Hohle Köpfe
miteinander verbunden worden waren. Vor vielen Jahren hatte er sich geweigert zu sterben, weil er darauf bestand, alle Auslagen für die selbst geführte Verteidigung erstattet zu bekommen.
»Wie meinst du das?« fragte Potts.
»Es wurde schon mehrmals versucht, die alte Monarchie von Ankh-Morpork zu restaurieren«, meinte Schräg.
»Ja«, räumte Boggis ein. »Aber solche Bestrebungen gingen immer auf Verrückte zurück. Das gehört zu den üblichen Symptomen. Ziehe dir die Unterhose über den Kopf, rede mit Bäumen, sabbere und entscheide, daß Ankh-Morpork einen König braucht…«
»Genau. Und wenn
vernünftige
Leute diese Möglichkeit in Erwägung ziehen?«
»Wir sind ganz Ohr«, sagte der Witwenmacher.
»Es gibt Präzendenzfälle«, erläuterte Schräg. »Monarchien, die plötzlich keinen Thronfolger mehr hatten und sich einen… besorgten. Zum Beispiel das angemessen hochgeborene Mitglied einer anderen Königsfamilie. Wir brauchten jemanden, der die Schliche kennt, wie es so schön heißt.«
»Wie bitte?« erwiderte Boggis. »Sollen wir uns etwa einen König
holen
? Schlägst du vielleicht vor, Plakate an die Mauern zu kleben: ›Leerer Thron anzubieten, Bewerber muß seine eigene Krone mitbringen‹?«
Schräg überhörte diesen Einwand. »Wenn ich mich recht entsinne, wandte sich Gennua während des ersten Reiches an Ankh-Morpork und bat um Entsendung eines Generals, der dort zum König werden sollte. Das gennuanische Königsgeschlecht war ausgestorben, durch intensive Inzucht – der letzte König versuchte, sich allein zu vermehren. In den Geschichtsbüchern steht, daß wir den loyalen General Taktikus ausschickten – er hatte gerade erst die Krone von Gennua in Empfang genommen, als er auch schon Ankh-Morpork den Krieg erklärte. Könige sind… austauschbar.«
»Du hast eben eine Vereinbarung erwähnt«, erinnerte Boggis. »Willst du vielleicht einem
König
sagen, was er zu tun hat?«
»Klingt nicht schlecht«, kommentierte Frau Palm.
»Mir gefällt das Echo«, fügte Herr Witwenmacher hinzu.
»Von
Anweisung
kann natürlich keine Rede sein«, meinte Herr Schräg. »Wir… stimmen überein. Als König würde sich die betreffende Person auf die Dinge konzentrieren, die traditionell mit dem Königtum in Verbindung gebracht werden…«
»Winken«, sagte Socke.
»Würdevoll aussehen«, fügte Frau Palm hinzu.
»Botschafter aus fremden Ländern begrüßen«, meinte Potts.
»Hände schütteln.«
»Köpfe abhacken…«
»Nein! Nein, das wird nicht zu seinen Pflichten gehören. Um die unwichtigeren Staatsangelegenheiten kümmern sich…«
»Die Berater Seiner Majestät?« fragte Witwenmacher. Er lehnte sich zurück. »Jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst, Herr Schräg. Allerdings wird man Könige nur schwer wieder los. Meistens kommt es dabei zu einem… Konflikt.«
»Auch dafür gibt es Präzendenzfälle«, erwiderte Schräg.
Der Assassine kniff die Augen zusammen.
»Ich bin fasziniert, Herr Schräg«, sagte er. »Lord Vetinari scheint ernsthaft erkrankt zu sein, und du wendest dich mit solchen Vorschlägen an uns. Ich finde, das ist ein erstaunlicher… Zufall.«
»Ich versichere dir, daß dies nichts mit Geheimnissen zu tun hat. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Sicher kennt ihr die neuesten Gerüchte. In der Stadt soll es jemanden geben, dessen Abstammung bis zur letzten Königsfamilie zurückreicht. Er soll in einer vergleichsweise einfachen Stellung arbeiten. Angeblich gehört er zur Stadtwache und bekleidet dort einen bedauerlich niedrigen Rang.«
Köpfe nickten andeutungsweise. Dieses Nicken war das Äquivalent eines zustimmenden Brummens. Die Gilden sammelten natürlich Informationen, und niemand wollte zugeben, wieviel beziehungsweise wie wenig ihm bekannt war – für den Fall, daß er zuviel oder zuwenig wußte.
Doc Pseudopolis, Oberhaupt der Spielergilde, setzte eine Pokermiene auf und sagte: »Ja, aber die Dreihundertjahrfeier steht bevor. Und in ein paar Jahren beginnt das Jahrhundert der Ratte. Jahrhunderte, die den Leuten eine Art Fieber bringen, sind etwas Besonderes.«
»Wie dem auch sei«, entgegnete Schräg. »Die erwähnte Person existiert. Die Zeichen sind ganz klar zu erkennen, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muß.«
»Na schön«, sagte Boggis. »Nenn uns den Namen des Hauptmanns.« Er verlor oft große Summen beim Pokern.
»Des Hauptmanns?« wiederholte Schräg. »Leider muß ich darauf hinweisen, daß die natürlichen Talente des Betreffenden
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