Hollisch verliebt
einordnen konnte.
„Riley“, krächzte sie mit wunder Kehle.
„Er ist in Sicherheit. Er ist bei uns.“
Gut. In Ordnung. Ja. Die Anspannung fiel von ihr ab, und große Erleichterung vertrieb das Licht, bis ganz von selbst die Dunkelheit zurückkehrte.
Licht.
Mary Ann hörte Reifen quietschen. Dann laute hämmernde Rockmusik, gefolgt von leiser Rockmusik und einer Diskussion im Flüsterton. Sie wurde nicht mehr durchgerüttelt, sondern lag auf einer weichenUnterlage. In ihre Seite drückte sich ein kleiner harter Gegenstand.
Sofort stellten sich ungebetene Gedanken ein.
Mühsam öffnete sie die Augen. Jemand musste ihr Vaseline auf die Pupillen geschmiert haben, denn sie sah alles verschwommen. Das war nicht witzig; sie würde sich beschweren, sobald sie den Mund aufbekam.
„… doch gesagt, dass ich brav bin“, sagte Tucker.
„Tut mir leid, aber es ist ja wohl verständlich, dass ich vorsichtig bin“, antwortete Aden.
Aden. Aden war hier.
„Deine Freundin fahren zu lassen, während du mir ein Messer an die Kehle hältst, hat doch nichts mehr mit Vorsicht zu tun. Das ist ein Spiel mit dem Tod. Außerdem brauchst du mich noch. Ohne mich werdet ihr vielleicht angehalten.“
„Du brauchst mich auch noch. Vergiss das nicht.“
In der sich anschließenden Stille konnte Mary Ann ihre Gedanken ordnen. Sie war gerettet. Mit Riley. Wo war er? Ihr hämmerndes Herz erinnerte sie an etwas, doch sie wusste nicht, woran. Mit zitternden Händen wischte sie sich über die Augen. Obwohl nichts an ihren Fingern haften blieb, wurde ihr Blick etwas klarer, und sie konnte sich umsehen. Sie lag in einer Art Transporter ausgestreckt auf dem Rücksitz.
Also drückte sich nur der Sicherheitsgurt in ihren Rücken, nicht irgendein Typ und sein … Das war schon mal eine Erleichterung.
Noch mehr erleichterte es sie, Riley auf dem Sitz vor sich zu sehen. Selbst im Schlaf hörte er offenbar, dass sie sich bewegte, denn er drehte den Kopf in ihre Richtung. Er hatte die Augen geschlossen, sein Gesicht wirkte verkniffen.
Tausendmal besser verkniffen als tot.
Sie streckte eine Hand aus, die stark zitterte, und legte sie ihm auf den Arm. Er reagierte nicht, aber das war in Ordnung. Was ihnen auch passiert war, sie würden überleben.
Ein Seufzen entfuhr ihr, und wieder umfing sie Dunkelheit. Dieses Mal ließ sie sich mit einem Lächeln treiben.
Als Mary Ann aufwachte, knurrte ihr Magen.
Stirnrunzelnd öffnete sie die Augen, streckte sich, um die Schmerzen zu vertreiben, was allerdings nicht half, und setzte sich vorsichtig auf. Nach einem kurzen schwindeligen Moment konnte sie ihre Umgebung erkennen. Statt auf dem Rücksitz des Autos lag sie nun auf einem unbekanntenBett in einem kleinen, aufgeräumten Zimmer. Wer es eingerichtet hatte, stand eindeutig auf die Farbe Braun. Brauner Teppich, braune Vorhänge, braune Bettdecke.
„… musst trinken“, sagte Victoria gerade.
„Du auch.“
„Ja … also ich brauche im Moment nichts.“
„Das kann doch gar nicht sein. Ich habe dich die ganze Zeit nicht trinken sehen.“
„Das heißt nicht, dass ich es nicht getan habe.“
„Hast du denn getrunken?“
Trinken. Essen. Nahrung. Als Mary Anns Magen wieder grummelte, sahen Aden und Victoria zu ihr herüber. Wie peinlich. Beide saßen vor dem Bett auf einem braunen Sessel, Victoria auf Adens Schoß.
Bei ihren früheren Treffen hatte Mary Ann immer zugleich den Drang verspürt, ihn zu umarmen und davonzulaufen. Jetzt wollte sie ihn einfach nur noch umarmen. Er war einer ihrer besten Freunde, und sie liebte ihn wie einen Bruder, aber ihre Fähigkeiten – er zog an und verstärkte, sie stieß ab und schwächte – machten sie zu völligen Gegensätzen. Sie hatten zwei Magneten geglichen, die mit der falschen Seite aneinandergepresst wurden und nicht zusammengehörten. Bis jetzt.
Sie fragte sich, was sich geändert hatte, aber sie war zu hungrig, um der Sache auf den Grund zu gehen.
„Du bist wach“, stellte Aden hörbar erleichtert fest.
„Ja.“ Er sah verändert aus. Stark verändert. Statt der dunklen Haare trug er kurze blonde Stoppeln. Sein Gesicht war härter, schroffer, seine Schultern breiter. Wenn sie sich nicht täuschte, waren sogar seine Beine länger geworden.
In nur zwei Wochen war er so viel gewachsen. Wow. Aber wahrscheinlich sah auch sie anders aus. Sie war tätowiert und dünner, vielleicht sogar hager. „Wo ist Riley?“
„Direkt neben dir.“ Victoria deutete mit einer Kopfbewegung auf die
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