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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Tür – und sprang auf. Mehrere Sekunden
    zeichnete sich Dorfls Gestalt im Rahmen ab. Dann senkte der rote Go-
    lem den Kopf, breitete die Arme aus und griff an.
    Er lief nicht sehr schnel , aber mit ebensoviel Bewegungsenergie wie
    ein langsam dahingleitender Gletscher. Die Bodendielen donnerten unter
    Dorfl.
    Mit lautem Krachen prallten die beiden Golems mitten in der Fabrik
    gegeneinander. Dutzende von feurigen Zickzacklinien bildeten sich auf
    dem Königsgolem, als Risse in die Breite und Länge wuchsen. Doch er
    blieb auf den Beinen, schrie, packte Dorfl und warf ihn gegen die Wand.
    »Komm endlich«, drängte Angua. »Jetzt können wir Gertie suchen und
    mit ihr verschwinden.«
    »Wir sollten ihm helfen«, sagte Karotte, als die beiden Golems wieder
    gegeneinanderstießen.
    »Wie denn? Wenn Dorfl ihn nicht aufhalten kann, dürften wir wohl
    kaum dazu fähig sein. Komm !«
    Karotte schüttelte Anguas Hand ab.
    Dorfl kroch aus einem Durcheinander aus Ziegelsteinen, stand auf und
    griff erneut an. Die beiden Golems trafen sich wie Ringer, suchten am
    Leib des Widersachers nach festem Halt. Für kurze Zeit verharrten sie in
    dieser Haltung, dann hob Dorfl einen Gegenstand. Er taumelte zurück
    und schmetterte dem weißen Golem ein weißes Bein auf den Kopf.
    Er wol te mit der anderen Hand zuschlagen, doch der Königsgolem
    hielt ihn fest, drehte sich mit verblüffender, sonderbarer Eleganz, brach-
    te Dorfl zu Fall, rollte sich auf die Seite und trat zu. Dorfl rollte ebenfalls herum, streckte die Arme, um die Eigenbewegung unter Kontrol e zu
    bringen, sah zurück und beobachtete, wie seine Füße zur Wand rutsch-
    ten.
    Der König griff nach seinem Bein, schwankte kurz und befestigte es
    wieder am Körper.
    Sein roter Blick glitt durch die Fabrik und glühte heller, als er Karotte
    erreichte.
    »Es muß hier noch einen anderen Ausgang geben«, hauchte Angua.
    »Traggut ist jedenfalls weg.«
    Sie rannten los, und der weiße Golem nahm die Verfolgung auf, wobei
    er jedoch sofort mit einem Problem konfrontiert wurde: Er hatte das
    Bein mit dem Knie nach hinten befestigt und hinkte dadurch im Kreis.
    Doch es gelang ihm, diesen Kreis immer näher an Angua und Karotte
    heranzubringen.
    »Wir können Dorfl nicht einfach da liegenlassen«, sagte Karotte.
    Er kletterte die Leiter vor einem Bottich hoch, zog die Eisenstange aus
    dem großen Behälter und kehrte auf den schmierigen Boden zurück.
    Der König wankte ihm entgegen. Karotte stützte sich an einem Gelän-
    der ab und holte aus.
    Der Golem griff unbeeindruckt nach der Metal stange und warf sie
    beiseite. Dann hob er beide Fäuste und wol te vortreten.
    Etwas hinderte ihn daran.
    »Thsss«, zischten die Reste von Dorfl und hielten ihn an den Füßen
    fest.
    Der König bückte sich, schlug mit der Handkante zu und trennte die
    obere Hälfte von Dorfls Kopf ab. Dann nahm er die Schriftrolle aus
    Dorfls Schädel und zerknüllte sie.
    Das Glühen in Dorfls Augen verblaßte.
    Angua stieß so fest gegen Karotte, daß er fast gestürzt wäre. Sie
    schlang beide Arme um ihn und zog ihn mit sich.
    »Er hat Dorfl getötet, einfach so«, brachte Karotte fassungslos hervor.
    »Es ist wirklich schade, ja«, erwiderte Angua. »Das heißt, es wäre sehr
    schade gewesen, wenn Dorfl zu den Lebenden gezählt hätte. Es sind
    Apparate, Karotte! Komm jetzt, vielleicht schaffen wir es bis zur Tür…«
    Karotte schüttelte sich frei. »Ein Mord ist geschehen«, sagte er. »Wir
    sind Wächter. Wir dürfen nicht… tatenlos bleiben! Der Golem hat einen
    Mord begangen!«
    »Ein Apparat kann keinen Apparat ermorden…«
    »Kommandeur Mumm meinte einmal, jemand muß für die Leute spre-
    chen, die keine Stimmen haben!«
    Er glaubt wirklich daran, dachte Angua. Mumm hat ihm Worte in den
    Kopf gesteckt.
    »Beschäftige ihn!« rief Karotte und sauste davon.
    »Wie denn? Soll ich ihm ein Liedchen vorsingen?«
    »Ich habe einen Plan.«
    »Oh, gut .«

    Mumm sah am Eingang der Kerzenfabrik hoch und bemerkte zwei Ker-
    zen, die zu beiden Seiten eines Schilds brannten. »Sieh dir das an«, sagte er. »Die Farbe ist kaum trocken, und schon gibt er damit an!«
    »Was ist das, Herr?« fragte Detritus.
    »Sein verdammtes Wappen!«
    Der Troll hob den Kopf. »Warum es da gibt einen brennenden Fisch?«
    fragte er.
    »In der Heraldik nennt man dies ›poisson‹«, erklärte Mumm bitter.
    »Das Ding stellt eine Lampe dar.«
    »Eine Lampe aus Poisson«, sagte Detritus. »Das ziemlich

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