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Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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Frühjahrsferien. Stattdessen warst du in Houston bei deiner Mutter. Und meine Verwandten sind nicht so reich wie deine, die können nicht einfach nach New York jetten, um dich kennenzulernen.«
    Gespannt beobachte ich ihn und warte ab, wie er auf diese Argumente reagieren wird. Aber er weicht meinem Blick aus und mustert den Honda Accord, der direkt vor uns parkt, quer über dem Gehsteig. »Da hast du recht«, stimmt er mir leise zu. »Wahrscheinlich habe ich einen Fehler gemacht.«
    »Für dich ist es nicht wichtig, meine Familie zu treffen.« Das will ich nicht sagen. Scheinbar werden die Worte einfach aus mir herausgezerrt. So wie damals, als Gran – sternhagelvoll vom Kochsherry – endlich beschlossen hatte, mit Dads riesigem Stemmeisen über das verstopfte Abflussrohr herzufallen. Der Alkohol verlieh ihr ungeheure Kräfte, und sie konnte das Metallgelenk lockern und all den Müll rausholen, der sich ein halbes Jahr lang in dem Rohr gesammelt hatte. Plötzlich ist er hervorgequollen.
    So wie der Müll, der jetzt aus mir herausfließt. Schon im letzten Januar hätte ich ihn rauslassen sollen. Und nun bricht er sich Bahn. Das will ich nicht. Wirklich nicht. Und ganz sicher nicht, wenn es um meine nette, heile Beziehung geht.
    Aber so ist der Müll eben – irgendein fieses Zeug, das irgendwann rausmuss.
    »Nein, das stimmt nicht …«, beginnt Luke zu protestierten. Doch er kommt nicht zu Wort.

    »Behaupte bloß nicht, du hättest keine Zeit gehabt! Wär’s dir wichtig gewesen, hättest du dir die nötige Zeit genommen. Für mich war’s wichtig. Und meinen Verwandten hätte es auch sehr viel bedeutet. Dauernd fragen sie mich, wann sie dich kennenlernen. Und es wäre erfreulich, wenn sie dich noch vor der Hochzeit treffen könnten.«
    Luke öffnet den Mund. Aber ich rede unaufhaltsam weiter.
    »Doch jetzt ist es zu spät. Weil du übermorgen nach Frankreich fliegst. Und«, fährt meine Stimme gnadenlos fort, ohne meine Einwilligung, »ob du es so nennen möchtest oder nicht, wir nehmen uns eine Auszeit. Ich muss nämlich nachdenken, Luke – über alles, was mit uns passiert. Was wir tun. Was ich tue.«
    »Okay.« Und dann nimmt er seinen Arm von meinen Schultern.
    Eine Zeit lang sitzen wir schweigend nebeneinander. Natürlich schweigt die City nicht. Taxis brausen vorbei. Drüben auf der Third Avenue heult eine Sirene. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube zu hören, wie über unseren Köpfen ein Fenster geöffnet wird. Offenbar will Ava uns belauschen.
    Hoffentlich gießt sie keinen Eimer Wasser herab. Oder etwas anderes.
    In der Stille zwischen uns höre ich noch etwas – das Geräusch meines brechenden Herzens.
     
    Als ich ins Apartment zurückkehre, sitzt Ava wieder auf der Couch. Unschuldig zappt sie durch die
TV-Kanäle, das Telefon immer noch am Ohr. Sie lächelt mich an und beobachtet, wie ich Snow Whites enthusiastische Miniattacke abwehre. »Nun, wie war’s?«
    »Das weißt du doch. Du hast uns belauscht.« Ich werfe meine Schlüssel in die Obstschale, die zu diesem Zweck auf dem Bücherregal neben der Tür steht.
    »Natürlich nicht!«, schnauft sie. Dann bemerkt sie meine Miene. »Ja, okay. Aber ich konnte nichts hören. Gerade wollte ich eine Orange über Lukes Kopf schälen, da hast du zu weinen angefangen. Zumindest hat es so ausgesehen.«
    »Unsinn, ich habe nicht geweint.« Ich lasse mich neben ihr in die Polsterung der Couch fallen, und der Chihuahua springt auf meinen Schoß. Geistesabwesend streichle ich ihn. »Wir nehmen uns eine Auszeit.«
    »Tatsächlich?« Die Augen weit aufgerissen, starrt Ava mich an. »Was heißt das?«
    »Keine Ahnung«, seufze ich und zucke die Schultern. »Die Worte sind einfach aus mir herausgesprudelt. Ich konnte nichts dagegen tun. So etwas passiert mir manchmal.« Eigentlich immer.
    Was ich zu Luke gesagt habe, ergibt keinen Sinn. Warum habe ich eine Auszeit vorgeschlagen? Ich liebe ihn. Oder ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn liebe. Zum Beispiel liebe ich es, morgens neben ihm aufzuwachen, wenn er noch schläft, und ihn anzuschauen – diese unglaublich langen schwarzen Wimpern über seinen Wangenknochen. Und ich
liebe es, wenn er erwacht, die dunklen Augen vom Schlaf verschleiert, so als würden sie tausend geheimen Träumen nachhängen.
    Vor allem liebe ich es, dass ich zu diesen Träumen gehöre – ich, Lizzie Nichols, die in der Highschool kein einziges Date hatte. Denn ich war kein Mädchen, das ein Highschool-Junge ausführen

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