Hollisch verliebt
andere Betthälfte.
Mary Ann fuhr überrascht herum, dass die Bettfedern quietschten. Tatsächlich. Riley lag neben ihr, gestützt von mehreren Kissen. Er war wach und schien Schmerzen zu haben. Sein Gesicht war bleich, unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Seine sonst strahlend grünen Augen wirkten stumpf.
Sie streckte die Hand aus und wollte mit den Fingerspitzen über dieSchatten fahren, als könne sie sie fortwischen, aber er zuckte vor ihrer Berührung zurück.
War sie erstaunt? Ja, das auch. Und zutiefst verletzt. Er sah sie nicht einmal an, sondern starrte zu Aden und Victoria hinüber. Ohne eine Erklärung presste er die Lippen fest zusammen.
Was war mit ihm los?
Hatte sie etwas getan oder gesagt?
Oder hatte er so große Schmerzen, dass er nicht berührt werden wollte?
An seinem nackten Oberkörper konnte sie keine Verletzung entdecken, aber von der Taille abwärts steckte er unter der Decke. Vielleicht bereiteten ihm seine Beine solche Schmerzen, dass er auf jede Berührung übersensibel reagierte. Das hätte sie nur zu gern geglaubt, aber im Innersten vermutete sie das Schlimmste.
Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Wenn das stimmte, war sie selbst schuld, oder?
„Ich dachte, ich hätte vorhin Tucker gehört“, krächzte sie Aden und Victoria zu.
Die Vampirprinzessin hatte sich nicht von seinem Schoß gerührt. Warum sollte sie auch? Woanders hätte sie nicht so bequem gesessen. Allerdings bewahrte sie perfekt Haltung. Sie saß kerzengerade und hatte die Hände ordentlich auf dem Schoß gefaltet. Jede andere hätte darauf gepfiffen und es sich bequem gemacht. Aden jedenfalls fläzte sich auf dem Sessel und strich Victoria mit einer Hand über den Rücken.
Sie gaben das perfekte Bild eines verliebten Pärchens ab. So eingespielt und vertraut. Wenn es Probleme gab, wie Riley behauptet hatte, arbeiteten sie offenbar daran.
Sehnsucht flackerte in ihr auf. Würden auch sie und Riley ihre Probleme lösen können? Wollte sie das überhaupt?
Darüber musste sie nicht erst nachdenken. Ja, sie wollte es. Aber wollte sie mit ihm zusammen sein und ihn in noch größere Gefahr bringen?
Ja, dachte sie wieder. Auch das. Nach ihrem letzten Kuss würde sie alles tun, um mit ihm zusammen zu sein. Wenn er sie wollte. Sie war vor ihm weggelaufen, und er war ihr gefolgt. Sie hatte versucht, ihn wegzuschicken, trotzdem war er bei ihr geblieben. Und jetzt … jetzt hatte sie keine Ahnung, was in seinem Kopf vor sich ging.
Was die Tatsache betraf, dass sie anderen Kraft entzog – dafür würden sie schon eine Lösung finden. Riley war sich da immer sicher gewesen,und dieses Mal glaubte sie ihm.
„Mary Ann? Hast du gehört? Tucker ist weg“, sagte Aden.
„Ach. Wo ist er hin?“
„Wissen wir nicht.“ Victoria schürzte die Lippen. „Riley wollte ihn umbringen, also war es ganz gut, dass er abgehauen ist.“
„Du hättest mich nicht zurückhalten sollen“, sagte Riley aufbrausend zu Aden. „Majestät.“
Der Klang seiner rauen Stimme ließ Mary Ann zittern. Oder eher erschauern. Er konnte also sprechen, nur mit ihr wollte er nicht reden. Autsch.
„Wo ist der andere Typ?“, fragte sie. „Der aus dem Krankenhaus? Der mich getragen hat?“
Sorgenfalten gruben sich in Victorias Stirn. „Das hast du mitbekommen?“
„Vage.“
„Hast du gehört … Schon gut. Das war Nathan, Rileys Bruder, aber er ist nicht mitgekommen. Er hat Tucker nervös gemacht.“
Und das hatten sie nicht gewollt? Erstaunlich. „Sagt mir mal bitte jemand, was los ist?“ Wieder grummelte ihr Magen, und sie errötete.
„Hast du Hunger?“, fragte Aden.
„Ich … ja.“ Dabei war sie seit Wochen nicht mehr hungrig auf richtige Nahrung gewesen. Nur auf Energie. Magie. Kraft. Jetzt hätte sie morden können für einen Hamburger.
Mmhh, einen Hamburger …
Alle drei sahen sie komisch an.
„Das ist … seltsam“, meinte Victoria schließlich.
Mary Anns Magen widersprach mit weiterem Grummeln. „Das ändert nichts an den Tatsachen. Ich bin halb verhungert!“
„Dann besorgen wir dir mal was zu essen.“ Etwas zu eifrig sprang die Prinzessin auf. „Ich hole dir was.“
„Nein.“ Aden schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall. Tucker ist da draußen. Ich will nicht, dass du …“
„Mir passiert nichts. Wenn doch, schicke ich dir eine SMS. Ich habe mich mit der Technik richtig angefreundet, das hast du ja gesehen.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Und du kannst jetzt nicht gehen. Du hast
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