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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf den Boden und schob das eine Auge an die winzige Öffnung heran. Unglücklicherweise geriet dadurch auch seine Nase in die Nähe des Loches.
    Ein entsetzlicher Gestank wehte ihm entgegen.
    Gut einen halben Meter weiter unten sah er ein kleines Floß. Sechs Ratten lagen darauf. Neben ihnen brannte ein Kerzenstummel.
    Ein winziges Ruderboot kam in Sicht. Eine Ratte lag darin, und mittschiffs, mit den Rudern in den Händen, saß…
    »Kleiner Irrer Arthur?«
    Der Gnom blickte auf. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, dein guter alter Kumpel Fred Colon! Kannst du mir helfen?«
    »Was machst du da oben?«
    »Ich bin gefesselt, und man will mich umbringen! Warum stinkt es da so sehr?«
    »Dies ist der gute alte Unbesonnenheitsbach. Nimmt die Abwässer aller Viehpferche auf. Da wird die Nase richtig frei, was? He, wie wär’s, wenn du mich ›König des goldenen Flusses‹ nennst?«
    »Man will mich
töten,
Arthur! Die Lage ist verdammt ernst!«
    »Deine, nicht meine.«
    Verzweiflung keimte in Colon und gedieh rasch. »Ich bin den Burschen auf der Spur, die deine Ratten vergiftet haben«, sagte er.
    »Die Rattenfängergilde!« knurrte Arthur und hätte fast ein Ruder losgelassen. »Ich
wußte,
daß sie dahintersteckt. Hier habe ich die anderen Ratten erwischt. Jetzt sind noch mehr da. Mausetot – beziehungsweise
ratte
n
tot –
sind die Biester.«
    »Ja! Und ich muß Kommandeur Mumm die Namen der Schuldigen nennen! Ich persönlich! Mit allen Armen und Beinen! Darauf legt er großen Wert!«
    »Weißt du eigentlich, daß du auf einer Falltür hockst?« erwiderte Arthur. »Warte mal.«
    Arthur ruderte davon. Colon rollte sich auf die Seite. Nach einer Weile kratzte es in der Wand, und der Feldwebel bekam einen Tritt ans Ohr.
    »Au!«
    »Kann man bei dieser Sache Geld verdienen?« fragte der Kleine Irre Arthur und hob den Kerzenstummel. Das winzige Ding erinnerte Colon an die Kerzen, die in die Torte für einen Kindergeburtstag gesteckt wurden.
    »Was ist mit deinen Pflichten der Allgemeinheit gegenüber?«
    »Also kein Geld, wie?«
    »Jede Menge! Das verspreche ich! Und jetzt binde mich los!«
    »Das ist eine Schnur«, sagte Arthur und hantierte irgendwo im Bereich von Colons Händen. »Nicht einmal ein richtiger Strick.«
    Der Feldwebel spürte, wie seine Hände freikamen. Allerdings blieb der Druck um seine Handgelenke.
    »Wo ist die Falltür?« fragte er.
    »Unter dir. Eignet sich gut dafür, Sachen loszuwerden. Von unten sieht sie so aus, als sei sie schon seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. He, in den Tunneln wimmelt’s jetzt überall von toten Ratten! So dick wie dein Kopf und zweimal so tot! Die Viecher, die ich für Gimlet gefangen habe… erschienen mir sonderbar träge.«
    Die Schnur gab nach, und dann waren auch Colons Beine frei. Er setzte sich auf und massierte sie.
    »Gibt es einen anderen Ausgang?« fragte er.
    »Jede Menge für mich, keinen für dich, Großer«, erwiderte der Kleine Irre Arthur. »Ich schätze, dir bleibt nichts anderes übrig, als zu schwimmen.«
    »Was? Ich soll in die Brühe da unten springen?«
    »Keine Sorge, du kannst nicht darin ertrinken.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Aber du könntest ersticken. Hast du noch nie von dem Fluß gehört, auf dem man ohne Boot vorankommt?«
    »Abgesehen vom Ankh?« vergewisserte sich Colon. »Meinst du die Suppe da unten?«
    »Es liegt an dem Vieh in den Pferchen«, erklärte der Kleine Irre Arthur. »Eingesperrtes Vieh ist immer ein wenig nervös.«
    »Kann ich gut verstehen.«
    Vor der Tür knarrte etwas. Es gelang Colon, auf die Beine zu kommen.
    Die Tür öffnete sich.
    Eine Gestalt füllte den Rahmen. Wegen des Lichts hinter ihr war sie nur eine Silhouette, doch Colon bemerkte dreieckige glühende Augen.
    In mancher Hinsicht war der Körper des Feldwebels intelligenter als sein Geist, und er reagierte nun. Er nutzte den vom Gehirn ausgelösten Adrenalinschub, sprang aus dem Stand fast einen Meter hoch und richtete die Zehen nach unten, so daß die eisenbeschlagenen Spitzen seiner Stiefel auf die Falltür prallten.
    Der Schmutz von vielen Jahren gab ebenso nach wie das rostige Eisen.
    Colon setzte seinen Weg nach unten fort. Zum Glück war der Körper vernünftig genug, sich die Nase zuzuhalten, als er mit einem
Blob
in den stinkenden Bach fiel.
    Die meisten Leute ringen nach Luft, wenn sie ins Wasser fallen. Feldwebel Colon bemühte sich,
nicht
zu atmen. Die Alternative war viel zu schrecklich, um darüber nachzudenken.
    Er kam wieder nach

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