Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)
auf Chica Mona Lisa, machte ein entsetztes Gesicht und sagte dann ganz laut: »Ich bin doch nicht so weit gelaufen, um diese hässliche alte Frau anzuschauen, die nicht lachen kann, oder?«
Um uns herum wurde es totenstill. Da sich auch spanisch sprechende Touristen in der Menge befanden, sprach sich sofort herum, was der alte Kubaner gesagt hatte. Meine Mutter lief rot an und wäre vermutlich am liebsten im Erdboden versunken. Mein Vater ignorierte das alles, setzte sich etwas weiter entfernt auf eine Bank und fing an, den Chicas um ihn herum schöne Augen zu machen. Er blickte ihnen demonstrativ auf den Popo und kommentierte, was er sah. Dann rief er an meine Mutter gewandt, die ihm immer wieder böse Blicke zuwarf: » Mi corazón , mein Schatz, beschäftige du dich nur mit der Kunst. Ich schau mir lieber die Realität an.«
Die Kinder nannten mich bembón , weil das Schönheitsideal in Kuba damals glatte Haare, helle Haut und eine schmale Unterlippe vorgab. Als Kind habe ich das nicht verstanden. Damals versuchte ich nur, mich in meine Fantasiewelt zu retten. Wenn ich allein zu Hause spielte, stellte ich mich vor den Spiegel, machte einen Kussmund, lachte mich an und sagte zu meinem Spiegelbild: »Ich finde dich schön, Jorge. Und mit diesen Lippen kannst du gut küssen!« In meiner Fantasiewelt spielte ich alles, was ich nicht erleben durfte. Da war ich glücklich mit meinem Äußeren. In diesen Selbstgesprächen tankte ich Energie, um am nächsten Tag wieder in der Realität zu überleben.
Wenn du als Kind wegen deines Körpers gehänselt worden bist, dauert es, bis diese Wunden verheilt sind, auch wenn jede Kritik relativ ist. Wichtig ist, was du daraus machst. Meine Oma hat immer zu mir gesagt: »Wenn dich jemand nicht mag, dann such dir einen anderen, der dich so nimmt, wie du bist. Du wirst jemanden finden, denn die Welt ist groß.« Ganz ehrlich, ich habe erst lernen müssen, Omas Glücksrezept Nummer zwei auf mein Leben anzuwenden. Denn aufzustehen und weiterzuziehen, das erfordert viel Kraft. Vor allem setzt es voraus, sich erst einmal so zu akzeptieren, wie man ist. Wer sich in seiner Haut wohlfühlt, dem kann es egal sein, was die anderen sagen oder denken.
Ich habe erst lernen müssen, dass ich es nicht jedem recht machen kann. Es gibt Leute, die mich toll finden, und andere, die mich nicht mögen. Und das ist gut so. Der Einzige, der mir ganz sicher weiterhelfen kann in Sachen »mögen«, bin ich selbst.
Meine Übung mit dem Spiegel hat mir nicht nur als Kind, sondern auch noch als Jugendlicher geholfen. Bevor ich ausging, lachte ich mich im Spiegel an und machte mir Komplimente: »Du bist toll, Jorge. Oh, was für ein schönes Hemd. Uuuh, deine Beine, ganz toll. Vamos! « Das mache ich sogar heute noch, vor allem wenn es mir schlecht geht. Das ist meine Waffe oder mein System, um mich nicht unterkriegen zu lassen. Ich will meine Zeit nicht mit negativer Energie verschwenden, sondern die schönen Seiten des Lebens genießen, mir die Rosinen aus dem Kuchen picken …
Wie meine Oma schon sagte: Auf ihre Art hat jede Chica etwas Schönes. Jede Frau hat ihren Glam, der ihre Schönheit ausmacht. Glam oder Glamour hat nichts mit dem zu tun, was man trägt, sondern mit der inneren Haltung. Glam ist das Besondere, das Faszinierende an einer Chica, was sie aus der Menge heraushebt. Glam sieht bei jeder Frau anders aus. Sie muss ihn nur entdecken.
Glam entsteht aus der inneren Haltung und hat etwas mit deiner Energie zu tun. Diese innere Haltung wirkt sich auf die äußere aus. Glam kommt von innen, du musst ihn fühlen. Denn nur was du innerlich fühlst, kannst du auch äußerlich rüberbringen. Dann spürst du deine Selbstsicherheit, deine Kraft, deine Haltung und deine Energie. In dem Moment bist du frei – und bereit, etwas von dir selbst zu geben. Wenn Menschen unsicher sind und ihren Glam noch nicht in sich entdeckt haben, dann sind sie wie unsichtbar, selbst wenn sie Haute Couture tragen und groß und blond sind und die Maße 90-60-90 haben. Ohne Glam nützt dir das alles nichts.
Egal, ob du groß, klein, dick, dünn, blond oder schwarz bist, es zählt nur eins, Chicas: Wie man »läuft«, so geht man auch durchs Leben.
Let’s glam!
Das Ticket nach Europa
Als Neunjähriger war ich total verschossen in meinen Lehrer, einen großen, muskulösen und gut aussehenden Mann Anfang dreißig. Ich saß in meiner Schulbank, schaute seine schönen Lippen an, während er sprach, seinen starken Körper,
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