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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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seltsam
    klingt.«
    »Wenigstens ist das Motto in richtiger Sprache geschrieben und nicht
    in dem altmodischen Quatsch, den niemand versteht«, sagte Feldwebel
    Colon. »›Die Kerze läßt sich gut tragen.‹ Das ist ein Wortspiel, Detritus.
    Der Kerzenmacher heißt nämlich Traggut .«
    Mumm stand zwischen den beiden Feldwebeln und glaubte zu spüren,
    wie sich in seinem Kopf ein Loch öffnete.
    »Verdammt!« sagte er. »Verdammt, verdammt, verdammt! Er hat es
    mir gezeigt ! ›Ach, der dumme Mumm! Er merkt sicher nichts.‹ Und das stimmt sogar!«
    »So einfach ist das nicht«, warf Colon ein. »Ich meine, man muß wis-
    sen, wie der Nachname des Kerzenmachers lautet…«
    »Sei still, Fred!« zischte Mumm.
    »Bin still, zu Befehl, Herr Kommandeur.«
    »Diese Arroganz… Wer ist das?«
    Jemand verließ das Gebäude, blickte sich nervös um und eilte fort.
    »Das ist Traggut!« entfuhr es Mumm. Er hielt sich nicht damit auf,
    »Ihm nach!« zu rufen und beschleunigte aus dem Stand auf Höchstge-
    schwindigkeit. Der Fliehende wich gelegentlich einem Schaf oder
    Schwein aus und war recht flink, aber der Treibstoff für Mumms Motor
    hieß Zorn. Nur noch wenige Meter trennten ihn von Traggut, als der
    Kerzenmacher in einer dunklen Gasse verschwand.
    Mumm bremste und erreichte schlitternd die Mauer. Er hatte eine
    Armbrust gesehen, und als Wächter bekam man früher oder später –
    meistens früher – die Chance zu lernen: Es ist sehr ungesund, eine dunk-
    le Gasse zu betreten, wenn sich dort jemand versteckt, der eine Arm-
    brust hat und einen ganz deutlich vor dem hel eren Hintergrund sehen
    kann.
    »Ich weiß, daß du da drin bist, Traggut!« rief Mumm.
    »Ich habe eine Armbrust!«
    »Die kannst du nur einmal abfeuern!«
    »Ich möchte als Kronzeuge auftreten!«
    »Von wegen!«
    Traggut senkte die Stimme. »Sie meinten, ich sollte den verdammten
    Golem damit beauftragen. Ich wol te nicht, daß jemand zu Schaden
    kommt.«
    »Oh, natürlich«, erwiderte Mumm. »Ich schätze, du hast die Giftkerzen
    deshalb hergestellt, weil sie besseres Licht geben.«
    »Du weißt, was ich meine! Sie sagten, es käme alles in Ordnung,
    und…«
    »Wer verbirgt sich hinter dem Wörtchen ›sie‹?«
    »Sie haben mir versprochen, daß niemand etwas herausfindet!«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, sie sagten, sie…« Seine Stimme verklang kurz und nahm dann den
    schmeichlerischen Tonfall an, den Narren gebrauchen, wenn sie intelli-
    gent klingen wollen.
    »Wenn ich dir al es erzähle… Läßt du mich dann laufen?«
    Die beiden Feldwebel hatten Mumm inzwischen eingeholt. Der Kom-
    mandeur zog Detritus zu sich heran. Besser gesagt, er zog sich zu Detri-
    tus.
    »Geh um die Ecke und sorg dafür, daß der Kerl nicht auf der anderen
    Seite der Gasse entkommt«, flüsterte er. Der Trol nickte.
    »Was willst du mir erzählen, Traggut?« fragte Mumm.
    »Bist du einverstanden?«
    »Womit?«
    »Haben wir eine Vereinbarung getroffen?«
    »Nein, verdammt, wir haben keine Vereinbarung getroffen, Traggut!
    Mit dem Gesetz feilscht man nicht. Aber ich will dir was verraten: Man
    hat dich hintergangen!«
    Es war still in der Gasse. Dann schien jemand zu seufzen.
    Hinter Mumm stampfte Feldwebel Colon mit den Füßen aufs Kopf-
    steinpflaster, um sie zu wärmen.
    »Du kannst nicht die ganze Nacht dort drin bleiben, Traggut«, sagte
    Mumm.
    Ein ledriges Geräusch erklang. Mumm spähte in den Nebel. »Irgend
    etwas geht da nicht mit rechten Dingen zu«, sagte er. »Komm!«
    Er lief in die Gasse. Feldwebel Colon folgte ihm auf der Basis des
    Prinzips, daß man durchaus in eine Gasse laufen kann, in der sich ein
    Bewaffneter versteckt – vorausgesetzt, jemand läuft vor einem her.
    Eine Gestalt ragte vor ihnen auf.
    »Detritus?«
    »Ja, Herr Kommandeur.«
    »Wohin ist er verschwunden? Ich habe nirgends Türen gesehen!«
    Als sich Mumms Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte
    er ein Bündel an der Wand. Er stieß mit dem Fuß an eine Armbrust.
    »Traggut?«
    Er ging in die Hocke und zündete ein Streichholz an.
    »Oh, scheußlich«, kommentierte Feldwebel Colon. »Jemand hat ihm
    das Genick gebrochen…«
    »Er sein tot?« fragte Detritus. »Soll ich zeichnen seine Umrisse mit
    Kreide?«
    »Ich glaube, die Mühe können wir uns sparen, Feldwebel.«
    »Es gar keine Mühe sein. Ich habe Kreide dabei.«
    Mumm sah auf. Nebelschwaden füllten die Gasse, aber seine Erinne-
    rung zeigte ihm ein klares Bild: Hier gab es weder Leitern noch niedrige
    Dachränder.

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