Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)
kleinen Chicas bereits von ihren Müttern. Und sie merken, dass die Jungs und Männer total darauf abfahren. Deshalb präsentiert eine kubanische Frau ihren großen Popo sogar in hautengen Leggins oder Jeans und bewegt sich stolz wie eine Königin.
Ich kenne Frauen in Deutschland, die meinen, sie hätten zu breite Hüften. Deshalb verpacken sie sich und bewegen kaum den Popo, weil sie ihr »Handicap« verstecken wollen. Aber so kreieren sie sich ihre Komplexe selbst. Wenn diese Frauen in mein Land kommen und sich von den Komplexen befreien, dann sagen sie immer: »O Jorge, ich fühle mich hier so sexy.« Chicas, ich habe das schon bei einigen Freundinnen erlebt. In Kuba reden die Leute nicht über breite Hüften, sie finden sie toll. Und nicht nur in Kuba gilt: Eine Frau, die an ihre Schönheit glaubt und sich sexy findet, so wie sie ist, kann sich in Szene setzen.
In der Modewelt kann ich akzeptieren, dass ein Model bestimmte Maße haben muss. In diesem Job ist das eben so. Aber im realen Leben finde ich es falsch, wenn eine Frau kritisiert wird, weil sie ein paar Kilo »zu viel« auf den Hüften hat. Es kennt doch keiner den Grund, warum eine Chica so ist. Manche essen zu viel. Und manche sind einfach so, wie sie sind – egal wie viel sie essen. Deshalb ist es nicht richtig, darüber zu urteilen. Wichtig ist nur, dass eine Chica sich selbst gut findet. Meint sie es ernst mit sich selbst, dann nehme ich ihr das ab. Wenn nicht, dann spüre ich das auch. Den Chicas meiner Familie konnte ich das fast immer glauben.
Vor ein paar Jahren organisierte ich ein Abendessen bei mir zu Hause in Deutschland. Zu der Zeit war gerade mein Vater zu Besuch. Es kamen einige gute Freundinnen, darunter auch ein paar Chicas mit den Traummaßen 90-60-90. Mein Vater schaute nur und sagte irgendwann: »Hör mal, mi hijo , mein Sohn, deine Freundinnen, sind die alle krank, oder essen die nicht?«
»Warum, Papa?«
»Die haben nur Knochen«, sagte er, »und gar kein Fleisch.«
Er war aus Kuba ein ganz anderes Schönheitsideal gewöhnt: Popo, Kurven und etwas auf den Rippen. Die dünnen deutschen Chicas, die nach Meinung meines Vaters keinen Popo hatten, beschäftigten ihn noch tagelang. »Die müssen doch essen«, sagte er immer wieder.
Von da an machte er allen deutschen Frauen, die seiner Vorstellung von Schönheit entsprachen, sofort Komplimente. Zu einer Freundin, die etwas mehr Figur hatte, sagte er mit einer Handbewegung, als würde er sich Wind zufächeln: »Uhhhh, das ist aber ein Fahrgestell.«
Ein paar Wochen später nahm ich meinen Vater mit zur Fashion Week in Berlin. Während bei einer Modenschau eine Armada superschlanker Frauen in wunderschönen Roben an ihm vorbeizog, schüttelte er nur den Kopf und flüsterte mir zu: » No , die sehen alle aus wie Kleiderbügel. So dünn und überall nur Stoff. Wo ist da die Frau? Diese Chicas sind ja wie Gespenster.«
Um ihn wieder aufzurichten, schlug ich ihm vor, ein Wiener Schnitzel essen zu gehen. Als die Bedienung im Restaurant meinem Vater den Teller mit einem riesigen panierten Schnitzel servierte, rümpfte er die Nase, schaute mich an und sagte: »Diese Falle stellst du mir nicht noch mal, hijo. Das Schnitzel da sieht aus wie die Chicas auf dem Laufsteg. Zu wenig Fleisch, zu viel Verpackung!« Dann nahm er sein Messer und fing an, die Panade vom Fleisch abzukratzen.
Schönheit ist eben relativ. Das ist wie mit der Mona Lisa, die eigentlich gar nicht so schön ist. Aber dieses kleine Lächeln, bei dem du dich fragst: Lacht sie oder lacht sie nicht? Dieser Glanz in den Augen, dieses Strahlen und dieser Blick – das alles kann einem Betrachter so viel geben, dass er alles andere darüber vergisst. Kann, aber muss nicht … Manche Menschen gewinnen der Mona Lisa einfach gar nichts ab.
Als ich mit meinen Eltern einmal in Frankreich war, besuchten wir auch den Louvre, denn meine Mutter wollte unbedingt die berühmte Mona Lisa sehen. Wir liefen kilometerlang an alten Gemälden und Skulpturen vorbei, weil meine Mutter sich alles, wirklich alles, ganz genau anschauen wollte. Mein Vater folgte uns erst etwas gelangweilt und mit der Zeit ungeduldig.
Als wir schließlich in den Raum kamen, wo die Mona Lisa hängt, konnten wir fast nichts sehen. Denn vor dem Bild, das viel kleiner ist, als ich es mir vorgestellt hatte, stand eine große Menschentraube. Es dauerte eine Weile, bis wir uns ganz nach vorn durchgekämpft hatten und endlich vor dem Bild standen. Mein Vater warf einen Blick
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