Hokus Pokus Zuckerkuss
…«
»Okay, Schätzchen, ich liebe dich.«
Dann ist das Telefonat beendet.
»Schhhh«, flüstert Chaz in mein Haar. Tiffany kommt zu uns und fragt, was geschehen ist, Shari streichelt meinen Arm. »Schhh – alles wird gut, Lizzie.«
Wie kann’s denn gut werden?
Gran ist gestorben.
Und ich habe mich nicht einmal von ihr verabschiedet.
EINE KURZE GESCHICHTE DER EHE
Warum wird der vierte Finger der linken Hand Ringfinger genannt? Die alten Ägypter und Römer glaubten, von diesem Finger würde eine Ader direkt zum Herzen führen. Und so war es nur logisch, ihn für ein Ehegelübde zu benutzen. Inzwischen ist es wissenschaftlich erwiesen, dass diese Theorie nicht stimmt.
Aber die Tradition lebt weiter, und der Finger gilt immer noch in aller Welt als Ringfinger. Ist es etwa kein romantischer Gedanke, unsere Eheringe wären mit unseren Herzen verbunden? Wenn auch durch eine unheimliche Blutader …
WIE MAN KATASTROPHEN AM HOCHZEITSTAG VERMEIDET
Es mag banal klingen. Aber probieren Sie Ihre Eheringe ein paar Tage vor der Hochzeit an – Braut und Bräutigam. Das Letzte, was Sie sich während der Trauungszeremonie wünschen, wären Ringe, die sie mühsam auf zu dicke Finger zwängen müssen. Womöglich haben Sie beide vor lauter Nervosität zu viel gegessen.
LIZZIE NICHOLS DESIGN ®
14
Ihr wurdet zusammen geboren,
und ihr werdet auf immer zusammen sein …
Aber lasst Raum zwischen euch.
Und lasst die Winde des Himmels
zwischen euch tanzen.
KAHLIL GIBRAN (1883 – 1931),
LIBANESISCH-AMERIKANISCHER KÜNSTLER,
DICHTER UND SCHRIFTSTELLER
»Hier ist noch mehr.«Achtlos stellt Rose eine Auflaufform vor mich auf den Küchentisch. »Grüne Bohnen, glaube ich. Jedenfalls irgendwas Grünes.«
Meine andere Schwester Sarah blickt von einem Notizbuch auf. Da schreibt sie die Namen aller Leute hinein, die uns was zu essen gebracht haben, weil wir – nach Grans Tod von unserer Trauer überwältigt – nicht kochen können. »Von wem ist das?«
»Keine Ahnung«, murmelt Rose missgelaunt und wühlt in ihrer Handtasche, die auf der Küchentheke neben der Glastür zum Garten liegt. »Das hab ich auf der vorderen Veranda gefunden. Schau auf der Karte nach, Sherlock.«
»Leck mich.« Sarah reißt die Karte vom Deckel der Auflaufform.
»Küsst du mit diesem Schandmaul deinen Mann?« Rose lacht blechern. »Ach ja, er hat dich verlassen.« Nun richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf mich. »Und wo ist Luke?«
»Sprich nicht mit mir«, sage ich.
Nun wendet sie sich wieder zu Sarah. »Was für eine Macke hat die denn?«
»Sie redet nicht mit dir, weil du die Entertainment News angerufen hast. Wegen ihrer Kundin. Erinnerst du dich?«
»Oh, bitte!« Rose verdreht grinsend die Augen. »Deshalb bist du immer noch sauer, Lizzie? Mittlerweile müsste das doch Schnee von gestern sein. Unsere Großmutter ist tot. Also, stell dich nicht so an. Wo ist Luke? Dein Verlobter? Kommt er nicht zum Begräbnis deiner Großmutter? Oder ist er zu beschäftigt? Mit seinem Studium? Wie üblich?«
»Er ist in Frankreich«, erwidere ich zähneknirschend.
»Oh, in Frankreich !« , spöttelt Rose. »Klar. Warum auch nicht? In Frankreich. «
»Ja, dort ist er.« Warum rede ich mit gewissen Leuten, obwohl ich mir geschworen habe, nie wieder mit ihnen zu reden? »Er hilft seinem Onkel, ein neues Investmentbüro aufzubauen. Nicht, dass es dich was angehen würde. Er wollte mit mir hierherkommen, und es tut ihm sehr leid. Aber im Augenblick kann er nicht weg …« Außerdem haben wir uns eine Auszeit genommen. Das verschweige ich Rose, weil sie es nicht verdient, noch mehr über mein Privatleben zu erfahren.
»Natürlich… Weißt du, wir alle fragen uns so langsam, ob dieser Luke wirklich existiert oder ob du ihn erfunden hast, damit wir glauben, du wärst endlich mit jemandem zusammen.« Immer noch lachend, öffnet sie die Glastür und tritt in die kühle Abendluft hinaus. Da sie sich nicht die Mühe macht, die Tür zu schließen, schwirren zahllose Mücken herein.
»Ich hasse sie auch«, teilt Sarah mir unverblümt mit, sobald Rose außer Hörweite ist. »Am besten ignorierst du sie. Du ahnst nicht, wie froh du sein kannst, dass du von hier weggezogen bist. Im Ernst.«
Die Arme vor der Brust verschränkt, die Ellbogen in den Händen, sitze ich da. Seit meiner Ankunft sitze ich so da. Ich kann nicht glauben, dass sie tot ist. Gran, meine ich. Ja, ich wusste es – sie war alt. Aber doch nicht so alt …
»Nun, sie ist einfach
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