Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
begann er.
    »Ja, ebenso wie dein Buchhalter!« rief jemand. Nervöses Gelächter erklang, aber nicht sehr lange – niemand lachte lange über jemanden, der genau weiß, wieviel man tot wert ist.
    Witwenmacher lächelte. »Meine Herren – und Damen –, ich versichere euch, daß mir nichts von einem Auftrag bekannt ist, der den Patrizier betrifft. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, daß ein Assassine in diesem Fall Gift benutzen würde. Seine Lordschaft hat einige Zeit in unserer Schule verbracht. Er kennt die Tugend der Vorsicht. Zweifellos wird er sich erholen.«
    »Und wenn nicht?« fragte Frau Palm.
    »Niemand lebt ewig«, sagte Witwenmacher im ruhigen Tonfall eines Mannes, der aus persönlicher Erfahrung weiß, daß diese Worte eine unumstößliche Tatsache beschreiben. »Wenn Lord Vetinari stirbt, bekommen wir einen neuen Herrscher.«
    Es wurde sehr still im Raum.
    Die Frage »Wer?« hing unausgesprochen in der Luft.
    »Die Sache ist… die Sache ist…«, sagte Gerhardt Socke, Oberhaupt der Fleischergilde. »Ich meine, ihr müßt zugeben, daß es… äh… Erinnert euch nur an einige von Lord Vetinaris Vorgängern…«
    Diesmal drängten sich gleich mehrere Worte ins Gruppenbewußtsein: »Zum Beispiel der verrückte Lord Schnappüber – Lord Vetinari ist wenigstens nicht komplett übergeschnappt.«
    »Eins steht fest«, ließ sich Frau Palm vernehmen. »Unter der Herrschaft des gegenwärtigen Patriziers ist es auf den Straßen weitaus sicherer.«
    »Du mußt es ja wissen, Verehrteste«, kommentierte Herr Socke. Frau Palm bedachte ihn mit einem frostigen Blick. Einige Zuhörer kicherten.
    »Ich wollte auf
folgendes
hinweisen«, betonte Frau Palm nicht ohne eine gewisse Schärfe. »Eine kleine Zahlung an die Diebesgilde genügt, um vollständige Sicherheit zu gewährleisten.«
    »Das ist noch nicht alles«, warf Herr Socke ein. »Heute kann ein Mann ein Freudenh…«
    »Ein Haus käuflicher Zuneigung«, verbesserte Frau Palm sofort.
    »… besuchen, ohne befürchten zu müssen, splitterfasernackt und blau geschlagen zu erwachen.«
    »Es sei denn, das entspricht den persönlichen Wünschen des Betreffenden«, sagte Frau Palm. »Unser Ziel ist es, die Gäste zufriedenzustellen. Um das zu erreichen, scheuen wir keine Mühe.«
    »Unter Vetinari ist das Leben… verläßlicher«, meinte Herr Potts von der Bäckergilde.
    »Er hat alle Pantomimen und Schauspieler der Straßentheater in die Skorpiongrube werfen lassen«, rekapitulierte Herr Boggis von der Diebesgilde.
    »Stimmt. Aber vergessen wir nicht, daß er auch seine schlechten Seiten hat. Manchmal kann er recht launisch sein.«
    »Was man von Schnappüber nicht gerade behaupten kann«, brummte Herr Socke. »Wißt ihr noch, wie er sein Pferd zum Stadtrat ernannte?«
    »Eigentlich war es gar kein so schlechter Stadtrat, im Vergleich mit einigen anderen.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, waren die anderen eine Blumenvase, ein Haufen Sand und drei Enthauptete.«
    »Erinnert ihr euch an all die Auseinandersetzungen?« fragte Boggis. »Kleine Gruppen von Dieben bekämpften sich. Erstaunlich, daß sie genug Energie übrig behielten, um zu stehlen.«
    »Jetzt ist alles… zuverlässiger.«
    Wieder wurde es still. Darauf lief alles hinaus. Die Dinge waren zuverlässiger. Was auch immer man über den alten Vetinari sagen konnte: Er sorgte dafür, daß dem Heute ein Morgen folgte. Wenn man im eigenen Bett ermordet wurde, steckte wenigstens ein offizieller Auftrag dahinter.
    »Unter Lord Schnappüber war alles viel aufregender«, sagte jemand.
    »Ja, und man konnte die Aufregung genießen, bis man schließlich den Kopf verlor.«
    »Das Problem ist, daß man in dem Job verrückt
wird
«, gab Boggies zu bedenken. »Ein Bursche, der nicht schlimmer ist als jemand von uns, fängt bestimmt schon nach einigen Monaten an, mit Moos zu reden und Leuten bei lebendigem Leibe die Haut abziehen zu lassen.«
    »Vetinari ist nicht verrückt.«
    »Kommt ganz darauf an, wie man die Sache sieht. Niemand kann so vernünftig sein wie er, ohne komplett den Verstand verloren zu haben.«
    »Ich bin nur eine schwache Frau«, behauptete Frau Palm, was einige der Anwesenden dazu veranlaßte, skeptisch die Brauen zu wölben, »aber mir scheint, daß sich hier eine Chance bietet. Entweder es kommt zu einem langen Kampf um die Nachfolge, oder wir entscheiden hier und jetzt darüber.«
    Die Gildenoberhäupter versuchten, sich gegenseitig zu mustern und gleichzeitig die Blicke ihrer Kollegen zu

Weitere Kostenlose Bücher