Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
oben, zum Teil von Gasen getragen, die sich aus dem dahinrinnenden Schleim lösten. Ein oder zwei Meter entfernt brannte die Kerze auf Arthurs Floß mit bläulicher Flamme.
    Etwas landete auf Colons Helm und trat nach ihm wie jemand, der einem Pferd die Sporen gibt.
    »Nach
rechts!
Und los!«
    In einer Mischung aus Schwimmen und Gehen arbeitete sich der Feldwebel durch die gräßliche Masse. Das Grauen verlieh ihm Kraft. Bestimmt verlangte es später den geleisteten Kredit mit hohen Zinsen zurück, aber jetzt ließ Colon Kielwasser hinter sich zurück – eine Lücke, die sich erst nach wenigen Sekunden schloß.
    Er stoppte, als der Druck auf seinem Kopf nachließ, was nur bedeuten konnte, daß sie im Freien waren. Colon tastete umher, berührte den schmierigen Pfahl einer Landungsbrücke und hielt sich schnaufend daran fest.
    »Was war das für ein Ding?« fragte der Kleine Irre Arthur.
    »Golem«, keuchte Colon.
    Er streckte die Hände nach den Planken aus und versuchte, sich emporzuziehen, sank jedoch ins Wasser zurück.
    »He, habe ich da gerade was gehört?« fragte der Kleine Irre Arthur.
    Feldwebel Colon stieg wie eine unter Wasser gestartete Rakete empor und landete auf dem Kai, wo er in sich zusammensackte.
    »Muß ein Vogel oder so gewesen sein«, sagte der Kleine Irre Arthur.
    »Wie nennen dich eigentlich deine Freunde, Kleiner Irrer Arthur?« brummte Colon.
    »Weiß nicht. Hab keine.«
    »Na, das ist wirklich eine Überraschung.«
     
    Lord de Nobbes hatte jetzt viele Freunde. »Hoch die Tassen! Und runter damit!« rief er.
    Überall um ihn herum erklang schrilles Gelächter.
    In der Menge lächelte Nobby glücklich. Nie zuvor hatte er sich so sehr amüsiert und dabei die Kleidung anbehalten.
    In einer fernen Ecke von Lady Selachiis Salon schloß sich diskret die Tür. Dahinter nahmen anonyme Herren in den gemütlichen Sesseln des Rauchzimmers Platz und musterten sich erwartungsvoll.
    »Es ist erstaunlich«, sagte schließlich jemand. »Wirklich erstaunlich. Der Mann hat tatsächlich Charisma.«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, er ist so schrecklich, daß er die Leute fasziniert. Zum Beispiel seine Geschichten… Habt ihr bemerkt, daß man ihn ermutigt hat, noch mehr davon zum besten zu geben? Niemand konnte sich vorstellen, daß jemand solche Witze in gemischter Gesellschaft erzählt.«
    »Mir gefiel der über den sehr kleinen Mann, der Klavier spielte…«
    »Und sind euch seine Tischmanieren aufgefallen?«
    »Nein.«
    »Na bitte!«
    »Und der Geruch! Vergeßt nicht seinen Geruch!«
    »Eher…
seltsam
als schlimm.«
    »Ich habe festgestellt, daß sich nach einigen Minuten die Nase schließt, und dann…«
    »Ich meine, in
gewisser
Weise zieht er die Leute an.«
    »Wie eine öffentliche Hinrichtung.«
    Es wurde still, als die Herren nachdachten.
    »Scheint immer recht gut gelaunt zu sein.«
    »Außerdem ist er nicht besonders intelligent.«
    »Gib ihm einen Krug Bier und… und das Wasauchimmer mit Zehennägeln dran – dann ist er so glücklich wie ein Schwein im Dreck.«
    »Ich glaube, das ist eine Beleidigung.«
    »Entschuldigung.«
    »Ich habe einige prächtige Schweine.«
    »Ja.«
    »Nun, ich kann mir gut vorstellen, wie er Bier trinkt und… Füße ißt, während er seine königlichen Proklamationen unterschreibt.«
    »In der Tat. Ja. Äh… glaubt ihr, daß er lesen kann?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    Erneute Stille wies auf fleißiges Nachdenken hin.
    »Da wäre noch etwas anderes…«, ließ sich jemand vernehmen. »Wir brauchen uns keine Sorgen über eine ungelegene königliche Nachfolge zu machen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Könnt ihr euch irgendeine Prinzessin vorstellen, die ihn heiratet?«
    »Nun… es heißt, daß sie Frösche küssen…«
    »Frösche, ja.«
    »Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, daß Macht und Königtum starke Aphrodisiaka sind.«
    »
Wie
stark, deiner Meinung nach?«
    Wieder wurde es still. »Vielleicht nicht stark genug.«
    »Er sollte seinen Zweck erfüllen.«
    »Und ob.«
    »Drachenkönig hat eine gute Wahl getroffen. Der kleine Narr ist doch nicht
wirklich
ein Graf, oder?«
    »Ich bitte dich!«
     
    Gertie Kleinpo saß voller Unbehagen auf dem hohen Stuhl hinter dem Schreibtisch. Ihre derzeitige Aufgabe bestand darin, eine Liste über die Streifen, die das Wachhaus verließen und zurückkehrten, zu führen.
    Einige Männer warfen ihr erstaunte Blicke zu, schwiegen jedoch. Gertie wollte sich bereits entspannen, als die vier Zwerge von der

Weitere Kostenlose Bücher