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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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meiden. Wer mochte zum neuen Patrizier werden? Früher hätte es darum einen Machtkampf gegeben, aber heute…
    Wer die Macht hatte, bekam auch die damit verbundenen Probleme. Die Dinge waren heute anders. Man mußte verhandeln, einen Ausgleich zwischen den vielen verschiedenen Interessen schaffen. Schon
seit Jahren
hatte kein Vernünftiger mehr versucht, Vetinari umzubringen, und dafür gab es einen einfachen Grund: Die Welt mit ihm erschien zumindest
ein wenig
besser als eine Welt ohne ihn.
    Außerdem hatte Lord Vetinari Ankh-Morpork gewissermaßen gezähmt. Er nahm einen kleinen Aasfresser unter vielen anderen Aasfressern und sorgte dann dafür, daß er längere Zähne und stärkere Kiefer bekam; er gab ihm zusätzliche Muskeln, stattete den Hals mit eisernen Beschlägen aus, fütterte das neue Geschöpf mit Filetsteaks und forderte es dann auf, nach der Kehle der Welt zu schnappen.
    Er zeigte den Banden und vielen streitenden Gruppen, daß ein regelmäßiges kleines Stück vom Kuchen besser war als ein großes Stück mit einem Dolch drin. Er ließ sie erkennen, daß es Vorteile hatte, nur ein kleines Stück vom Kuchen zu nehmen – und den Kuchen gleichzeitig zu
vergrößern.
    Ankh-Morpork war die einzige Stadt der großen Ebene, die ihre Tore für Zwerge und Trolle öffnete (Legierungen sind stärker, hatte Lord Vetinari immer verkündet). Es funktionierte. Die neuen Bewohner stellten Dinge her. Oft verursachten sie Schwierigkeiten, aber sie schufen auch Reichtum. Ankh-Morpork hatte noch immer viele Feinde, aber sie mußten ihre Heere mit geliehenem Geld finanzieren. Den größten Teil davon liehen sie sich von Ankh-Morpork, zu hohen Zinsen. Seit vielen Jahren hatte es keinen richtigen Krieg mehr gegeben, weil er sich einfach nicht lohnte.
    Vor einigen Jahrtausenden hatte das alte Reich die Pax Morporkia erzwungen. Sie ließ sich mit den Worten zusammenfassen: »Kämpft nicht, oder wir töten euch.« Unter Lord Vetinari entstand eine neue Pax: »Wenn ihr kämpft, fordern wir die Kredite zurück. Übrigens ist das
meine
Pike, die du auf mich richtest. Außerdem habe ich deinen Schild bezahlt. Und nimm meinen Helm ab, wenn ich mit dir rede, du mieser kleiner Schuldner.«
    Die Maschine hatte so ruhig vor sich hin gearbeitet, daß den meisten Leuten überhaupt nicht bewußt war, daß es eine Maschine war – sie hielten es für die natürliche Funktionsweise der Welt. Doch jetzt gab es plötzlich einen spürbaren Ruck.
    Die Gildenoberhäupter gingen in sich und stellten fest, daß sie eigentlich gar keine Macht anstrebten. Die wollten in erster Linie, daß der nächste Tag genauso verlief wie dieser.
    »Zum Beispiel die Zwerge«, sagte Herr Boggis. »Selbst wenn einer von uns der Nachfolger des Patriziers würde – womit ich keineswegs sagen will, daß es einer von uns sein muß –, selbst wenn irgend jemand zum neuen Herrscher wird… Was ist mit den Zwergen? Wenn wir einen zweiten Lord Schnappüber bekommen, wimmelt’s in den Straßen bald von abgeschlagenen Kniescheiben.«
    »Du möchtest doch nicht etwa, daß wir abstimmen lassen. Oder vielleicht einen
Popularitäts
wettbewerb veranstalten?«
    »O nein. Heute ist alles… ist alles viel komplizierter. Und die Macht steigt den Leuten zu Kopf.«
    »Und dann fällt ihnen der Kopf ab.«
    »Mir wäre lieber, wenn du das nicht dauernd betonen würdest«, sagte Frau Palm. »Man könnte meinen,
dir
wäre der Kopf abgehackt worden.«
    »Äh…«
    »Oh, du bist’s, Herr Schräg. Bitte um Entschuldigung.«
    »Ich spreche als Präsident der Anwaltsgilde«, sagte Herr Schräg, der angesehenste Zombie in ganz Ankh-Morpork. »Ich empfehle Stabilität. Wenn ich meinen Rat anbieten darf…?«
    »Wieviel kostet er?« fragte Socke.
    »Stabilität ist gleich Monarchie«, sagte Schräg.
    »O nein, willst du etwa behaupten…«
    »Seht euch Klatsch an«, fuhr Schräg ungerührt fort.
    »Generationen von Serifen. Das Resultat: politische Stabilität. Das gleiche gilt für Pseudopolis. Oder Sto Lat. Sogar das Achatene Reich…«
    »Ich
bitte
dich«, warf Witwenmacher ein. »Jeder weiß, daß Könige…«
    »Oh, Monarchen kommen und gehen, sie setzen sich gegenseitig ab, und so weiter und so fort«, erwiderte Schräg. »Aber die
Institution
bleibt von Bestand. Außerdem sollte es möglich sein, eine… Vereinbarung zu treffen.«
    Herr Schräg stand nun im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Geistesabwesend tasteten seine Finger über die Nahtstelle, wo Kopf und Hals wieder

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