offensichtlichem Entsetzen beobachtet und sah nun Mumm an. »Ja, Kommandeur?«
»Was ist dies für ein Buch? Das Tagebuch seiner Lordschaft?«
Drumknott nahm es entgegen. »Es sieht ganz danach aus.«
»Ist es dir gelungen, den Code zu entschlüsseln?«
»Ich wußte gar nicht, daß es einen Code gibt, Kommandeur.«
»Was? Hast du nie einen Blick hineingeworfen?«
»Warum sollte ich, Herr? Es gehört mir nicht.«
»Weißt du, daß dein Vorgänger versucht hat, Lord Vetinari zu töten?«
»Ja, Herr. Vielleicht sollte ich darauf hinweisen, daß ich von deinen Leuten bereits ziemlich lange verhört worden bin.« Drumknott öffnete das Buch und wölbte die Brauen.
»Welche Fragen haben sie dir gestellt?« erkundigte sich Mumm.
Drumknott sah nachdenklich aus. »Nun, ich
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